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Personen
Marina Jalowaja

Marina Jalowaja

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Anwält*in (unbekannt - 1995)

Kurzinformation

Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Schaumburg e.V.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Geboren 1958 in Charkiw, im östlichsten Teil der heutigen Ukraine, steht der Lebensweg von Frau Marina Jalowaja für viele, die seit den 80iger Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung, die die Menschen jüdischen Glaubens erfuhren, in andere Regionen der Erde, nach Israel, in die USA, aber auch nach Deutschland ausgewandert sind. Die junge Marina hat nach ihrem Schulabschluss eine bemerkenswerte, eine unglaubliche Karriere machen dürfen und einen großen Respekt abverlangenden Lebensweg bis zum heutigen Tag nehmen dürfen. Frau Jalowaja würde unbedingt sagen – einen durch die Barmherzigkeit Gottes geführten Weg. Sie entstammt der Familie eines Vaters, der als Pilot zunächst in der sowjetischen Armee gedient hat und dann in der zivilen Luftfahrt beschäftigt war. Die Mutter hat als Übersetzerin in Charkiw gearbeitet und der Tochter auch die Fähigkeit, Sprachen zu lernen und zu erfassen, mitgegeben. Beide Familien mit einer langen und großen Geschichte.
1995 kam Frau Jalowaja mit ihrer jungen Familie nach Deutschland und hat zunächst – nach kurzen Zwischenaufenthalten - in Bückeburg gelebt. Die neue Sprache, die neue Kultur, die Sitten und Gebräuche Schaumburgs kennen zu lernen und sich anzueignen - allem hat sie sich mit großer Leidenschaft und Hingabe gestellt. Sie hat für andere, selber noch mit der deutschen Sprache am Anfang stehend, in Bückeburg eine Sprachschule gegründet. Und schnell Menschen gefunden, die sich von einer guten Idee anstecken ließen. Sie hat sofort Verantwortung übernommen. Die Gründung der jüdischen Kultusgemeinde in Schaumburg mit Sitz in Bad Nenndorf im Jahr 2002 ist ohne Frau Jalowaja - gemeinsam mit Frau Nekrasova, die hier ebenfalls zu nennen ist, nicht denkbar. Wie viele, die aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen sind, hat Frau Jalowaja die Wurzeln ihres jüdischen Glaubens hier in Deutschland neu buchstabieren gelernt. Sie hat sich zusammen mit anderen russischen Juden die jüdische Religion erarbeitet und erobert und neu in ihrem Leben und dann in der Kultusgemeinde umgesetzt und damit für jüdisches Leben in Schaumburg Wurzeln gelegt. Sie hatten keinen eigenen Rabbi, der sie unterrichten konnte; der Landesrabbiner freilich hat sie unterstützt, wie man Gottesdienste und Fest feiert, wie man die hebräischen Gebete ausspricht, was sie übersetzt bedeuten – und vieles mehr.
Das Projekt der „Alten Synagoge“ in Stadthagen hat sie mit großem Wohlwollen und mit weitem Herzen unterstützt und nach Kräften gefördert.
Frau Jalowaja ist die Begegnung mit anderen Religionen wichtig. Die interreligiösen Begegnungen und Gespräche wären ohne Frau Jalowaja nicht denkbar in Schaumburg. Jährlich organisiert sie einen Kulturtag der jüdischen Gemeinden als Ort der Begegnung, des Festes und des Dialoges für Vertreter*innen von Politik, gesellschaftlichen Organisationen, Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Quellennachweis:
Rede zur Würdigung von Frau Marina Jalowaja bei der Überreichung des Blickwechselpreises (zuletzt eingesehen am 03.08.2022)

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

Wirkungsorte:
Bad Nenndorf

Administrative Angaben

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2022-08-01T11:07:10Z
Zuletzt geändert am:
2023-07-18T20:04:22Z
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Personen
Ludmila Nekrasova

Ludmila Nekrasova

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Ludmila Nekrasova ist Vorsitzende der Jüdische Kultusgemeinde Landkreis Schaumburg e.V.

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

Wirkungsorte:
Bad Nenndorf

Lektüre

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2022-08-01T11:20:49Z
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2023-07-18T20:02:54Z
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Personen
Akampita Steiner

Akampita Steiner

Lebensdaten:
geboren: 1969 in Detmold
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Musiker*in (1999 - 2023)

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick

Im Festjahr bietet das Piesberger Gesellschaftshaus zwei besondere Konzertattraktionen.

Am 12. Juni 2021 nimmt Akampita Steiner ihr Publikum mit auf eine schillernde musikalische Reise: auf sephardische Musik aus Andalusien folgt Klezmer. Die Poesie des 20. Jahrhunderts, vertreten durch Alfred Mombert, Erich Mühsam und Else Lasker-Schüler, wird von der Sängerin vertont. Dabei lässt Akampita Steiner Gitarre, Flöten, Gesang und Rezitation erklingen. So treffen minimalistische Klangstrukturen mit klassischem Hintergrund auf eine ausdrucksstarke Chansonstimme mit folkloristischen Anklängen. Mit dem Ziel verschiedene Kulturen zusammenzubringen, singt Akampita Steiner unter anderem in deutscher, französischer, katalanischer und hebräischer Sprache und verwendet exotische Instrumente. Ihre Kompositionen berühren, hypnotisieren und verwandeln ein Konzert in eine Schönheit aus Melodien und Poesie.

Die Grenzgänger, bestehend aus Frederic Drobnjak an der Gitarre, Felix Kroll am Akkordeon und Annette Rettich am Cello sowie dem Gesang von Michael Zachcial, spielen am 06. November 2021 Lieder aus der wechselvollen deutsch-jüdischen Geschichte, vom Widerstand, den Lagern und Gefängnissen des deutschen Faschismus. Sie folgen den Spuren von Inge Lammel, die 1939 als junges Mädchen mit einem Kindertransport aus Nazi-Deutschland flieht, in der DDR Lieder aus dem Widerstand sammelt und später das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt. Darüber hinaus interpretieren sie Fundstücke aus der Sammlung demokratischer Volkslieder von Wolfgang Steinitz, der aus einer jüdischen Familie aus Breslau stammend zu einem der wichtigsten Wiederentdecker verschütteter sozialkritischer Volksliedtraditionen in Deutschland und und zum Wegbereiter des deutschen Folk-Revivals in BRD und DDR wird.

Quellennachweis:
„Eintausendsiebenhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Projekte zum Festjahr aus Niedersachsen“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV

Autorenschaft:
Niedersächsische*r Landesbeauftragte*r gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens

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Lebensstationen

Verbundene Institutionen:
Wohnorte:
Osnabrück
Wirkungsorte:
Osnabrück (automated)
Osnabrück

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Steiner, Akampita (1969) GNDmehr erfahren

Administrative Angaben

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2022-08-08T11:46:00Z
Zuletzt geändert am:
2023-07-18T15:02:28Z
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Personen
Lea Mor

Lea Mor

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

2. Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück K.d.ö.R.

