Kurt O. Friedrichs
Kurzinformation
Kurzbiografie
Friedrichs war der Sohn eines Anwalts und wuchs in Düsseldorf auf. Er studierte in Düsseldorf, Greifswald, Freiburg im Breisgau, Graz und Göttingen. Er promovierte 1925 bei Richard Courant an der Universität Göttingen über Die Randwert- und Eigenwertprobleme aus der Theorie der elastischen Platten. Er arbeitete auch an Existenzsätzen zu partiellen Differentialgleichungen, numerischen Verfahren für partielle Differentialgleichungen und hyperbolischen partiellen Differentialgleichungen und wurde von Courant zur Arbeit an dem Buch Mathematische Methoden der Physik von Courant und Hilbert hinzugezogen. In diesem Zusammenhang entstand die Courant-Friedrichs-Lewy-Bedingung mit Courant und seinem Kommilitonen Hans Lewy. Nach der Assistenz-Zeit in Göttingen wurde er 1927 Assistent und dann Privatdozent an der RWTH Aachen (bei Theodore von Kármán), war nach der Habilitation 1929 Privatdozent in Göttingen und ab 1930 Professor an der TH Braunschweig. Aufgrund der politischen Verhältnisse nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten bemühte er sich bei einem Besuch 1935 bei dem inzwischen emigrierten Courant in New York ebenfalls um eine Stellung in den USA.
Friedrichs und dessen jüdische Verlobte Nellie H. Bruell emigrierten 1937 in die USA, wo sie am 11. August 1937 heirateten. Sie hatten fünf Kinder. Friedrichs folgte Courant an die New York University, wo dieser ein neues Institut für angewandte Mathematik (Courant Institute of Mathematical Sciences) aufbaute. Friedrichs war zunächst Gastprofessor an der New York University, ab 1939 Associate Professor und dann Professor am Courant Institute. Ab 1974 war er dort Distinguished Professor of Mathematics.
Das Lax-Friedrichs-Verfahren zur numerischen Lösung von hyperbolischen partiellen Differentialgleichungen und die Friedrichssche Erweiterung sind mit seinem Namen verbunden.
Zu seinen Doktoranden zählen Peter Lax (1949) und Cathleen Synge Morawetz.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm fünfmal die Ehrendoktorwürde verliehen, unter anderem 1980 von der Technischen Universität Braunschweig sowie von der RWTH Aachen, der Universität Uppsala, der New York University und der Columbia University. 1951 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und 1975 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1959 war er Mitglied der National Academy of Sciences und seit 1958 der American Academy of Arts and Sciences. 1976 erhielt er die National Medal of Science. In Braunschweig, von wo Friedrichs und Bruell 1937 emigrierten, erinnert eine Persönlichkeitstafel an das Ehepaar. Seit 1959 war er korrespondierendes Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft.
Quellennachweis:
Kurt O. Friedrichs Wikipedia
Synagoge und Religionsunterricht
Im Gemeindehaus in der Steinstraße besuchten jüdische Kinder den Religionsunterricht; vermutlich nur selten kam Familie Scheyer zum Gottesdienst in die Synagoge.
Emmy Scheyer und Valeska Heynemann mussten, als sie zur Schule „Kleine Burg“ (siehe 9) gingen, den vorgesehenen protestantischen Religionsunterricht besuchen und zusätzlich an den Religionsstunden teilnehmen, die am Mittwoch- und Samstagnachmittag im jüdischen Gemeindehaus neben der Synagoge stattfanden. Auch die in Braunschweig aufwachsende Nellie Bruell, später verheiratet mit dem Mathematiker Kurt Otto Friedrichs, musste diese Lektionen an der Steinstraße 4 besuchen. Sie schreibt darüber in ihren „Lebenserinnerungen“: „Ich hasste diesen aufgezwungenen Unterricht, der zwei sonst freie Nachmittage verdarb…“
Bei den Familien Scheyer und Heynemann wird es sich um assimilierte Juden gehandelt haben. Es fällt auf, dass Emmy Scheyer in ihren Briefen nie etwas über das Judentum schrieb. Ihren Vornamen Esther erwähnte sie nur ganz selten (in einem Schreiben an die Maler ihrer Gruppe „Die Blaue Vier“ nannte sie sich einmal „Minister des Äußeren Emmy Esther S.“, ein anderes Mal bat sie darum, die Schwächen „der kleinen eitlen Esther Emy“ zu verzeihen). 1919 forderte sie Jawlensky auf, Geduld zu haben, sie habe „keine jüdische Hast“. Beten habe sie durch ihn gelernt. Dabei war Jawlensky russisch-orthodoxer Christ. In ihrem Testament verfügte sie, dass ihr Leichnam eingeäschert und die Asche verstreut werde, niemand dürfe zugegen sein – drei Forderungen, die jüdischem Brauchtum nicht entsprachen.
Auch ihre Freundin Valeska Heynemann schilderte die Distanz, die ihre eigene Familie zum jüdischen Leben hatte. So habe es ihre Mutter vermieden, in die Braunschweiger Synagoge zu gehen. Ihr Vater sei nur an Jom Kippur dorthin gegangen und habe dabei immer Schwierigkeiten gehabt, den für ihn vorgesehenen Sitzplatz zu finden. Deshalb habe sie einmal ein Bild gemalt, das genau das darstellt: ihren Vater, wie er in der Braunschweiger Synagoge seinen Sitzplatz sucht und wie er als einziger den Tempel verlässt, verfolgt von den Blicken einiger Anwesenden.
Die Synagoge wurde während des Judenpogroms 1938, zynisch und beschönigend „Reichskristallnacht“ genannt, zerstört und zu einem Bunker für arische Braunschweigerinnen und Braunschweiger umgebaut. Das jüdische Gemeindehaus blieb unzerstört, es wurde aber bis 1945 als Polizeirevier missbraucht.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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