Im November 1938 wurde der Friedhof zerstört. Es sind keine Grabsteine mehr vorhanden.
Mitte der 1960er Jahre wurde vom Landesverband der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen ein Gedenkstein gesetzt.
1989/1990 wurde der Friedhof durch den Landesverband/Zentralarchiv dokumentiert (Fotos, Rohübersetzung: alle Steine). Auch Bernhard Gelderblom dokumentierte (1991 Fotos, 1997 Abschriften). Im Jahr 1997 wurde durch Prof. Berndt Schaller eine weitere Dokumentation durchgeführt (Abschrift: alle Steine).
Nach den Ereignissen des Novemberpogroms 1938, das für Bad Münder die Verwüstung der Synagoge und die Verschleppung von drei Männern in das Konzentrationslager Buchenwald brachten, war die jüdische Gemeinde gezwungen, die unbelegte Hälfte des Grundstücks verkaufen.
Der Bürgermeister der Stadt setzte 1939 die Schließung des Friedhofs durch. Zu der von ihm geplanten Nutzung des Geländes als Schießstand kam es jedoch nicht. 1941 wurde auch der als Friedhof genutzte Teil an einen Privatmann verkauft, der die Grabsteine abräumte und das Gelände als Gemüsegarten nutzte.
1953 erhielt der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen einen Teil des Grundstücks zurück. Ohne Wissen um den ursprünglichen Standort der Grabsteine ließ dieser 1961 den Friedhof wiederherstellen. Von den 1939 noch vorhandenen 39 Steinen konnten 28 gerettet und wieder aufgestellt werden.
2013 wurde eine Informationstafel von der Stadt Bad Münder aufgestellt. Der Text wurde von Bernhard Gelderblom verfasst.
1989/1990 dokumentierte der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und das Zentralarchiv mit Fotos und der Rohübersetzung aller Steine.
1990 fand eine Dokumentation durch Bernhard Gelderblom statt (Fotos, Abschriften).
Im Jahr 1938 wurden alle Grabsteine entfernt. 1945 erfolgte die Wiederherstellung des Friedhofsareals.
Der Friedhof wurde 1984/1985 dokumentiert durch Prof. Schaller (Abschrift: alle Steine; Übersetzung: teilweise).
Zeitzeug*innen berichten, dass der jüdische Friedhof in Aerzen mit mindestens 40 gut erhaltenen Grabsteinen versehen gewesen sein soll. Beim Novemberpogrom 1938 soll ein großer Teil der Steine zerstört oder zum Haus- und Wegebau benutzt worden sein, wobei nicht sicher ist, ob dies unmittelbar am 9. November geschah. Auch der Hemeringer Friedhof wurde 1938 geschändet.
Dokumentation des Friedhofs 1990 durch Bernhard Gelderblom (Fotos, Abschriften). 1989/1990 erfolgte eine Dokumentation durch den Landesverband/Zentralarchiv (Fotos, Rohübersetzung: alle Steine).
Am 9. November 1938 wurden die Steine durch die dörfliche SA umgestürzt und auf die Straße geworfen.
Von den zahlreichen Steinen des Friedhofes in Börry, der heute dem Landesverband der jüdischen Gemeinden gehört, sind drei erhalten. Erich Schloß, der rechtzeitig nach England gegangen war, kam nach dem Kriege mehrmals nach Börry und sorgte für die Aufstellung der Steine seiner Eltern und seines Bruders.
Um sich und ihre Arbeit vorzustellen, hat die DGB-Jugend Bezirk Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt im Frühling 2025 folgende Fragen beantwortet:
Welche Rolle spielen Themen wie Antisemitismus, Israel oder jüdisches Leben in Ihrer Arbeit?
Als DGB-Jugend setzen wir uns jeden Tag für eine solidarische Gesellschaft und für unsere historische Verantwortung ein.
Wir wollen allen Formen von Antisemitismus begegnen und tun dies vor allem auf drei Wegen: (1) Unserer Jugendbildungsarbeit, (2) Veranstaltungen und Gedenkstättenfahrten & (3) unseren Jugendaustauschen mit unserer Partnergewerkschaft in Israel, der Histadrut.
Als DGB-Jugend haben wir eine tiefe Freundschaft zur Histadrut, zur HaNoar HaOved VeHalomed und zur Dror Israel. Die Freundschaft zwischen der Histadrut und dem Deutschen Gewerkschaftsbund ist über 60 Jahre alt. Schon vor der Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ab 1965, fand 1961 der erste Jugendaustausch zwischen der Histadrut und dem DGB statt. Damals war es die Gewerkschaftsjugend, die Initiatorin und Treiberin dieser Freundschaft war. Bis heute hatten tausende junge Gewerkschafter*innen aus Deutschland und Israel die Gelegenheit an einer deutsch-israelischen Jugendbegegnung teilzunehmen. Diese Freundschaft sehen wir nicht als selbstverständlich an und sie erfüllt uns umso mehr mit tieferer Dankbarkeit.
Gibt es konkrete Projekte, Aktionen oder Kooperationen, die sich mit Israel oder Antisemitismusprävention beschäftigen?
(1) Jugendbildungsarbeit
Als DGB-Jugend reflektieren wir mit Schüler*innen in Seminaren die Funktionsweisen von Vorurteilen, Gewalt und verschiedenen Diskriminierungsformen, wie Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Sexismus auf Augenhöhe. Ziel ist es, eigene Standpunkte und Haltungen zu entwickeln, die einen kritischen Umgang mit den besprochenen Diskriminierungsformen und gesellschaftlichen Strukturen ermöglichen. Wir wollen die Schüler*innen aktivieren und gemeinsam Handlungsoptionen erarbeiten.
(2) Veranstaltungen und Gedenkstättenfahrten
Derzeit veranstalten wir unter anderem in Braunschweig als DGB und DGB-Jugend zusammen mit der ver.di SüdOstNiedersachsen, der Kooperationsstelle Hochschulen & Gewerkschaften SüdOstNiedersachsen, dem Forum gegen Rechts, Arbeit und Leben Niedersachsen und der Liberalen Jüdischen Gemeinde Wolfsburg – Region Braunschweig e.V. im Rahmen einer Reihe Vorträge und Veranstaltungen gegen Antisemitismus.
Immer wieder planen wir auch Gedenkstättenfahrten für junge Gewerkschaftsmitglieder. Dieses Jahr findet hierzu eine mehrtägige Gedenkstättenfahrt des Bezirkes nach Dachau statt. Unsere Gewerkschaftsjugenden nehmen darüber hinaus auch an Fahrten nach Auschwitz teil. Die Begegnungen und Studienaufenthalte sind auch durch den engagierten Einsatz von Gewerkschaftsmitgliedern ein fester Bestandteil der betrieblichen Erinnerungskultur von unter anderem Volkswagen oder Salzgitter Flachstahl.
(3) Jugendaustausche
Als DGB-Jugend Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt organisieren wir zusammen mit unseren israelischen Kolleg*innen der Histadrut Jugendaustausche zwischen jungen Gewerkschafter*innen aus Deutschland und Israel.
Die Programme werden von der DGB-Jugend auf Bezirks- und Bundesebene in enger Partnerschaft mit vielen Bezirken der Histadrut in Israel und Deutschland organisiert. Jugendliche aus Israel und Deutschland besuchen jeweils das andere Land und lernen sich kennen.
Im Zentrum der Austausche stehen die Lebens- und Arbeitsbedingungen junger Menschen in beiden Ländern, die gemeinsame Auseinandersetzung mit der Geschichte – insbesondere die Erinnerung an die Shoa – sowie wirtschaftliche und politische Entwicklungen in Israel und Deutschland. Besonders beschäftigen wir uns mit Fragen wie: Welche Rolle kann die Gewerkschaftsjugend heute spielen, um Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern? Wie kann sie Diskriminierungsformen und ihren strukturellen Gegebenheiten entgegenwirken? Und wie kann eine lebendige Erinnerungskultur aktiv erinnern und den Anfängen entgegenstehen?