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

Verbundene Institutionen:
Wirkungsorte:
Osnabrück

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2022-08-01T13:11:54Z
Zuletzt geändert am:
2023-07-18T19:59:05Z
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2024-12-05T17:07:28+01:00

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Personen
Leo Trepp

Leo Trepp

Lebensdaten:
geboren: 04.03.1913 in Mainz
gestorben: 02.09.2010 in San Francisco, Calif.
Sterbeort:
San Francisco, Calif.
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Nationalität:
deutsch
Beruf:
Rabbiner*in (1936 - unbekannt)

Kurzinformation

Leo Trepp (geboren am 4. März 1913 in Mainz; gestorben am 2. September 2010 in San Francisco) war ein deutsch-US-amerikanischer Rabbiner und Professor für Judaistik und Geisteswissenschaften.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Leo Trepp wurde am 4. März 1913 in Mainz geboren. Er studierte Philosophie und Philologie in Frankfurt/Main und Berlin. Nach seiner Promotion 1935 an der Universität Würzburg besuchte er das Rabbinerseminar Berlin. Am 1. August 1936 wurde Leo Trepp in Berlin zum Rabbiner ordiniert. Bald darauf folgte er einem Ruf als Landesrabbiner nach Oldenburg. Während der Novemberpogrome 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Nach Intervention des britischen Oberrabbiners Dr. Joseph Herman Hertz kam er wieder frei und emigrierte über England 1940 in die Vereinigten Staaten. Dort studierte er an den Universitäten von Harvard und Berkeley und übernahm eine Professur für Philosophie und Geisteswissenschaften im kalifornischen Napa Valley College.


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Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick

Nach dem Tod des ehemaligen Landesrabbiner Leo Trepp, der für das jüdische Leben in Oldenburg eine besondere Bedeutung hat, etabliert die ansässige Gemeinde das Leo-Trepp-Lehrhaus. Seit dem Jahr 2011 finden dort Lehr- und Kulturveranstaltungen statt. Dem Festjahr widmet das Leo-Trepp-Lehrhaus in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt Oldenburg, dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und der Fachabteilung für Jüdische Studien an der Carl von Ossietzky Universität eine besondere Ausstellungs- und Vortragsreihe.

Quellennachweis:
Leo Trepp Ehrenbürger der Stadt Oldenburg (zuletzt eingesehen 02.08.2022)
„Eintausendsiebenhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Projekte zum Festjahr aus Niedersachsen“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV

Autorenschaft:
Niedersächsische*r Landesbeauftragte*r gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens

Familie und Netzwerk

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Philosophie, Philologie - (Frankfurt am Main) (1931 - 1931)
Philosophie, Philologie - (Berlin) (1931 - 1931)
Rabbinerseminar - Rabbinerseminar zu Berlin e.V. (Berlin) (1936)
Verbundene Institutionen:
Wirkungsorte:
Oldenburg

Lektüre

Verknüpfte Normdaten:
Leo Trepp Wikidatamehr erfahren
Trepp, Leo (1913 - 2010) GNDmehr erfahren

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2022-08-02T11:51:59Z
Zuletzt geändert am:
2023-12-20T11:38:25Z
In Portal übernommen am:
2024-12-05T17:09:04+01:00

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Personen
Gunda Trepp

Gunda Trepp

Lebensdaten:
geboren: 1958
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Nationalität:
deutsch
Beruf:
Wirtschaftsanwält*in (1987 - unbekannt)
Journalist*in (1990 - 1990), Schätzwert

Kurzinformation

Gunda Trepp ist eine deutsche Autorin und Journalistin.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Gunda Trepp studierte von 1982 bis 1987 Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin, in dieser Zeit gründete sie mit anderen die erste Frauengruppe am juristischen Fachbereich. Anschließend besuchte sie die Henri-Nannen-Journalistenschule unter Wolf Schneider. Nach einigen Jahren als Wirtschaftsanwältin und Dozentin für Rechtskunde begann sie, als freie Journalistin für verschiedene Medien wie den Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den NDR zu arbeiten. Bis 2004 war sie Wirtschaftsredakteurin der Berliner Zeitung. Ab dem Jahr 2000 lebte sie mit dem Religionsphilosophen und Rabbiner Leo Trepp zusammen und konvertierte 2001 zum Judentum. 2019 gründete sie die Leo-Trepp-Stiftung, deren Ziel es ist, das Wissen über jüdisches Leben und jüdische Ethik in der Bevölkerung zu vertiefen. Trepp engagiert sich als Vorstandsmitglied im American Jewish Committee und ihrer Synagoge. Sie lebt in San Francisco und Berlin.

Quellennachweis:
Gunda Trepp Wikipedia (zuletzt eingesehen am 03.08.2022)

Familie und Netzwerk

hat Ehepartner:

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Rechtswissenschaften - Freie Universität Berlin (Berlin) (1982 - 1987)
Verbundene Institutionen:

Lektüre

Literatur zur Person:
Trepp, Gunda Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus, Lernen, Wissen, Handeln, wbg Paperback, 2022, GVK
Trepp, Gunda , Trepp, Leo letzte Rabbiner, das unorthodoxe Leben des Leo Trepp, 2018, GVK
Verknüpfte Normdaten:
Gunda Trepp Wikidata (zuletzt eingesehen am 17.07.203)mehr erfahren
Trepp, Gunda (1958) GNDmehr erfahren

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2022-08-02T12:20:46Z
Zuletzt geändert am:
2023-07-17T09:07:07Z
In Portal übernommen am:
2024-12-05T17:09:10+01:00

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Personen
Mendel Nathan

Mendel Nathan

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Mendel Nathan war von 1863 bis 1874 Vorsteher der jüdischen Gemeinde Bodenteich-Hankensbüttel-Wittingen. In seinem Wohn- und Geschäftshaus in der Lange Straße 33 fanden Gottesdienste statt.

Quellennachweis:
IJN-Landkarte (zuletzt eingesehen am 02.11.2023)

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

Wohnorte:
Wittingen, Lange Straße 33
Wirkungsorte:
Wittingen, Lange Straße 33

Lektüre

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Datensatz erzeugt:
2021-11-23T09:03:46Z
Zuletzt geändert am:
2023-11-02T17:03:31Z
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2024-12-05T17:08:57+01:00

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Personen
Igor Levit

Igor Levit

Lebensdaten:
geboren: 1987 in Gorki (Nischni Nowgorod, Oblast)
Geburtsort:
Gorki (Nischni Nowgorod, Oblast)
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Beruf:
Musiker*in (2000 - 2023), Schätzwert

Kurzinformation

Igor Levit ist ein deutscher Pianist und politischer Aktivist. Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Igor Levit (geb. 10. März 1987 in Gorki, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein deutscher Pianist und politischer Aktivist. Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Leben
Jugend
Levits Mutter ist Jelena Lewit, eine Opern-Korrepetitorin und Enkelschülerin von Heinrich Neuhaus 1995 übersiedelte die Familie als jüdische Kontingentflüchtlinge von Russland nach Hannover, wo Levit das Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium besuchte.

