Hugo Kanter
Kurzinformation
Kurzbiografie
Bei Kunstsammlern zu Hause
Emmy Scheyer war eng in die Kunstszene und vor allem in die der Kunstsammler vernetzt. Mehrere von ihnen lebten am Petritorwall.
Emmy Scheyer kannte einige Kunstsammler in Braunschweig. Einer von ihnen war der Stadtbaumeister, Privatdozent und Freizeitmaler Herman Flesche (1886-1972). Er wohnte am Petritorwall 26 und gehörte zu den Leihgebern einer Ausstellung, die Otto Ralfs im März 1924 im Prachtbau veranstaltete, der seit 1927 Herzog Anton Ulrich-Museum genannt wird (siehe 12). Herman Flesche lieh Otto Ralfs ein Bild „Die Häuser“ von Paul Klee. Emmy Scheyer informierte den Maler am 14. April 1924 über diese Tatsache und fügte hinzu, so etwas sei ihr unbegreiflich und: „Ich will mal nachfragen, wieviel es kosten soll, und es Ihnen schreiben.“
Herman Flesche interessierte sich auch für Werke von Max Beckmann. Der Maler war bereit, ihm das Gemälde „Seelandschaft mit Pappeln“ von 1924 für 2.000 statt für 3.000 Mark zu überlassen, wenn er diesen Preis sofort bezahle und das Werk trotzdem für eine Ausstellung in Frankfurt zur Verfügung stelle. Zwei Jahre später nannte Beckmann dem Kunsthändler Günther Franke Flesches Adresse in Braunschweig mit dem Hinweis: „Ich glaube, daß man in Braunschweig verkaufen kann!!“
Ganz sicher kannte Emmy Scheyer auch das Sammlerehepaar Hugo und Marianne Kanter. Hugo war 1924 Professor für Privatwirtschaftslehre an der Technischen Hochschule und Syndikus der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Marianne schrieb gelegentlich Zeitungskritiken, z.B. eine sehr positive über die Ausstellung, die die Berliner Galerie Der Sturm 1916 in Braunschweig durchführte. Das Ehepaar gehörte im selben Jahr zu den Sammlern, die ein Bild „Italienischer Markt“ von Gustav Lehmann erwarben. Aus der Sammlung ihres Mannes vermachte Marianne Kanter dem Städtischen Museum (siehe 22) ein Pastell von Edgar Degas und ein Ölbild von Henri de Toulouse-Lautrec.
Andere Kunstsammler in Braunschweig waren Urban Kauth (siehe 18), und der Konservenfabrikant Hermann Querner jun. Er kaufte Bilder von Gustav Lehmann, Erich Heckel, Emil Nolde, Arthur Segal und anderen. Außerdem war er 1925 bereit, für ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, das heute in der Hamburger Kunsthalle hängt, 300 Mark in Form von Konserven aus seiner Fabrikation und 700 Mark in Raten zu bezahlen. Jawlensky war froh, dass Emmy Scheyers Bruder Erich bereit war, die monatlichen Zahlungen durchzuführen.
Erich Scheyer und seine Frau Margrit gehörten neben Otto Ralfs zu den wichtigsten Sammlern von Gegenwartskunst in Braunschweig. Als Erich Scheyer im Dezember 1938 notgedrungen die „Auswanderung“ seiner Familie vorbereiteten, stellte er den Antrag, seiner Schwester in Hollywood weit über 50 Arbeiten von Beckmann, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Matisse, Moholy-Nagy, Munch, Segal und anderen Vertretern der „Jungen Kunst“ schicken zu dürfen. Ein Ölbild von Emmy Scheyer gehörte auch dazu.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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