Gab es in den vergangenen Jahren internationale Begegnungen oder Austauschformate mit Bezug zu Israel?
Heute gibt es bundesweit zwischen zehn und fünfzehn Jugendbegegnungen pro Jahr. In unserem Bezirk findet jedes Jahr ein Jugendaustausch statt. Die Austausche sollen immer im Wechsel in Israel und Deutschland stattfinden.
So konnten wir 2019 zehn junge Gewerkschafter*innen aus Israel in Deutschland begrüßen. Nach der Aufhebung der pandemiebedingten Reisebeschränkungen war im Jahr 2022 wieder ein Besuch in Israel möglich. In den Jahren 2023 und 2024 konnten wir – vor dem Hintergrund des Angriffs der Hamas auf Israel und der damit verbundenen Sicherheitslage – jeweils israelische Teilnehmende in unserem Bezirk willkommen heißen. Für 2025 ist erneut eine Begegnung in Israel geplant.
Was sind zentrale Herausforderungen oder Lernprozesse bei der Vermittlung dieser Themen im gewerkschaftlichen Kontext?
Die Auseinandersetzung mit Themen wie der Erinnerung an die Shoa und jeder Form des Antisemitismus sind für unsere gewerkschaftliche Bildungsarbeit essenziell – aber auch herausfordernd.
Gerade weil Antisemitismus heute oft in kodierter Form auftritt und gesellschaftlich strukturell verankert ist, ist die politische Bildung dagegen ein langfristiger Prozess, der Zeit, Kontinuität und die Bereitschaft braucht, sich auch mit unbequemen Fragen auseinanderzusetzen. Gesellschaftlich gibt es zudem viele Wissenslücken und zahlreiche Fehlinformationen. Auch die Gewerkschaftsbewegung kann sich hiervon nicht lossagen. Unsere Bildungsangebote sollen für unsere Gewerkschaftsmitglieder, aber auch generell Jugendliche, Räume für eine differenzierte Diskussionen und solidarische Perspektiven schaffen. Ein einzelner Workshop oder eine Jugendbegegnung reichen dafür aber bei weitem nicht aus; sie können nur den Anfang darstellen.
Unsere Bildungsarbeit bewegt sich aber genau hier in einem Spannungsfeld. Der Anspruch an langfristige Bildungsprozesse und geschützte, solidarische Räume steht häufig im Widerspruch zu den Bedingungen, unter denen viele junge Menschen heute leben: ökonomischer Druck, eine hohe Taktung des Alltags und die ständige Verfügbarkeit lassen wenig Raum für tiefgehende Auseinandersetzung. Umso wichtiger ist es, bewusst Orte zu schaffen, in denen Verlangsamung, Reflexion und gemeinsames Lernen möglich sind.
Wie hat Ihre Institution auf die Ereignisse des 7. Oktober 2023 und die Folgen reagiert bzw. welche Auswirkungen hatten diese auf Ihre Arbeit?
Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben uns als DGB-Jugend auf allen Ebenen zutiefst erschüttert. Seit der Shoa sind nicht mehr so viele Jüdinnen und Juden in so kurzer Zeit antisemitischer Gewalt zum Opfer gefallen. Wir stehen geschlossen an der Seite unserer israelischen Kolleg*innen und Freund*innen – insbesondere bei der Histadrut, der HaNoar HaOved VeHalomed (Noal) und Dror Israel – und verurteilen den abscheulichen Terror entschieden.
Auf Bundesebene hat der Bundesjugendausschuss, welcher neben der Bundesjugendkonferenz, unser höchstes Gremium ist, am 18.10.2023 eine klare öffentliche Positionierung in einer umfassenden Resolution („Nie wieder ist jetzt!“) beschlossen. Hierzu tagte der Bundesjugendausschuss als Zeichen der Solidarität in Israel.
Und auch auf bezirklicher Ebene haben wir gehandelt: Während 2023 ein regulärer Austausch mit israelischen Jugendlichen bei uns stattfinden konnte, wurde das Programm 2024 – in enger Abstimmung mit unseren Partner*innen – aus Sicherheitsgründen angepasst aber eben nicht ausfallen lassen: Anstelle einer Reise nach Israel durften wir erneut israelische Teilnehmende in unserem Bezirk willkommen heißen. Für 2025 planen wir wieder eine Begegnung in Israel.
Auf lokaler Ebene unterstützen wir Kundgebungen in Erinnerung an den 7. Oktober sowie gegen jede Form des Antisemitismus und veranstalten Vorträge, wie bspw. in der Veranstaltungsreihe.
Ein Schwerpunkt der Bildungsarbeit der Jüdischen Gemeinde Celle liegt in der Begegnung mit dem lebendigen Judentum in Celle und Umgebung. Die Gemeinde konzentriert sich hierbei auf Bildungsangebote für Schüler*innen, Jugendliche und junge Erwachsene. Für alle Altersstufen und Schulformen von der Grundschule bis zur Berufsbildenden Schule werden Angebote konzipiert. Zur Vorbereitung werden die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler*innen berücksichtigt. Es sind Workshops an einem Schulvormittag möglich bis hin zu 90-minütigen aktiven Vorträgen und Austauschen. Seit einigen Jahren haben sich intensive Kooperationen mit weiterführenden Schulen in der Stadt und im Landkreis ergeben für gemeinsame Gestaltungen von Gedenkveranstaltungen. Ein weiterer Schwerpunkt des Engagements der Gemeinde ist die Kooperation mit örtlichen Sicherheitsbehörden sowie der Bundeswehr für Informations- und Schulungsveranstaltungen ihrer Mitarbeiter*innen und Soldat*innen rund um die Themen „Jüdisches Leben damals und heute“ und „Aufklärung zu Antisemitismus“.
Die Jüdische Bibliothek Hannover ist ein öffentlicher Ort der Begegnung mit der jüdischen Kultur. Sie hält ein breites Spektrum an Literatur zu allen Themen des Judentums in mehreren Sprachen vor, in Deutsch, Russisch, Hebräisch und Jiddisch. Es gibt Bücher über jüdische Philosophie und Geschichte, Belletristik und bildende Kunst sowie religiöse Schriften und pädagogische Materialien. Für Kinder, Eltern, Großeltern und Erziehende steht eine Sammlung jüdischer Kinder- und Jugendbücher zur Verfügung. Studierende und Schüler*innen werden bei der Literatur-Recherche zu jüdischen Themen unterstützt. Die Bücher können ausgeliehen oder im Lesesaal der Bibliothek gelesen werden.
In den Räumen wird außerdem ein jährliches Programm mit 6 bis 8 Veranstaltungen zu unterschiedlichen Facetten der jüdischen Kultur angeboten. Informationen zu diesen Veranstaltungen werden über die Website bekanntgegeben.
Die Jüdische Gemeinde Delmenhorst e.V. steht in Kontakt zu vielen gesellschaftlichen Gruppen der Stadt. Sie bietet Führungen und Gespräche an, deren inhaltliche Schwerpunkte sich nach den Wünschen der anfragenden Gruppen richtet.
Es gibt keine Spuren vom Jüdischen Friedhof Dielmissen.
Der Friedhof wurde durch Bernhard Gelderblom dokumentiert (1994 Fotos, 1997 Abschriften).
1989/1990 dokumentierte der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und das Zentralarchiv den Friedhof (Fotos, Rohübersetzung: alle Steine).