Künstlerisches Wirken
Erste Unterweisung im Klavierspiel erhielt Levit im Alter von drei Jahren durch seine Mutter. Mit vier Jahren debütierte er als Solist mit einer Ecossaise von Ludwig van Beethoven, das erste Konzert gab er mit sechs mit dem Philharmonie-Orchester von Nischni Nowgorod, Händels F-Dur-Klavierkonzert.

Levit nahm ab 1999 für ein Jahr am Mozarteum in Salzburg Klavierunterricht bei Hans Leygraf und begann anschließend 13-jährig sein Studium am neugegründeten Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. An der Hochschule wurde er später von Karl-Heinz Kämmerling, Matti Raekallio und Bernd Goetzke unterrichtet. Großen Einfluss auf seinen musikalischen Werdegang weist Levit seinem Spiritus Rector, dem ungarischen Cembalisten und emeritierten Hochschulprofessor Lajos Rovatkay, zu, der ihn für die historische Aufführungspraxis begeisterte. Unterstützt durch die Studienstiftung des deutschen Volkes schloss Levit 2010 sein Studium ab.Für das Konzertexamen, u. a. mit den Diabelli-Variationen von Ludwig van Beethoven, bekam Levit die höchste Punktzahl in der Geschichte der Hochschule.

Seit 2000 konzertiert Levit in Europa, den USA und Israel. Klavierkonzerte spielte er mit dem English Chamber Orchestra, der NDR Radiophilharmonie Hannover, den Nürnberger Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra. Kammermusik machte er mit Mischa Maisky, Sergei Alexandrowitsch Krylow, Kim Kashkashian, Gavriel Lipkind und Daniel Müller-Schott. Mit Maxim Vengerov und Alisa Weilerstein spielte Levit im Klaviertrio.

Seit Oktober 2019 ist Levit Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Während der Corona-Pandemie 2020 gab Levit ab dem 12. März eine Reihe von 52 „Hauskonzerten“ über Twitter und Instagram. Diese wurden größtenteils live aus seiner Berliner Wohnung übertragen, eines fand auf Einladung von Frank-Walter Steinmeier im Berliner Schloss Bellevue statt, wo er Beethovens Waldstein-Sonate spielte. Im Anschluss an diese Serie gab er in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 2020 eine 15-stündige Live-Darbietung von Eric Saties Vexations, die auch über das Internet übertragen wurde. Im Juni 2021 war er der Solist beim weltweit übertragenen Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn, es dirigierte Daniel Harding. Am 31. Juli 2021 errang er bei den Salzburger Festspielen, bei welchen er seit 2017 Solistenkonzerte gibt, mit einem Beethoven-Schubert-Prokofiev-Programm standing ovations. Das Konzert fand im Großen Festspielhaus statt. Wenige Tage später sprang er – ebenfalls in Salzburg – für Martha Argerich ein und übernahm den Klavierpart im Solistenkonzert des Geigers Renaud Capuçon.
Politisches Engagement

Levit meldete sich mehrfach auf Twitter mit politischen Äußerungen zu Wort, in denen er sich unter anderem gegen Antisemitismus und Ausgrenzung Geflüchteter wendet.

Im Jahr 2014 wurde Levit mit einem Echo Klassik ausgezeichnet. Aus Protest gegen die Auszeichnung der Rapper Farid Bang und Kollegah bei der Echoverleihung 2018 gab Levit, der aus einer jüdischen Familie stammt, seinen Echo zurück und erklärte: „Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich.“

2015 bezeichnete er auf Twitter einen Politiker der Partei Alternative für Deutschland als „widerwärtigen Drecksack“ und sprach deren Mitgliedern das „Menschsein“ ab. Nach Kritik erklärte Levit dazu, er habe das Wort „Menschsein“ im Sinne des jiddischen Wortes „Mentsch“ gebraucht, welches einen „ehrenhaften, umsichtigen Menschen“ meint.

Mitte November 2019 erhielt er eine E-Mail mit einer Morddrohung. Daraufhin veröffentlichte er am 29. Dezember 2019 im Tagesspiegel einen Gastbeitrag unter dem Titel Habe ich Angst? Ja, aber nicht um mich. Diesen nahm anschließend Bundestagspräsident Schäuble zum Anlass, alle Bürger aufzufordern, „dem Antisemitismus in Deutschland Einhalt zu gebieten“. Auch der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck zollte Levit für seinen Beitrag Respekt.

Unter dem Motto „Flügel statt Flügel“ protestierte Levit im Oktober 2020 mit anderen Musiker*innen vor dem Potsdamer Landtag musikalisch gegen die rechtsextreme Strömung Der Flügel innerhalb der AfD.

Levit ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. 2019 unterstützte er Fridays for Future mit seinem Klavierspiel auf der Straße. Am 4. Dezember 2020 unterstützte er die Demonstrationen im Dannenröder Forst mit einem Auftritt am Klavier im Wald.

Levit verkaufte Anfang März 2021 die 840 Notenblätter seiner Live-Darbietung von Erik Saties Vexations, um Musiker in der Pandemie zu unterstützen.


Rezeption

  • Eleonore Büning bescheinigte ihm 2010 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schon vor dem Examen „einer der großen Pianisten dieses Jahrhunderts“ zu sein. Wilhelm Sinkovicz nannte ihn wenig später in der Presse einen „Künstler, der mit Bravour alle technischen Kniffligkeiten löst. Bei aller Virtuosität macht Levit jedoch immer voll Poesie Musik.“ Im Oktober 2011 strahlte 3sat den 45-minütigen Dokumentarfilm Igor Levit – mein Liszt über den Pianisten und seine Vorliebe für die Musik Franz Liszts aus. Kai Luehrs-Kaiser erklärte 2013, was Levits Talent wirklich sei, könne man erst in zehn Jahren wissen.