Bernhard Gelderblom hat den Lageplan online veröffentlicht: www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/friedhoefe/judenfriedhessoldendorf.php (zuletzt eingesehen am 09.10.2025).
Der Friedhof wurde 1938 teilweise zerstört.
Der Friedhof wird schon vor 1938 abgeräumt worden sein.
Was ist aus den ca. 20 Grabsteine geworden, an die sich Zeitzeugen erinnern? Bis vor wenigen Jahren dienten einige kleine Grabsteine bzw. Fragmente von Grabsteinen (mit dem Namen der Grohnder jüdischen Familie Goslar) als Trittsteine am Nachbarhaus. Nach einer Renovierung sind sie heute verschwunden.
Aus einem Gespräch mit einem Zeitzeugen war früh bekannt, dass weitere, deutlich größere Steine in einer Scheune als Bodenbefestigung zum Abstellen schwerer Traktoren Verwendung gefunden hatten. Nachdem der Hof seinen Besitzer gewechselt hatte, stieß eine Anfrage wegen einer Rückgabe der Steine sogleich auf große Bereitschaft. Am 5. Dezember 2001 konnten durch die Hannoveraner Steinmetzfirma Schmalstieg insgesamt fünf Grabsteine geborgen werden.
Die fünf Grabsteine waren in der Scheune in der Regel mit der Schriftseite nach unten gelegt worden, so dass sich diese in einem sehr guten Erhaltungszustand befindet. Sie stammen, soweit entziffert, aus dem Belegungszeitraum von 1878 bis 1907.
2005 wurden zwei weitere Steine anonym zurückgegeben.
Aus Gesprächen mit weiteren Zeitzeugen und auch mit dem Pfarrer des Ortes ist zu erfahren, dass weitere Grabsteine erhalten geblieben sind. Leider ist bei großen Teilen der Bevölkerung jedoch keine Bereitschaft vorhanden, den Ort dieser Steine preiszugeben. Da mischt sich diffuses Schuldgefühl mit einem weit verbreiteten Ärger über eine Vorzugsbehandlung jüdischer Grabsteine. Es ist sogar zu befürchten, dass nun Grabsteine zerschlagen und beseitigt werden.
1938 wurde durch den Regierungspräsidenten die Schließung und Einebnung des Friedhofs angeordnet.
Der Friedhof wurde 1989/1990 dokumentiert durch Landesverband/Zentralarchiv (Fotos, Rohübersetzung: alle Steine).
Weitere Dokumentationen erfolgten 1990 durch Bernhard Gelderblom (Fotos) und 1997 durch Professor Schaller (Abschrift).
Wenige Tage nach dem 9.11.1938 wurde der Friedhof von SA aus dem benachbarten Dorf Gellersen zerstört.
Der Friedhof wurde dokumentiert durch Bernhard Gelderblom (1992 Fotos, 1997 Abschriften).
Eine weitere Dokumentation erfolgte 1997 durch Professor Schaller (Abschrift: alle Steine).
Text der Informationstafel zum jüdischen Friedhof von Lauenstein in Auszügen (Autor: Bernhard Gelderblom):
In der Pogromnacht des 9. November 1938 zerstörten einheimische SA- und SS-Männer den Friedhof. Der Flecken Lauenstein verpachtete anschließend das Gelände an einen Privatmann, der es als Wiese nutzte. Die Grabsteine wurden vom Gelände entfernt.
Seit 1952 bemühte sich der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen vergeblich um eine Rückerstattung des Geländes. 1956 konnten sechs erhalten gebliebene Grabsteine wieder aufgestellt werden. Sie stammen aus der Zeit von 1815 bis 1900 und stellen nur ein Teil des früheren Bestandes dar. Der Landesverband übernahm die Pflege.
Als der Flecken Lauenstein 1972 das Gelände rings um den Friedhof als Baugebiet auswies, wurde der bisherige Zugang aufgehoben. Seitdem liegt das Grundstück eingezwängt in der Wohnbebauung und ist nur über eine rückwärtige Treppe zu erreichen.
Damals bat der Landesverband den Flecken, das Grundstück in Form einer Schenkung zurück zu übertragen. Weil der Bitte nicht stattgegeben wurde, sah sich der Landesverband 1984 zum Rückkauf gezwungen.
Der Friedhof wurde im Jahr 1995 durch Bernhard Gelderblom dokumentiert (Fotos, Abschriften).
In Tündern haben seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts über einen langen Zeitraum zwei jüdische Familien gelebt. Der Friedhof muss voll mit Steinen gestanden haben.
Am 9. November 1938 stürzte ein SA-Kommando aus Tündern die Grabsteine um. Im Bericht eines Zeitzeugen heißt es: "Die ganz alten Steine und die Grabsteine der Familie Jonas wurden zum Teil in die Ausschachtung hinter den Bahndamm gefahren, zum Teil lagen sie jahrelang als Steinhaufen vor der alten Turnhalle. ... Auf dem eingeebneten Friedhof wurden Maulbeerbaumstämmchen gepflanzt, deren Blätter zur Aufzucht von Seidenraupen (erg.: zur Herstellung von Fallschirmseide) gebraucht wurden."
Die Wiederherstellung des Friedhofes nach dem Ende der NS-Zeit geht auf Arthur Jonas zurück. Er kam 1947 aus Südamerika zu einem Besuch nach Tündern und erwirkte beim Bürgermeister die Herrichtung des Grundstücks und die Aufstellung einiger Grabsteine seiner Familie. Es handelt sich um jüngere Grabsteine aus dem Bestattungszeitraum 1902 bis 1930.
Anlässlich einer Führung über den jüdischen Friedhof wurde durch ältere Einwohner*innen des Ortes bekannt, dass weitere Grabsteine erhalten geblieben sind. Sie waren beim Bau einer kleinen Flutbrücke verwendet worden, die der Realverband 1938 im überschwemmungsgefährdeten Weserbogen nördlich des Dorfes errichtet hat.
Im Jahre 2002 konnten die Steine tatsächlich geborgen werden, als die Flutbrücke beim Fortschreiten des Kiesabbaugebietes ohnehin abgebaut wurde. Gefunden wurden zwei Grabsteine älteren Typs mit hebräischer Inschrift. Es handelt sich um Ehefrau und Tochter des Juden Mose, die Tochter gestorben 1850, die Mutter 1852.
Der Realverband hat inzwischen das Gelände kostenlos an den Landesverband der jüdischen Gemeinden Niedersachsens zurückgegeben. Auch die beiden in der Feldmark geborgenen Grabsteine sind wieder auf dem Friedhofsgelände aufgestellt worden. Eine Tafel, die an die jüdischen Menschen erinnert, die früher in Tündern gelebt haben, ist geplant.
Am 9. November 1938 stürzte ein SA-Kommando aus Tündern die Grabsteine um. Im Bericht eines Zeitzeugen heißt es: "Die ganz alten Steine und die Grabsteine der Familie Jonas wurden zum Teil in die Ausschachtung hinter den Bahndamm gefahren, zum Teil lagen sie jahrelang als Steinhaufen vor der alten Turnhalle. ... Auf dem eingeebneten Friedhof wurden Maulbeerbaumstämmchen gepflanzt, deren Blätter zur Aufzucht von Seidenraupen (erg.: zur Herstellung von Fallschirmseide) gebraucht wurden."
Einige Tage nach dem Reichspogrom im November 1938 wurde der Jüdische Friedhof von der örtlichen SA zerstört, zahlreiche Steine wurden anschließend abgefahren. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt.