  • 2020 löste der Musikkritiker Helmut Mauró von der Süddeutschen Zeitung eine Kontroverse aus. Mauró kritisierte im Artikel Igor Levit ist müde vom 16. Oktober 2020, Levit habe jenseits seiner Aktivitäten auf Twitter keine Leistungen erbracht, die das ihm zuvor verliehene Bundesverdienstkreuz rechtfertigen würden. Nutzern von Twittern warf er vor, eine „Opferanspruchsideologie“ zu vertreten und ein „opfermoralisch begründbares Recht auf Hass und Verleumdung“ auszuüben. Neben diesen Vorwürfen bewertete er Levits Einspielung der Klaviersonaten Beethovens als „unerheblich“ und bezeichnete den russischen Pianisten Daniil Trifonow als Levit überlegen. Bereits 2019 hatte Mauró ihm in einer Konzertrezension vorgeworfen, dass seine Musikalität nur „erarbeitet“, „aufgesagt“ und „vorgespielt“ sei. Christiane Peitz vom Tagesspiegel sah in dieser Argumentation die antisemitischen Stereotype der Angriffe Richard Wagners gegen Felix Mendelssohn Bartholdy.

  • Levit bezeichnete Maurós Text als „unzweideutig antisemitisch konnotiert“. Laut Levit hatte SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach zunächst betont, hinter Maurós Beitrag zu stehen. Dieser erregte jedoch öffentlich starken Widerspruch: So bezeichnete es Bernhard Neuhoff, Klassik-Redaktionsleiter beim Bayerischen Rundfunk, als klassische „Opfer-Täter-Umkehr“, dass es als „ideologisch und verleumderisch bezeichnet wird, wenn sich ein Jude darüber aufregt, dass Juden in Deutschland mit dem Tod bedroht werden“. Johannes Schneider wies in diesem Kontext in der Zeit darauf hin, dass die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bereits zuvor öffentlich beschuldigt hatte, mit der Auszeichnung Levits „die Spaltung in unserem Land zu vertiefen“. Am 20. Oktober veröffentlichte Krach zusammen mit Co-Chefredakteurin Judith Wittwer einen Text, in dem sie sich bei Levit und den Lesern der SZ dafür entschuldigten, dass manche den Text als antisemitisch empfänden und etliche Levit durch diesen SZ-Beitrag als Künstler und Menschen herabgewürdigt sähen. Der jüdische Schriftsteller Maxim Biller widersprach Levit und bezeichnete Maurós Artikel in einer Zeit-Kolumne ironisch als „so antisemitisch […] wie die dunkelrote Nachmittagssonne“.


Quellennachweis:
Igor Levit Wikpedia (zuletzt eingesehen am 21.03.2023)

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Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Klavier - Hochschule für Musik, Theater und Medien (Hannover) (2010)
Verbundene Institutionen:

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Wikidata Igor Levitmehr erfahren
Levit, Igor (1987) GNDmehr erfahren

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Datensatz erzeugt:
2023-03-06T09:03:15Z
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Frieda Prager

Frieda Prager

Kulturelle Zugehörigkeit:
Christentum
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weiblich

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Personen
Leopold Zunz

Leopold Zunz

Lebensdaten:
geboren: 10.08.1794 in Detmold
gestorben: 17.03.1886 in Berlin
Wohnort:
Detmold
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Beruf:
Direktor einer jüdischen Grundschule (1826 - 1830)

Kurzinformation

Leopold Zunz war ein deutscher jüdischer Wissenschaftler und Vorkämpfer der Emanzipation der Juden in Deutschland. Er gilt als eigentlicher Begründer der „Wissenschaft des Judentums“, der Erforschung der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion mit den wissenschaftlichen Methoden des 19. Jahrhunderts.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Leben
Leopold Zunz besuchte zwischen 1803 und 1809 die Wolfenbütteler Samson-Schule und wurde anschließend als erster Jude am dortigen Gymnasium aufgenommen, das er 1811 abschloss. 1815 zog er nach Berlin, studierte Philosophie, Philologie und Geschichte an der Berliner Universität, wo er 1816 unter anderen mit seinem Schulfreund Isaak Markus Jost den jüdischen Wissenschaftszirkel gründete. Zunz promovierte 1821 an der Universität Halle zum Doktor der Philosophie. Nach seiner Ordinierung durch einen der ersten Vertreter der jüdischen Reformbewegung, Aaron Chorin, amtierte er von 1820 bis 1822 als Prediger im „Beer-Tempel“, einer Reformsynagoge in Berlin, stieß jedoch dort auf großes Unverständnis und kündigte deshalb diese Stelle. Sein Geld verdiente er fortan als Redaktionsmitglied der Tageszeitung Haude- und Spenersche Zeitung (1824–1831) und als Direktor einer jüdischen Grundschule (1826–1830). Auch diesen Posten in der Jüdischen Gemeindeschule gab er jedoch auf, da er ihm notwendig erscheinende Reformen nicht durchsetzen konnte.
In Berlin trat er jedoch noch im Mai 1835 als Prediger auf.[1] Im September 1835 fand Leopold Zunz eine Anstellung als Prediger bei der böhmisch-deutschen Synagogengemeinde in Prag, wo er jedoch nicht heimisch wurde und nach einem Jahr wieder kündigte. Der soeben in Jena promovierte Michael Sachs trat am 1. September 1836 seine Nachfolge an.
Im Jahre 1840 begründete Zunz in Berlin mit dem Rabbiner Meyer Landsberg das Seminar für Jüdische Lehrer und wurde zum Direktor ernannt. 1850 trat er von der Leitung des Seminars zurück und erhielt eine Pension.
Zunz war auch politisch tätig. Seit seiner Jugend dem demokratischen Liberalismus verpflichtet, schloss er sich während der Revolution von 1848 der demokratischen Bewegung an und wurde mehrmals zum Wahlmann für die Parlamentswahlen gewählt. Regelmäßige Debatten über die Situation der Juden in der Ära der Reaktion führte er beispielsweise mit Karl August Varnhagen von Ense.
Nach dem Tod seiner Gattin Adelheid Beermann, die er 1822 geheiratet hatte, zog er sich 1874 aus der Öffentlichkeit zurück. 1886 starb Leopold Zunz im Alter von 91 Jahren und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg beigesetzt.

Wissenschaft des Judentums
Gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten, darunter Eduard Gans, gründete Zunz 1819 in Berlin den Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden, dem auch Heinrich Heine 1822 beitrat. Bereits ein Jahr zuvor war seine Schrift Etwas über die rabbinische Literatur erschienen, die ihn, nach allgemeiner Auffassung, zum Begründer der „Wissenschaft des Judentums“ machte. Zusammen mit Gans und Moses Moser wurde Zunz 1820 Mitglied der Gesellschaft der Freunde. 1823 wurde er Redakteur der Zeitschrift für die Wissenschaft des Judenthums und zugleich einer ihrer wichtigsten Autoren. Eine größere Leserschaft konnte die Zeitschrift nicht gewinnen, und so wurde sie nach drei Ausgaben eingestellt. Die Auswirkungen des Vereins waren weniger religiöser als vielmehr wissenschaftlicher Natur. Zunz beteiligte sich kaum am Reformjudentum, verlor jedoch niemals den Glauben an die belebende Kraft der Wissenschaft in ihrer kritischen Anwendung auf jahrhundertealte Traditionen und literarische Überlieferungen. Zunz hatte den Wunsch, „das kulturelle Vermächtnis der jüdischen Literatur in den Umkreis des kulturellen Erbes Europas einzubringen“.
Im Jahre 1832 veröffentlichte er Gottesdienstliche Vorträge der Juden, das eine Darstellung der Entwicklung der Bibelauslegung von ihren Anfängen in den Targumim bis in Zunzens Zeit gibt, dabei eine Einführung in über hundert Midraschim umfasst und als wichtigstes jüdisches Werk des 19. Jahrhunderts angesehen wird. Im Vorwort, das von der Regierung zensiert wurde, forderte Zunz das Recht der Juden auf deutsche Staatsbürgerschaft sowie die institutionelle Förderung der Wissenschaft des Judentums.

Werke (Auswahl)
Zunz berühmter Essay Etwas über die rabbinisches Litteratur, der im Jahre 1818 veröffentlicht wurde, wurde die intellektuelle Agenda der Wissenschaft des Judentums und das Hauptthema seiner eigenen zukünftigen Arbeit. Schon in diesem frühen Stadium seiner akademischen Laufbahn entwickelte Zunz sein Konzept der Wissenschaft des Judentums, das als Medium zur Präsentation und der Erhaltung der jüdischen literarischen Werke dienen sollte. Zunz glaubte, dass nur ein akademischer und interdisziplinärwissenschaftlicher Ansatz einen umfassenden Rahmen für die angemessenen Studien der jüdischen Themen, Texte und des Judentums erlauben würde. Im Jahr 1832 erschien „das wichtigste jüdische Buch, das im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde“, eine Geschichte der Predigt unter dem Titel Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden. Es bereitet die Grundsätze für die Untersuchung der rabbinischen Exegese (Midrasch) und des Siddur (Gebetbuch der Synagoge) vor. Dieses Buch hob Zunz in die höchste Position unter den jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Im Jahr 1845 erschien Zur Geschichte und Literatur, in der er die literarische und die Sozialgeschichte der Juden behandelte. Er besuchte das Britische Museum im Jahre 1846, und dies bestätigte ihn in seinem Plan für sein drittes Buch, Synagogale Poesie des Mittelalters (1855). Nach der Veröffentlichung besuchte Zunz England erneut, und im Jahre 1859 veröffentlichte er sein Buch Ritus, eine meisterhafte Erhebung von synagogalen Riten. Sein letztes großes Buch war seine synagogale Literaturgeschichte der Poesie (1865). Eine Ergänzung erschien im Jahre 1867. Neben diesen Werken veröffentlichte Zunz eine neue Übersetzung der Bibel und schrieb viele Aufsätze, die als Gesammelte Schriften veröffentlicht wurden.

Quellennachweis:
Wikipedia Leopold Zunz (zuletzt eingesehen am 16.05.2024)

Familie und Netzwerk

hat Ehepartner:

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Alte Synagoge mit Samsonschule Wolfenbüttel (Harzstraße) (Wolfenbüttel) (1803 - 1809)
Große Schule (Wolfenbüttel) (Wolfenbüttel) (1809 - 1811)
Wohnorte:
Detmold

Lektüre

Literatur zur Person:
https://archives.cjh.org//repositories/5/resources/13305, https://archives.cjh.org//repositories/5/resources/13305
https://www.jewish-archives.org/, https://www.jewish-archives.org/
Verknüpfte Normdaten:
Zunz, Leopold (1794 - 1886) GNDmehr erfahren

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Personen
Glikl bas Judah Leib

Glikl bas Judah Leib

Lebensdaten:
geboren: 1646 in Hamburg
gestorben: 19.09.1724 in Metz
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Kauffrau (1689 - 1724), Schätzwert (Daten nicht ermittelt)

Kurzinformation

Glikl bas Judah Leib (hebräisch גליקל בת יהודה לייב (= Glikl, Tochter des Judah Leib), geboren vermutlich 1647 in Hamburg; gestorben am 19. September 1724 in Metz), (fälschlich) auch als Glückel von Hameln bekannt, war eine deutsche Kauffrau, die als erste Frau Deutschlands eine erhalten gebliebene, bedeutende Autobiografie schrieb.

Wie es in jüdischen Familien üblich war, heiratete sie sehr jung: Als Zwölfjährige wurde Glikl in Hameln mit Chaijm von Hameln oder Goldschmidt, einem Verwandten des reichen Hamburger Kaufmanns Chajim Fürst, verlobt und zwei Jahre später noch vor ihrem 14. Geburtstag verheiratet. Ihr Mann, der nur wenige Jahre älter war, stammte aus „einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Familien in Norddeutschland“. Die Schwiegereltern lebten später in Hildesheim, wo Glikl sie auch besuchte.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Glikl bas Judah Leib, auch als Glikl oder Glückel von Hameln bekannt, wurde im Jahr 1646/47 als Tochter des wohlhabenden Diamantenhändlers Juda Leib in Hamburg geboren. Ihr jüdischer Name lautete entsprechend Glikl bas Juda Leib (übersetzt: Glikl, Tochter des Juda Leib). Im Alter von 14 Jahren heiratete sie den erfolgreichen Gold- und Juwelenhändler Chaim von Hameln (auch bekannt als Hein Goldschmidt) und brachte in dieser Ehe zwölf Kinder zur Welt.

Als ihr Mann 1689 starb, führte Glikl sein Unternehmen mit großem Erfolg weiter. Sie trieb Handel in verschiedenen europäischen Städten und lebte als erfolgreiche Geschäftsfrau in Hamburg, Altona, Hameln und Metz. So vergrößerte sie den Reichtum der Familie, und es gelang ihr, alle ihre Kinder gut zu verheiraten. Ihre Heiratspolitik war dabei von starken wirtschaftlichen Interessen geprägt, nutzte sie die Verheiratung ihrer Kinder doch dazu, Geschäftskontakte in ganz Europa auszubauen und zu festigen.

Als Glikl im Jahr 1700 erneut heiratete, entschied sie sich für den erfolgreichen Geschäftsmann Hirz Levy und gab ihr eigenes Geschäft auf. Nicht nur mithilfe ihres Ehemannes, sondern wegen der eigenen Ersparnisse versprach sich Glikl einen sorgenfreien Lebensabend. Doch Hirz Levy verkalkulierte sich, sein Geschäft ging bankrott, das gesamte Familienvermögen verloren. So erlebte Glikl das Alter in Armut, ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie im Hause ihrer Tochter Ester in Metz, wo sie schließlich im Jahr 1724 starb.