Das Gelände ist heute von einem Jägerzaun umfasst und von Birken sowie einer Eiche bestanden. Es ist ohne Grabsteine, und auch Reste von Grabfeldern sind nicht erkennbar. Das Grundstück weist einen Gedenkstein auf, wie ihn der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hannover in den 1960er Jahren auch auf anderen "abgeräumten" Friedhöfen der Umgebung gesetzt hat.
Neben einer hebräischsprachigen Inschrift finden sich zwei deutschsprachige Inschriften.
Inschrift des Gedenksteins:
"In einem kurzen Augenblick
verließ ich dich
in mächtigem Erbarmen
sammle ich dich.
Jes. 54, 7"
Zum Gedenken
an die Menschen, die hier
ihre Ruhe fanden.
Den Lebenden
als Mahnung
zur Wachsamkeit."
Zur Zerstörung des Friedhofes gibt es voneinander abweichende Aussagen. Gewiss ist nur, dass er zerstört wurde und dass dies spätestens 1939 geschah. Am 7. April 1939 wollten der Ortsgruppenleiter und die Bürgermeister der Gemeinden Kirchohsen und Hagenohsen das Gelände des Friedhofes als Spielplatz für einen "Erntekindergarten" zur Verfügung stellen. Ob es dazu gekommen ist, ist fraglich. Nach 1945 kam es weder zu einer Rückerstattung noch zu einer Wiederherrichtung als Friedhof. Es sollen zunächst noch einzelne Grabsteine auf dem Gelände gestanden haben. Seit ca. 1960 ist der Friedhof ohne jeden Stein. Bis zum Jahre 2001 war das Gelände als Friedhof überhaupt nicht mehr erkennbar.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof zerstört, wobei Zeitpunkt und Umstände ungeklärt sind; alle Grabsteine wurden entfernt und die Umzäunung eingerissen.
Heute findet sich auf dem Gelände kein Grabstein mehr. .
Das Grundstück, das während des Krieges im Besitz des Deutschen Reiches war (Treuhänder war das Finanzamt Holzminden), wurde 1952 auf die Jewish Trust Corporation übertragen. Heute befindet es sich im Besitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.
Anlässlich der Eigentumsübertragung auf die Jewish Trust Corporation wurde offenbar, dass auf dem westlichen Ende des Friedhofes 1945/46 widerrechtlich ein Hausbau begonnen worden war. Das Finanzamt als Treuhänder hatte wahrscheinlich "die Genehmigung zum Aufstellen eines abbaufähigen Wochenendhauses gegeben". Tatsächlich war begonnen worden, ein festes Haus zu errichten. Die Arbeiten waren nach Fertigstellung des Keller- und Erdgeschosses eingestellt worden.
Die Beseitigung des widerrechtlich errichteten Baus zu fordern, scheuten Landesverband und Jewish Trust Corporation in gleicher Weise. Der Erbauer war damals arbeits- und mittellos und hätte die Kosten eines Abrisses nicht tragen können. Der Landesverband fürchtete auch "antisemitische Nachwirkungen" im Umfeld. Die politische Gemeinde Kemnade wollte den angefangenen Bau retten und bat darum, das Hausgrundstück vom Gelände des Friedhofes abzutrennen. Da ein Belegungsplan fehlte, konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass an der Stelle, an der gebaut worden war, früher Gräber gewesen waren. Die Überlegungen zur Beseitigung der Ruine blieben am Ende ohne Ergebnis. Bis heute verschandelt der hässliche Bau das Grundstück des Friedhofes, auf dem sich inzwischen Birken angesiedelt haben.
Als in den 1960er Jahren das Gelände wieder hergerichtet wurde, setzte der Landesverband einen Gedenkstein. Dieser trägt neben einer hebräischsprachigen Inschrift zwei deutschsprachige Inschriften. (Siehe unter "Mehr Informationen")
Der Friedhof wurde 1997 dokumentiert durch Bernhard Gelderblom (Fotos, Abschriften).
Eine weitere Dokumentation erfolgte 1997 durch Professor Schaller (Abschrift: alle Steine).
Während des Novemberpogroms 1938 haben Nationalsozialisten die Grabsteine umgeworfen und die Heckeneinfriedung zerstört. Anschließend wurde das Grundstück zur Anpflanzung von Maulbeerbüschen genutzt.
Es ist offenbar dem damaligen Bürgermeister Heinrich Eickhoff zu verdanken, dass ein Teil der Grabsteine durch den Krieg gerettet wurde. Nach 1945 wurden 17 Grabsteine wieder aufgestellt. Die Anordnung in fortlaufender Reihe dürfte nicht ursprünglich sein. Jüdische Grabsteine schauen in der Regel nach Osten, dorthin, wo die Wiederkunft des Messias erwartet wird.
Anders als auf zahlreichen anderen Friedhöfen weisen die Grabsteine in Salzhemmendorf keine gezielten Beschädigungen auf. Leere Grabfelder, aber auch sonstige Lücken, weisen allerdings auf fehlende Grabsteine hin.
Der Friedhof ist im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Niedersachsens. Nach jüdischem Verständnis haben Friedhöfe Ewigkeitsanspruch. Die Totenruhe darf unter keinen Umständen gestört werden.
Die Inschriften der beiden Grabsteine lauten:
Hier ruhet sanft
der Kaufmann Moses Spiegelberg
geb. d. 11. Mai 1815
gest. d. 22. Mai 1866
Die Seligkeit, die Vater Du
gehofft, sie wird dir werden, denn
eine Zukunft giebs und deine
Hoffnung wird nicht abge-
schnitten.
Hier ruhet Frau
Esther Spiegelberg
geb. Wolfes
geb. April 1827
gest. 17. Febr. 1901
Schlicht, gerade und
gottesfürchtig
Hiob 1
Laut Standesamtsregister haben in Kirchbrak seit 1876 keine jüdischen Bestattungen mehr stattgefunden. Sowohl der Dorfplan von 1905 wie die Gemeindekarte von 1912 verzeichnen den Friedhof. Er liegt am nordwestlichen Ortsausgang in Richtung Westerbrak auf einem Hang links der Straße. 1930 sollen dort noch Grabsteine gestanden haben. Der Friedhof ist heute Gartengelände und als solcher nicht mehr erkennbar.
Auf dem 1724 angelegten Friedhof sind etwa 200 Grabsteine erhalten.
Allgemeine Hinweise zur Besichtigung jüdischer Friedhöfe:
Für den Besuch jüdischer Friedhöfe gelten einige Regeln, die alle Besucher*innen einhalten sollten. Männliche Besucher müssen eine Kopfbedeckung tragen; das Betreten von Gräbern soll vermieden werden; Essen und Trinken ist nicht gestattet. An jüdischen Feiertagen sowie am Schabbat (Freitagnachmittag bis Samstagabend) ist der Friedhofsbesuch untersagt. Manche Friedhöfe sind verschlossen, bitte wenden Sie sich für eine Besichtigung an die entsprechenden Ansprechpartner*innen. Vielerorts werden Führungen über den Friedhof angeboten. Informationen hierzu können Sie der Lokalpresse oder der Internetseite der politischen Gemeinde entnehmen.
1989/1990 dokumentierte der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und das Zentralarchiv den Friedhof (Fotos, Rohübersetzung: alle Steine).
2000-2005 fand eine Dokumentation durch die Lessing-Akademie Wolfenbüttel unter Mitwirkung des Steinheim-Instituts Duisburg statt: Fotos aller Steine, Belegungsplan, Veröffentlichung einer Volldokumentation.
Messingmörser mit Stößel
Der Messingmörser hat einen Durchmesser von: oben 12,6; unten 6,9 cm und eine Höhe von 11 cm. Sein Gewicht beträgt 1400 g. Der Stößel hat eine Länge von 20 cm und ein Gewicht von 420 g. An der Seite befinden sich zwei rechteckige Griffe. Eine aufgesetzte rechteckige Platte trägt die Aufschrift: „Zur Erinnerung an Familie Richard Stein Neustadtgödens 1940".