1691 begann Glikl, noch immer schwer erschüttert über den Tod ihres ersten Ehemannes, ein Tagebuch zu schreiben, das sie bis 1719 fortführte. Glikls Lebensbericht ist in jiddischer Sprache verfasst und trägt im Original den Titel Sichronot (Memoiren). Glikl legte das Tagebuch als Familienchronik an und wollte es an ihre Kinder weitergeben.

Da Glikl in einer Zeit lebte, in der Jüd*innen unter der Mehrheit der Christ*innen kaum Rechte genossen, gibt ihr Lebensbericht auch eindrucksvolle Einblicke in die gesellschaftlichen Umstände jener Zeit. Ihre Memoiren befassen sich unter anderem mit dem Ausbruch der Pest, mit Krankheiten, Flucht und Tod. Gleichzeitig gibt ihr schriftliches Werk Auskunft über ihre intensive Auseinandersetzung mit dem jüdischen Glauben.

Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)

Nachwirken:

Erst 1910 wurden Glikls Memoiren erstmals veröffentlicht. Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, die auch eine entfernte Verwandte Glikls war, entdeckte deren Schriften und ihren historischen Wert. Durch Bertha Pappenheims Übersetzung ins Deutsche wurden die Memoiren nun einem breiteren Lesepublikum zugänglich gemacht.

Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)

Lebensstationen

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Lektüre

Literatur zur Person:
Gliḳl bas Judah Leib , Pappenheim, Bertha Memoiren der Glückel von Hameln, Zichroines <dt.>, 2013, GVK
Gliḳl bas Judah Leib , Ṭurnyansḳi, Ḥaṿah , Fridman, Sarah P. Glikl, memoirs 1691-1719, The Tauber Institute series for the Study of European Jewry, 2019, GVK
Grözinger, Elvira Glückel von Hameln, Kauffrau - Mutter und erste jüdisch-deutsche Autorin, Jüdische Miniaturen 11, 2004, GVK
Verknüpfte Normdaten:
Gliḳl bas Judah Leib (1646 - 1724) GNDmehr erfahren

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Personen
Lotti Huber

Lotti Huber

Lebensdaten:
geboren: 16.10.1912 in Kiel
gestorben: 31.05.1998 in Berlin
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Schauspieler*in (1971 - 1998), Schätzwert

Kurzinformation

Lotti Huber, geborene Charlotte Goldmann (geboren 16. Oktober 1912 in Kiel; gestorben 31. Mai 1998 in Berlin), war eine deutsche Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und avantgardistische Künstlerin, die durch ihre Rollen in Filmen von Rosa von Praunheim berühmt wurde.

Da Lotti Jüdin war, wurde sie in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt. Sie wurde in das KZ Moringen (im heutigen Bundesland Niedersachsen) und nach dessen Auflösung ins KZ Lichtenburg deportiert. Durch das Engagement ihres Bruders Kurt wurde sie 1938 von einer US-amerikanischen Organisation freigekauft. Sie ging über die Schweiz und Italien nach Haifa in Palästina ins Exil.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Lotti Goldmann wurde 1912 als Tochter großbürgerlicher jüdischer Eltern in Kiel geboren. Sie wuchs mit zwei Brüdern auf. Walter war zwei Jahre älter und Kurt, der sich später Ruwen Golan nannte, drei Jahre jünger. Früh interessierte sie sich für Tanz und Theater und nahm entsprechenden Unterricht. Mit ihrer Jugendliebe Hillert Lueken, dem Sohn des ehemaligen Kieler Oberbürgermeisters Emil Lueken, ging sie nach Berlin und lebte dort mit ihm zusammen. Da Lotti Jüdin war, wurde Hillert Lueken 1937 von den Nationalsozialisten wegen „Rassenschande“ verhaftet und ermordet. Sie selbst wurde in das KZ Moringen und nach dessen Auflösung ins KZ Lichtenburg deportiert. Durch das Engagement ihres Bruders Kurt wurde sie 1938 von einer US-amerikanischen Organisation freigekauft. Sie ging über die Schweiz und Italien nach Haifa in Palästina ins Exil.

Sie studierte Tanz und Pantomime und zog mit ihrem ersten Mann Alec Kingaby, einem britischen Offizier, durch den Nahen Osten. Sie arbeitete in Nachtclubs und Varietés als Tänzerin. Beide ließen sich auf Zypern nieder und eröffneten in Nikosia ein Hotel. Nach der Scheidung zog Lotti nach Kyrenia, eine Hafenstadt im Norden Zyperns, und betrieb ein eigenes Restaurant, „The Octopus“. Dort lernte sie ihren zweiten Mann Norman Huber (1910–1971) kennen, ebenfalls britischer Offizier, mit dem sie 1960 nach London ging.

1965 wurde ihr Mann in die Bundesrepublik Deutschland versetzt, und Lotti Huber kehrte mit ihm zurück. Das Ehepaar ließ sich in Berlin nieder. Nach dem Tod ihres Mannes musste sich Huber mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. So übersetzte sie Liebesromane aus dem Englischen, eröffnete in ihrer Wohnung eine Benimmschule, verkaufte in Warenhäusern Kräuterlikör und arbeitete als Filmstatistin.

Mit dem semi-dokumentarischen Film Affengeil von Rosa von Praunheim wurde sie 1990 einem großen Publikum bekannt. Bei von Praunheims Film Anita – Tänze des Lasters von 1988 über die Nackttänzerin Anita Berber war sie am Drehbuch beteiligt und übernahm die Hauptrolle. Durch die Filme von Rosa von Praunheim berühmt geworden, trat Huber bis zu ihrem Tod mit Soloprogrammen auf, die biografische Erzählungen, Tanz, Kabarett und Chanson miteinander verbanden, und war zu Gast in vielen TV-Talkshows und anderen Fernsehsendungen wie Wetten, dass..?. Ihre Autobiografie Diese Zitrone hat noch viel Saft wurde ein Bestseller. Daneben hatte sie bis zu ihrem Tod einige Jahre einen regelmäßigen Auftritt in der Sendung Holgers Waschsalon im Fernsehprogramm des Hessischen Rundfunks. Sie galt als Star des Berliner Undergrounds und hatte eine große Fangemeinde, vor allem in der schwul-lesbischen Szene. In den letzten Jahren bis zu ihrem Tod arbeitete sie mit Thom Nowotny als musikalischem Begleiter zusammen. Mit ihm hatte sie auch eine gemeinsame Fernsehsendung im Berliner Stadtfernsehen TV-Berlin.

Lotti Huber ist auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße in Berlin neben ihrem Mann Norman Edwin Huber beigesetzt.

Quellennachweis:
Wikipedia Lotti Huber (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)

Nachwirken:

Nach Lotti Huber ist eine Senioreneinrichtung in Kiel benannt, das Lotti-Huber-Haus. Außerdem wurde der Lotti-Huber-Platz in Kiel nach ihr benannt.

Quellennachweis:
Wikipedia Lotti Huber (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)

Familie und Netzwerk

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Tanz - (1938 - 1945)
Pantomime - (1938 - 1945)

Lektüre

Literatur zur Person:
Huber, Lotti Diese Zitrone hat noch viel Saft!, ein Leben, dtv 20223, 2018, GVK
Huber, Lotti , Süss, Peter Jede Zeit ist meine Zeit, Gespräche, dtv 20170, 1998, GVK
Verknüpfte Normdaten:
Huber, Lotti (1912 - 1998) GNDmehr erfahren

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Personen
Juda Joseph ben Nathan

Juda Joseph ben Nathan

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich

Kurzinformation

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Kurzbiografie

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Familie und Netzwerk

Lebensstationen

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Personen
Chaijm von Hameln

Chaijm von Hameln

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Beruf:
Kaufmann (1661 - 1689), Schätzwert

Kurzinformation

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Kurzbiografie

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Lebensstationen

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Personen
Paula Tobias

Paula Tobias

Geburtsname:
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Nationalität:
deutsch
Beruf:
Ärzt*in (1914 - unbekannt), Schätzwert, seit dem Ersten Weltkrieg
Krankenpfleger*in (1935 - unbekannt), Schätzwert

Kurzinformation

Als erste Ärztin im Braunschweiger Land leistete Paula Tobias während des 1. Weltkrieges die medizinische Versorgung der Region Kreiensen, führte ein Lazarett, bildete Pflegerinnen aus und richtete eine Mütterberatung ein. Nach Verabschiedung der Nürnberger Gesetze emigrierte sie mit ihrer Familie 1935 in die USA. Paula Tobias ist einer der frauenOrte Niedersachsen gewidmet worden.

aus: Landesfrauenrat Niedersachsen e.V.: frauenOrte Niedersachsen. Auf den Spuren bedeutender Frauen mit 47 frauenORTEN. Dezember 2021.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Paula Tobias wurde am 15.01.1886 in Hamburg als Tochter jüdischer Eltern unter dem Namen Paula Sussmann geboren. Beide Elternteile stammten aus gebildeten Kaufmannsfamilien, in denen Wert auf eine breit gefächerte Bildung und auch auf die eigene gesellschaftliche Stellung gelegt wurde. Paulas Mutter war die Reiseschriftstellerin und Übersetzerin Eva Anna Sussmann, die für verschiedene Feuilletons schrieb. Paula Tobias genoss eine für Mädchen damals außergewöhnliche Schulausbildung. Sie durfte Realgymnasialkurse besuchen und erlangte 1906 ihren Abschluss mit der Reifeprüfung.

1906 bis 1911 studierte sie Medizin in Berlin, Heidelberg und München. In Heidelberg schloss sie 1911 ihr Studium mit ihrer Dissertation ab. Die Approbation erhielt sie ein halbes Jahr später 1912. Um ihre Kenntnisse in der Kinderheilkunde zu vertiefen, ging sie für einige Monate an die Göttinger Kinderklinik.
Paula Tobias gehörte zu den ersten Frauen, die überhaupt an einer deutschen Universität studieren durften. Sie gehörte damit auch der ersten Generation Ärztinnen in Deutschland an. Ihren Mann, Siegfried (genannt „Fritz“) Tobias, heiratete sie 1912. Wie Paula Tobias stammte auch er aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und war ebenfalls Mediziner.

Nach Paulas Tobias´ Anstellung an der Göttinger Kinderklinik gingen die Eheleute Tobias nach Kreiensen und eröffneten dort eine Gemeinschaftspraxis. Paula wurde so die erste praktizierende Landärztin im sogenannten „Braunschweiger Land“. Es war sehr unüblich für Frauen im ländlichen Bereich zu arbeiten, anstatt in einer größeren Stadt zu praktizieren. Paula musste sich also als Ärztin gegenüber ihren männlichen Kollegen behaupten und auch in der Patientenschaft für Vertrauen werben und sich Anerkennung verschaffen.

1914 wurde Fritz Tobias in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Paula war nun für die alleinige ärztliche Versorgung der Region verantwortlich. Kreiensen war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Eisenbahn. Es erreichten die kleine Stadt täglich viele verwundete Frontsoldaten, die Paula Tobias zu versorgen hatte. Neben der ärztlichen Betreuung der Bevölkerung kamen Lazarettarbeiten, Bahnhofsdienste, die Ausbildung und Führung neuer Pflegerinnen und der Sanitätsgemeinschaft dazu.
Anfang 1917 beschloss Paula Tobias die Landarztpraxis in Delligsen, im Norden des heutigen Landkreises Holzminden, zu übernehmen. Sie zog dort in das große Arzthaus, arbeitete überdurchschnittlich viel und versorgte bei Wind und Wetter per Fahrrad das große Landgebiet. Ihrem Mann konnte sie ihren Entschluss nach Delligsen zu gehen, nicht mitteilen. Als Fritz Tobias 1918 nach Ende des Erste Weltkrieges zurückkehrte, übernahm er die Praxis nach und nach, während Paula sich neben ihrer Rolle als Ärztin nun zunehmend auch in der einer Hausfrau und Mutter einrichtete. In Delligsen ist auch erstmals von einem Garten und wie er angelegt sei, die Rede.
Paula Tobias führte 1917 in Delligsen die erste Mütterberatung im Braunschweiger Land ein. Zu diesem Zeitpunkt war die allgemeine Kindersterblichkeit noch sehr hoch, sodass den jungen Müttern mit dieser medizinischen Beratung sehr geholfen war.

Für ihren Einsatz während des Ersten Weltkrieges erhielt Paula Tobias das Frauen-Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Diese Anerkennung schien ihr zunächst nicht wichtig, denn es war ihr eine Selbstverständlichkeit sich mit all ihren Kräften einzusetzen. Angesichts der späteren Aberkennung als Deutsche durch die Nationalsozialisten gewann diese Auszeichnung für die Ärztin allerdings eine weitaus größere Bedeutung, dokumentierte sie doch unmittelbare Verdienste für das Heimatland.
Ihren ersten Sohn Johannes bekamen Paula und Fritz Tobias am 30.12.1920, sein Bruder Gerd folgte am 15.02.1923. Johannes starb bereits 1927 an einer Blutvergiftung, die er sich in Folge einer Knieverletzung zugezogen hatte. Dieser tragische Tod mag der Grund gewesen sein, weshalb Familie Tobias 1928 nach Bevern ging und dort eine Praxis etwas abseits vom Dorf übernahm.