Objektgeschichte
Die Familie Stein bestand aus vier Familienmitgliedern: Richard und Rosa mit ihren Kindern Kurt und Emma. Richard und Rosa Stein wurden als eine der letzten Juden aus Neustadtgödens nach Minsk deportiert und dort 1942 getötet. Emma wurde in Ausschwitz ermordet. Nachdem Kurt 1935 in die Niederlande emigrierte, hat er sich in Ennen niedergelassen. Nach 1945 holte er sich die Wertsachen, die seine Eltern einer christlichen Nachbarsfamilie anvertraut hatten, wieder ab.
Das Objekt wurde dem Museum anlässlich unserer Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ von Herrn Michael Stoll über den Heimatverein geschenkt. Das Objekt stammt aus dem Nachlass seiner Großmutter Luise Stoll aus Sanderahm. Wie das Objekt zu Frau Stoll gekommen ist, konnte bisher noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
Eingang 10.05.2013
Autor*in: Stephan Horschitz
3D-Druck-Modell der Hoyaer Synagoge
Virtueller Rundgang durch den Gebetssaal
Dokumente, Erinnerungsstücke und Fotos zum jüdischen Leben in Hoya
Biografisches Material zu Julius Elias (Berliner Literaturkritiker u. Mäzen, geboren in Hoya)
Holzschnitte von David Ludwig Bloch zum Thema „Krieg und Verfolgung“
Grabungsfunde vom Grundstück der ehemaligen Synagoge Hoya
Literatursammlung
Grundstein der Synagoge in Nienburg von 1829
1 Schofar, 19. Jh.
6 Torawickel, 1. Hälfte 19. Jh.
1 Beutel für Gebetsriemen, 1798
1 Gebetsmanteltasche, 1700
1 Chanukka Leuchter, 19. Jh.
3 Bügel eines Bekleidungsgeschäftes, von Juden gegründet
Zinnteller mit hebräischen Initialen, Inv. Nr. 1984/50. Zinn, 18. Jh. Maße: 36,4x3,6 cm
Fragment eines jüdischen Gebetbuchs, Ende 18., eher erste Hälfte 19. Jh. Maße 18,1 x 10,6 cm
Haggadah für Pessach. Pappe, Papier, Berlin 1927. Maße 23 x 18cm
Pergament einer Mesusah, wahrscheinlich aus Bodenfelde bei Uslar, handgeschrieben in hebräischer Quadratschrift. 19./Anfang 20. Jh. Maße 9,1 x 6,9cm
Liturgischer Jahreskalender aus der Synagoge Bodenfelde (Geniza). Pappe, Tinte, handgeschrieben in hebr. Quadratschrift. 19./Anfang 20. Jh. Maße 26,8 x 21 cm
Autor*in: C. Riemenschneider
Harry Simon, der Onkel von Helene Rosenbaum, geb. Simon, war der Besitzer des Kaufhauses in der Poststraße mit dem Namen "Magazin Rotschild". Seine Nichte wird nach der Deportation im Warschauer Ghetto ermordet, ein Stolperstein in der Lange Straße 19 erinnert an sie.
Außerhalb der Kernstadt liegt das Schulzentrum Seesens. In der St. Anne-Straße in der Nähe des Jacobson-Gymnasiums befindet sich seit 2001 ein Gedenkstein, der an den Jacobstempel und an die Ermordung Siegfried Nussbaums erinnert. Der jüdische Synagogenverwalter war im Zuge des Reichpogroms im November 1938 von SS-Männern in den Rücken geschossen worden und an den Folgen gestorben. Der Gedenkstein wurde 1946 von der Jüdischen Gemeinde auf dem ursprünglichen Schulhof aufgestellt und hat mehrfach seinen Standort gewechselt. Unmittelbar vor dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 wurde der Gedenkort mit Hakenkreuzen beschmiert.
Hier in der Lange Straße 40 betreibt Salomon Nussbaum ab 1890 ein Geschäft für Modewaren, Konfektion und Haushaltstextilien. Für seine drei Söhne, Julius, Moritz und Siegfried Nussbaum, alles Schüler der Jacobsonschule, sind auch Stolpersteine verlegt.
Die Familie Hamm ist eine der am längsten in Seesen ansässige Familie. Zwei Wohn- und Geschäftshäuser sind noch erhalten. Ab 1848 handelt die Familie mit Zeug- und Ellenwaren in der Jacobsonstraße an der Ecke zur Markstraße. Nachdem die Berufsbeschränkungen und -einschränkungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sukzessive aufgehoben werden, kann das Geschäft immer weiter ausgebaut werden. Das Haus war über 100 Jahre im Familienbesitz, bevor es 1935 zwangsverkauft wurde. Vor der Jacobsonstraße 21 liegen auch die Stolpersteine für einige im Nationalsozialismus verfolgte Familienangehörige.
Ein weiterer Zweig, die Familie Joseph Hamm, ist in der Lange Straße an der Ecke zur Marktstraße ansässig und betreibt dort bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Kaufhaus.
Die Jacobson’sche Waisenanstalt wurde hier in der Poststraße an der Ecke Bollergasse von Israel Jacobsons Sohn, Meyer Jacobson 1851 gegründet wurde, besteht bis 1923. Hier werden Kinder zwischen 6 bis 14 Jahren aufgenommen. Ein Viertel der Anstaltsplätze steht selbstverständlich auch nicht-jüdischen Kindern offen, ganz den Jacobson’schen Idealen verbunden. Nach dem Abriss der alten Gebäude, erhielt das Waisenhaus ein neues Gebäude in der Lautenthaler Straße an der Ecke zur Waisenhausstraße. Nachdem die Waisenanstalt aus finanziellen Gründen schließen musste, wird das Haus vom Reichsausschuss der jüdischen Jugendverbände übernommen und in ein Landjugendheim umgewandelt. Später wurden hier die Berufsschulen eingerichtet. Heute wird das Gebäude weiterhin unter dem Namen "Sehusa Schule" als schulische Einrichtung genutzt.
Auf Grund seiner Verdienste wird Meyer Jacobson zum Ehrenbürger der Stadt Seesen ernannt. Für die letzte Hausmutter und den Leiter, das Ehepaar Plaut, sind in der Lautenthaler Straße 49 Stolpersteine verlegt. Johanne Plaut ist eine geborene Hamm, Tochter des Tierarztes Wolf Hamm.
Eines der ersten Projekte, die Lebenswelten von Jüd*innen mit Christ*innen im Geiste der Aufklärung zusammenzubringen, ist die 1801 gegründete Jacobsonschule. Israel Jacobson (geboren 1768 in Halberstadt, gestorben 1828 in Berlin) ist herzoglicher Kammeragent und Landrabbiner, ein von den jüdischen Gemeinden gewählter Landesvorstand, der auch im Auftrag des Landesherrn richterliche Aufgabe innerhalb der einzelnen Gemeinden wahrnimmt. Jacobson gilt als einer der ersten Vertreter und Vorkämpfer für ein liberales Judentum und macht die Region zwischen Harz und Heide zum Ausgangspunkt dieser Reformbewegung. Durch seine vielen Reisen in ländlichen Gegenden fällt ihm die mangelhafte Schulausbildung der Kinder auf und er stiftet in Seesen eine jüdische Freischule, die „Religions- und Industrieschule“. Schon bald nach der Gründung entwickelt sie sich zu einer modernen Ausbildungsstätte und umfasst das ganze Spektrum von naturwissenschaftlicher, geisteswissenschaftlicher und religiöser Bildung. Im zweiten Jahr schon werden auch nichtjüdische Schüler aufgenommen. Einer der ersten war Wilhelm Spohr, Sohn des Arztes Carl Heinrich Spohr. Gelebter jüdisch-christlicher Dialog, Toleranz und Humanismus sind die Grundideen dieser ersten jüdisch-christlichen Simultanschule jüdischer Gründung. Die Schule unterrichtet die Ortskinder, ist aber zusätzlich als Internat ausgelegt. Das Alumnatsgebäude (Wohnheim) ist erhalten. Am Eingang erinnert eine Stolperschwelle an die mehr als 260 ehemaligen jüdischen Schüler und Schülerinnen, die Opfer der Shoah wurden. Die schuleigene Synagoge, die Jacobson 1810 in Gedenken an seinen Vater im Schulhof errichtet, gilt als eine der ersten Reformsynagogen im Land.
Die 1801 von Israel Jacobson gestiftete „Religions- und Industrieschule“ war eine der frühesten modernen jüdischen Bildungseinrichtungen. Ab 1802 nahm sie auch christliche Schüler auf. Nach dem 1975 erfolgten Abbruch des umfangreichen Schul- und Internatskomplexes blieb nur das 1889 erbaute Alumnat (Wohnheim) erhalten, in dem eine Ausstellung zur Schulgeschichte gezeigt wird. Erhalten ist noch der alte Speisesaal.
Von 1612 bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1810 beherbergte das Juleum die Helmstedter Universität. Sie verlieh dem Bankier Israel Jacobson 1807 die Ehrendoktorwürde – eine seinerzeit für Juden höchst außergewöhnliche Ehrung.
Umfangreicher Nachlass der über drei Generationen von 1872 bis 1936 in Lilienthal ansässigen jüdischen Fotografenfamilie Julius Frank. Objekte aus dem Atelier und der Familie, Aufnahmen (Abzüge und Negative) mit Personen- und Landschaftsmotiven etc., Publikationen und Ansichtskarten mit diesen Motiven. Zwischen 1937 und 1959 in Amerika entstandene Aufnahmen von Julius Frank (1907-1959), private Fotoalben sowie privater und amtlicher Briefverkehr der Familie in Lilienthal und nach der Emigration in Amerika.
Autor*in: Karin Walter
Nachweislich befinden sich vier Objekte in der Sammlung des Museumsdorfs Cloppenburg, die alle aus den Verkäufen im Rahmen der "M-Aktion"stammen:
Zur Erläuterung: Ab 1942 wurden durch das NS-Regime mit der so genannten "M-Aktion" ("M" für Möbel) aus jüdischem Besitz stammende Einrichtungsgegenstände beschlagnahmt und veräußert.
Eine Terrine mit Deckel, die 1942/43 bei einem Verkauf von gebrauchtem Haushaltsgut in Neuenkirchen bei Bramsche in einer Gaststätte Welling gekauft wurde. 2017 von der Enkelin der Käuferin dem Museumsdorf Cloppenburg übergeben. (Lost Art-ID 576528)
Zwei Schränke (Paar), die auf ca. 1920 datiert werden. Sie wurden 1942/43 in Cloppenburg zum Verkauf angeboten und wurden dann als unverkaufter Rest einer Sinti-Familie übergeben. 2021 wurden die Schränke vom Enkel dem Museumsdorf Cloppenburg übergeben. (Lost Art-ID 595851)
Kaminbesteck bestehend aus Kaminzange, Kaminschaufel und Schüreisen. Es wurde 1945 dem Museumsdorf Cloppenburg übergeben. (Lost Art-ID 576529)
Ein Tablett von der königlichen Porzellanmanufaktur Delft, das 1945 an das Museumsdorf Cloppenburg übergeben wurde. (Lost Art-ID 576530)
Die Schränke und die Terrine wurden 2024 als Dauerleihgabe an das National Holocaust Museum im Amsterdam gegeben.
Traditionell ist die Synagoge ein Gebäude mit vielen Funktionen. Sie bietet Raum für das Gebet und religiöse Studien. Sie dient als Ort der Versammlung und der jüdischen Rechtsprechung. Ein Betraum befindet sich meist in einem Privathaus. Er ersetzt ein Synagogengebäude, wenn die jüdische Gemeinde sehr klein ist, keine finanziellen Mittel oder keine behördliche Erlaubnis für den Bau einer Synagoge hat.
Seesen kann mit einer Weltsensation aufwarten. Israel Jacobson lässt hier ab 1805 einen Fachwerkbau errichten, der ab 1807 genutzt und 1810 eingeweiht wird. Der Tempel gilt als erste Reformsynagoge der Welt in die Geschichtsbücher eingehen wird. Anders als traditionelle Synagogen dient der Jacobstempel in Seesen ausschließlich für das Gebet und die Durchführung von Gottesdiensten.
Der Jacobstempel wird zum Vorbild für moderne Synagogen im 19. Jahrhundert. Neben Chorgesang und deutschsprachiger Predigt ist die fest installierte Orgel ein Novum, die erste in einer Synagoge weltweit. In der Reichspogromnacht im November 1938 wird der Jacobstempel von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Heute ist der Gebäudeumriss in der Pflasterung auf dem Jacobsonplatz zu erkennen.
Israel Jacobson lässt die Synagoge als Fachwerkbau 1805 errichten, der ab 1807 genutzt und 1810 eingeweiht wird. Der Jacobstempel wird zum Vorbild für moderne Synagogen im 19. Jahrhundert. Neben Chorgesang und deutschsprachiger Predigt ist die fest installierte Orgel etwas völlig Neues, denn es ist die erste Orgel in einer Synagoge weltweit. Während des Reichspogroms im November 1938 wird der Jacobstempel von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Heute ist der Gebäudeumriss in der Pflasterung auf dem Jacobsonplatz zu erkennen.
Seit 2010, dem zweihundertsten Jahr der Weihe der Synagoge der im Jahr 1801 gegründeten Jacobsonschule, wird in einer Dauerausstellung in mehreren Räumen das Wirken und die Wirkung Israel Jacobsons als Schulgründer und Reformer vorgestellt. Unter den Exponaten ist auch ein Modell des Jacobstempels zu sehen.
Im ehemaligen herzoglichen Jagdschloss präsentiert das Museum unter anderem eine Ausstellung zur Jacobsonschule mit ihrer Synagoge sowie zur Jacobson’schen Waisenanstalt, deren Bauten nicht erhalten sind.
Seit 2010, dem zweihundertsten Jahr der Weihe der Synagoge der im Jahr 1801 gegründeten Jacobsonschule, wird in einer Dauerausstellung in mehreren Räumen das Wirken und die Wirkung Israel Jacobsons als Schulgründer und Reformer vorgestellt. Unter den Exponaten sind ein Modell des „Jacobstempels“, das Originalfenster des Direktorenhauses der Schule sowie historische Bücher aus der Schulbibliothek zu sehen.
Modell Jacobstempel
Maßstab 1:33
hergestellt im Jahr 2010
Planung: Sabine Stübig
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Joachim Frassl
Fenster aus dem Direktorenhaus der Jacobsonschule
Das Bleiglasfenster wurde beim Abriss des Direktorenhauses im Jahr 1975 gesichert und dem Städtischen Museum übergeben.
Das Entstehungsjahr wird mit 1884/85 angegeben. Die Glasmalerei wurde von Luise Menzel angefertigt und zeigt die vier Sinnbilder "Häuslichkeit", "Fleiß", " Treue", "Liebe".
Bücher aus der Schulbibliothek
Leviticus - polyglotte Ausgabe des Dritten Buch Mose in sechs Sprachen (Hebräisch, Aramäisch, Griechisch, Latein, Deutsch, Italienisch). Ausgabe von Elias Hutter von ca. 1600. Hutter (1553-1605/09) war Professor für hebräische Sprache in Leipzig.
Hebräische Tora. Amsterdam 1741. Die fünfbändige Ausgabe des Pentateuch war als Vorlage für den Tora-Schreiber gedacht.
Autor*in: D. Stroschein
Um sich und ihre Arbeit vorzustellen haben die in Niedersachsen vertretenen Arbeitsgemeinschaften der Deutsch-Israelischen-Gesellschaften im Frühling 2025 folgende Fragen beantwortet:
Warum ist eine Partnerschaft mit Israel wichtig?
Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland leben von der Begegnung der Menschen sowie dem Austausch und Kennenlernen von Kultur und Lebensumständen. Die Leitsätze der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. formulieren das so: "Es genügt nicht, die Entwicklung und Pflege der deutsch-israelischen Beziehungen den staatlichen Stellen zu überlassen. Die DIG will deshalb als überparteiliche Organisation dazu beitragen, die menschlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen dem deutschen Volk und den Israelis zu festigen und weiter zu entwickeln."
Nach vorne gerichtet heißt das auch, dass wir mit unserer Arbeit als DIG in Erinnerung und im Bewusstsein der historischen Verantwortung darauf hinwirken, dass Israel als unser Partner begriffen wird, der die Werte und auch die Herausforderungen unserer liberalen Demokratie teilt und diese als einziger Staat im gesamten Nahen Osten vertritt und lebt, das in einem undemokratischen und die Existenz des Staates immer wieder bedrohenden Umfeld.
Welche Projekte oder Aktivitäten haben die DIG AG Braunschweig besonders geprägt?
Aktive Einbindung in und Unterstützung der Städtepartnerschaft mit Kiryat Tivon in Israel im Zusammenwirken und Abstimmung mit der Stadt Braunschweig, z.B. durch gemeinsame regelmäßige Bürger*innenreisen hin und her, Schüler*innen- und Künstler*innenaustausche sowie die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Braunschweig sowie mit anderen Netzwerkpartner*innen in der Region, wie z.B. dem Israel Jacobson Netzwerk, der Gesellschaft für Christl.-Jüd. Zusammenarbeit oder dem Raabe Literaturhaus Braunschweig. Nach dem 07. Oktober 2023 unterstützen wir Run4TheirLives in seinen Bemühungen, das Schicksal der Geiseln im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten; ein Höhepunkt war hier das Benefizkonzert in der Jüdischen Gemeinde im März 2025.
Welche besonderen Aufgaben und Herausforderungen sehen Sie im Bundesland Niedersachsen?
Die große Herausforderung ist, Israel als Partnerdemokratie zu vermitteln, die sich in einem in großen Teilen immer noch feindlichen und undemokratischen Umfeld verteidigen und bewähren muss. Wissen um die Komplexitäten historisch wie aktuell zum Thema Nahost ist leider nur sehr überschaubar vorhanden. Wenig bekannt ist leider auch zur Diversität der israelischen Gesellschaft, die neben Jüd*innen unterschiedlicher Herkünfte (Misrachi, Ashkenazi etc) aus Beduin*innen, Drus*innen, Araber*innen, Christ*innen und Palästinenser*innen besteht. Hier ist Aufklärungsarbeit notwendig, angefangen in den Schulen und im weiteren Bildungssystem z.B. mit Formaten, die das Thema Nahost fundiert und korrekt kontextualisiert vermitteln und Möglichkeiten zum konstruktiven Austausch geben. Nur so kann falschen Narrativen, wie sie sich insbesondere nach dem 07. Oktober 2023 zu Lasten Israel immer wieder zeigen und propagiert werden, entgegen gewirkt werden.
Wie gestalten Sie die Kooperation mit Israel?
Die DIG BS unterstützt die Städtepartnerschaft mit Kiryat Tivon aktiv in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig. Darüber hinaus initiieren wir auch Reisegruppen nach Israel wie im März 2025, vernetzen uns mit Vertreter*innen und Organisationen der israelischen Zivilgesellschaft, laden Referent*innen aus Israel etc.
Wie hat sich Ihr Engagement nach dem 07. Oktober verändert und was beschäftigt Sie gegenwärtig am meisten?
Auf der einen Seite können wir ein erhöhtes Interesse an Fragen rund um Israel und einen erfreulichen Mitgliederzuwachs sehen. Auf der anderen Seite haben wir nach einer anfänglichen großen Solidaritätswelle für Israel unmittelbar nach dem 07. Oktober eine deutliche Verschiebung hin zu sog. israel-kritischen Positionen festgestellt; es scheint, dass hier die oft nicht hinreichend kontextualisierende Berichterstattung sowie die sozialen Medien dazu beitragen, dass anti- bzw. sog. israel-kritische Narrative verfangen können. Auffällig und erschreckend ist dabei, dass der Terrorangriff der Hamas und seine Brutalität in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit fast vollständig in den Hintergrund treten und das Schicksal der Geisel mit wenig Empathie begleitet wird. Herausfordernd ist auch die zunehmende Vermischung von ggf. auch gerechtfertigter Kritik an politischen Entscheidungen der aktuellen israelischen Regierung und Äußerungen von israelbezogenem Antisemitismus sowie die Verschärfung der Tonalität, die einen konstruktiven Dialog erschwert. Ein weiterer Aspekt sind die zunehmend antisemitischen Tendenzen aus dem linken und islamischen Lager, der in der öffentlichen Diskussion jedoch häufig noch wenig Beachtung findet, obwohl er genauso gefährlich ist wie der von rechts.
Was geplante Veranstaltungen angeht, ist ein erhöhtes Bedrohungspotential vorhanden, verbunden mit Erfordernis nach erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.
Wodurch zeichnet sich Ihre DIG aus?
Gute Einbindung in die Stadtgesellschaft mit Netzwerkpartner*innen in unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. Stadt Braunschweig, Kunst/Kultur, Parteien und Gewerkschaften.
Wie blicken Sie auf die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ziel muss es sein, die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern durch persönliche Kontakte auf den verschiedenen Gebieten wie Städtepartnerschaften, Austausch- und Studienprogrammen, Wissenschaft, Kultur etc. weiter zu stärken. Das Bewusstsein muss das einer Partnerschaft von demokratischen Staaten mit einem gemeinsamen Wertekanon sein, wobei das Bewusstsein der Verantwortung aus unserer Geschichte auch weiterhin dazugehört.
Wie kann ich mich einbringen?
Am besten Mitglied werden und Ideen einbringen 😉
Die AG Braunschweig der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. bietet eine vielfältige Förderung des Austausches mit der israelischen Zivilgesellschaft an, vor allem im Rahmen von Braunschweigs offizieller Partnerschaft mit der Stadt Kiryat Tivon bei Haifa. Dazu gehören etwa die (Mit-)Organisation von Bürger*innenreisen nach Israel, die Förderung des Austausches von Künstler*innen oder Schüler*innen zwischen Braunschweig und Kiryat Tivon, die Einladung von israelischen Vortragenden oder von vortragenden Personen mit Bezug zu Israel, oder auch Vorlesungen von Werken israelischer Autor*innen. Bisweilen unabhängig von einem direkten israelischen Bezug finden auch gemeinsame Gedenk- und Festveranstaltungen mit der Jüdischen Gemeinde Braunschweig statt.
Die Jüdische Gemeinde Hameln e.V. bietet in ihrer neuen Synagoge "Beitenu" (Unser Haus) Besuchsmöglichkeiten mit sachkundigen, anschaulichen Führungen an.
Grenzenlos – Jüdische Kulturtage zwischen Harz und Heide
Im Rahmen des Festjahrs finden im August und September 2021 die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide statt. Unter dem Motto „Grenzenlos“ erforschen die vielen Formate das Verbindende und das Grenzende in der Vielfalt jüdischen Lebens über Städte- und Ländergrenzen sowie über metaphorische und ideelle Grenzen hinaus.
Das Programm legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Gespräch mit der heutigen jüdischen Gemeinschaft und auf die Vernetzung der zahlreichen Akteurinnen bzw. Akteure der Region. Es ist ein großes Anliegen des Israel Jacobson Netzwerkes, jüdische Perspektiven in die Gestaltung des Programms einzubeziehen. Im Festjahr bündeln die Jüdischen Kulturtage ein Programm von über 60 Veranstaltungen in der gesamten Region, die von unterschiedlichen Akteur*innen organisiert werden. Neben Ausstellungen, Führungen, Film- und Theaterveranstaltungen finden sich wissenschaftliche und populäre Formate, die den Reichtum und die Vielfalt jüdischer Kultur in Geschichte und Gegenwart beleuchten, im Programm wieder. Das Israel Jacobson Netzwerk steuert facettenreiche Veranstaltungen aus dem künstlerischen, touristischen, kulturellen, wissensvermittelnden oder politischen Bereich bei.
So reist die Bildhauerin Jael Benar mit ihrer mobilen Sukka (traditionelle jüdische Laubhütte) an verschiedene Orte in Braunschweig und spricht über queeres Judentum mit dem Historiker Jan Wilkens, über Corona in Israel mit Vladimir Levin vom Center for Jewish Art Jerusalem und über das Leben von jungen, nicht religiösen jüdischen Menschen mit osteuropäischen Wurzeln mit Anastassija Kononowa vom Projekt Tikkun. Jael Benar stellt dabei Institutionen vor, wie Meet a Jew, das Jüdische Filmfestival Berlin/Brandenburg und den Verein Stolpersteine für Braunschweig.
Darüber hinaus finden Fahrradtouren statt, wie zum Beispiel die Fahrradtour durch das jüdische Helmstedt und Schöningen, die durch die Innenstadt von Helmstedt über den Lappwaldsee zum Schöninger Friedhof mit einem Gedenkstein führt und u.a. Informationen zu Stolpersteinen vermittelt.
Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 05. September 2021 öffnet der Laut Klub unter dem Titel AFTER SHABBAT seine Tore für einen Nachmittag mit Open Air Techno aus Israel von Gel Abril und Tropikal Camel. Gleichzeitig gewährt die Künstlerin Sarai Meyron mit ihrer Ausstellung „Art Life“ Einblicke in die Lebensweise einer jungen jüdischen Künstlerin in Deutschland.
App: Operation Legendär
Das Israel Jacobson Netzwerk ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der seit 2016 das Ziel verfolgt, in Südostniedersachsen jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. In Zusammenarbeit mit regionalen und internationalen Institutionen sowie Privatpersonen vermittelt das Netzwerk jüdische Orte und Personen, Kultur und Erinnerung. Ein thematischer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der jüdischen Modernisierung und dem Reformjudentum, da der Kulturraum zwischen Harz und Heide als Wiege der jüdischen Modernisierung ein Erbe von besonderer Qualität besitzt.
So ist für das Festjahr auch die Idee entstanden mit einer Extended Reality App den Ursprung des Reformjudentums, den Jacobstempel in Seesen, der von den Nationalsozialisten im Zuge der Pogrome im Jahr 1938 unwiederbringlich zerstört wird, wiederzubeleben. Das Pilotprojekt mit dem Titel „Operation Legendär“ beschreibt einen Schülerstreich, der die Jacobsonschule auf der ganzen Welt bekannt machen soll. Das Abenteuer führt die Gruppe quer durch die Schule über das Dach der Synagoge in die Höhle des Löwen; das Haus des Direktors!
Im Stil einer interaktiven Graphic Novel wird mithilfe modernster Technologie ein wichtiger Aspekt der deutsch-jüdischen Geschichte wiederentdeckt. Der Reformer und Rabbiner Israel Jacobson gründete in der kleinen Stadt Seesen eine bedeutende Reformschule für jüdische und christliche Schüler und die erste Reformsynagoge der Welt. Ein Team von Judaist*innen und Historiker*innen des Israel Jacobson Netzwerkes gewährleistet die fachliche Genauigkeit der transportierten Inhalte.
Durch die Anwendung von Extended Reality wird die Geschichte in neuer Form auf spielerische Weise erlebbar – nicht nur für Kinder und Jugendliche!
Über Instagram wird die Geschichte von Operation Legendär weitererzählt: www.instagram.com/israel_jacobson_netzwerk
Ein Film auf Youtube zeigt das Making-of und viele Hintergrundinformationen: www.ij-n.de/aktivitaeten/operation-legendaer
Die App ist kostenlos sowohl auf Deutsch oder Englisch in den Stores downloadbar: lnkd.in/d28Ehi3 oder lnkd.in/de2fU-m
Seesen gehört zum Landkreis Goslar und liegt am nordwestlichen Harzrand zwischen Göttingen und Hannover. Urkundlich wird die Stadt erstmals im Jahr 974 erwähnt. Eine wichtige Persönlichkeit der Stadt ist der Begründer des Reformjudentums, Israel Jacobson.
Für das Festjahr hat sich die Stadt Seesen vorgenommen, das Erbe Israel Jacobsons wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Das Liberale Judentum ist heute weltweit die größte jüdische „Konfession“. Seine weltgeschichtliche Bedeutung ist in Deutschland jedoch nahezu unbekannt. Ohne deren Kenntnis fehlen wichtige Bezugs- und Anknüpfungspunkte für heutiges und zukünftiges jüdisches Leben in Deutschland sowie das Verständnis für die gesamte gemeinsame Geschichte.
Der Bankier und Rabbiner Israel Jacobson (1768–1828) schafft mit der Gründung der ersten interreligiösen Schule sowie mit dem Bau der ersten Reformsynagoge der Welt, dem Jacobstempel, in Seesen eines der frühen und bedeutendsten Zentren aufgeklärter jüdischer Bildung. Die noch heute bestehende Jacobsonschule sowie die Synagoge stehen für Werte wie religiöse Toleranz, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt. Der Grundgedanke Israel Jacobsons und die Initialzündung seiner Reformbewegung ist das heutige bestimmende Charakteristikum des Judentums: gelebte Vielfalt.
Ein Infoleitsystem führt Besucher*innen nunmehr auf einem Spaziergang quer durch die Stadt, vorbei an vielen authentischen Orten jüdischen Lebens. Das narrative Wegeleitsystem kreiert durch informative, emotionale Geschichten über die jüdischen Einwohner*innen persönliche Bezüge zu den einzelnen Stationen. Die Besucher*innen tauchen ein in das jüdische-nichtjüdische Miteinander zu Zeiten der Reformbewegung, indem sie zu den Schauplätzen des jüdischen Alltags in Seesen geführt werden: angefangen bei den weltweit bedeutendsten Orten des Reformjudentums wie der damaligen Jacobson-Schule und dem Jacobson-Platz, auf dem die Synagoge stand, vorbei an den Villen erfolgreicher jüdischer Unternehmer, dem noch erhaltenen jüdischen Friedhof, hinunter in die Innenstadt, in der Kaufleute ihre Häuser hatten, die zum Teil noch erhalten sind.
Das Projekt zielt auf eine neue Perspektive für die jüdisch-deutsche Geschichte ab, indem sie den Ort, der die deutsche Judenheit vor der Shoa prägt, wieder bekannt macht und für die derzeit in Deutschland lebenden Jüd*innen einen positiven Identifikationsort schafft.
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