Ihr Vorgänger, Dr. Max Stahl hatte das Haus von einem Düsseldorfer Architekten planen lassen. Hinter dem Haus befand sich ein großer Garten, der in zwei Teile unterteilt war. Eine Hälfte war als Familiengarten gestaltet, die andere diente als Nutzgarten. Paula Tobias war eine passionierte Gärtnerin, die viele, unterschiedliche und wunderschöne Blumen züchtete. Die Ableger verteilte sie überall in ihrem Bekanntenkreis. Inspirationen holte sich Paula aus dem Buch „Blütengarten der Zukunft“ von Karl Foerster. Die Blumen waren für sie ein Zeichen des Friedens. Als sie emigrieren musste, verstand sie sie als einen Teil von ihr, der bleiben sollte. Unterstützt wurde sie bei der Gartenarbeit von ihrem Chauffeur und Gärtner Weber, der mit ihr jede gestalterische Idee in die Tat umsetzte. Bei der Arbeit im Haushalt gab es tatkräftige Unterstützung von Lisbeth. Die beiden Angestellten wuchsen der Familie sehr ans Herz.

Dr. Fritz Tobias war als guter Turner bekannt, Dr. Paula Tobias als gute Schwimmerin, die einigen Beveraner Kindern das Schwimmen beibrachte. Auf Paula Tobias geht die Initiative zum Neubau eines Freibades in Bevern zurück, das 1929 eröffnet wurde und das die Tobias´ auch maßgeblich finanzierten. Paula Tobias brachte denn auch einigen ihrer Patientinnen das Schwimmen bei. Da Paula Tobias im Bund der deutschen Offiziersfrauen war, nahm sie Ferienkinder aus Hamburg auf. Das Ärztepaar war im Dorf mehr als akzeptiert, die Patientenschaft hatte größtes Vertrauen. Besonders Frau Dr. Tobias war sehr beliebt. Als Ärzte waren sie in Verbindung mit dem Leben der Bevölkerung, nahmen Anteil am Schicksal der Menschen, halfen und heilten. Es darf daher angenommen werden, dass sie „trotz“ akademischer Bildung, gehobenen Lebensstils und ungewöhnlicher privater Interessen, die Anerkennung der Einwohnerschaft Beverns und der umliegenden Dörfer genossen.

Paula Tobias fühlte sich sowohl der Region des Weserberglands sehr verbunden, als auch der Ruhe des dörflichen Lebens. Schon zu Hamburger Zeiten hatte sie den Schriftsteller Wilhelm Raabe (1831-1910) für sich entdeckt, der aus dem nun nahen Eschershausen stammte und sie empfahl diese Lektüre oft weiter. In Bevern führte Paula Tobias die Mütterberatung fort.

Der jüdische Glauben spielte im Leben der Tobias keine Rolle, in Bevern meldeten sich Paula und Fritz Tobias amtlich als konfessionslos. 1932 wurde ihr Sohn sogar in der ev. Luth. Kirche St. Johannes in Bevern getauft. Mit aufkommendem Nationalsozialismus traf die Familie die beginnende Verfolgung als Juden wie überall in Deutschland. Paula wurde die Mütterberatung entzogen, obwohl sie diese stets ehrenamtlich betrieben hatte. Der Kampf gegen Aberkennung und Berufsverbot hatte begonnen, Paula Tobias begann Briefe an den Reichsgesundheitsminister Conti, verschiedene Schriftsteller, nationalsozialistisch orientierte Frauenrechtlerinnen, Lehrer, Organisationen und Behörden zu schreiben, um ihr Deutschsein zu belegen.

Obwohl seine Eltern die Ideologie, die von der HJ vermittelt wurde, zutiefst ablehnten, ließen sie ihren Sohn dort zunächst teilhaben. Paula selbst nähte ihm sogar seine „Uniform“. Diese Geste zeigt, wie sehr sie sich zu diesem Zeitpunkt noch um Gerds Freundschaften im Dorf bemühte. Für einige Monate blieb Gerd Mitglied in der HJ, musste aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dieser wieder austreten. Für die engsten Freunde spielte es keine Rolle, dass Gerd jüdischer Abstammung war.
Der Tag des Judenboykotts (01.04.1933) war ein Wendepunkt im Leben der Familie Tobias. Durch den Einzug einer SA-Sportschule ins Schloss Bevern 1934 verstärkten sich die Repressalien. Vor der Praxis waren nationalsozialistisch gesinnte Wachen postiert, die Patienten den Zutritt verwehrten und im Dorf wurden diffamierende Lieder gegrölt („Wenn das Judenblut spritzt…“ – die gesamte Atmosphäre im Dorf war aufgeheizt und feindselig. Die Tobias´ begriffen, dass eine Emigration wohl unumgänglich war. Gerd besuchte das Gymnasium im nahe gelegenen Holzminden und hatte in der Schule stark zu leiden, da ihm Mitschüler die Luft aus den Reifen ließen, Schläuche zerschnitten und die Bücher beschmierten. Paula und Fritz beschlossen, ihren Sohn auf ein Internat nach Holland zu schicken, damit er dort Englisch lernte. Nach Verabschiedung der Nürnberger Gesetze (15.09.1935) stand die Emigration endgültig fest. Paula Tobias war es, die den Hausrat veräußerte. Unter dem Druck der Ereignisse gab Fritz Tobias seine Turngeräte an den örtlichen Turnverein ab. Während Paula Tobias noch die Reise vorbereitete, belegte ihr Mann in Hamburg schon einen Sprachkurs, damit er in den USA sogleich wieder als Mediziner berufstätig werden konnte.

Am 19. November 1935 legten die Tobias in Bremerhaven mit der „Seattle“ ab und brachen in ein neues Leben auf. Fritz Tobias eröffnete 1938 eine Praxis in Grass Valley, Kalifornien. 1945 wurde das Paar geschieden. Paula Tobias arbeitete nach ihrer Emigration nie wieder als Ärztin, sie war als Krankenschwester tätig und ging als solche 1956 in Ruhestand. Paula Tobias verstarb 1970 in Grass Valley.

Quellennachweis:
Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern

Familie und Netzwerk

hat Ehepartner:

Lebensstationen

Wirkungsorte:
Bevern (1928)
USA (1935)

Lektüre

Literatur zur Person:
Lohfeld, Wiebke Im Dazwischen, Porträt der Jüdischen und Deutschen Ärztin Paula Tobias (1886-1970), Biographie and Gesellschaft Ser. v.30, 2003, GVK
Verknüpfte Normdaten:
Paula Tobias Wikidata (zuletzt eingesehen am 22.07.2024)mehr erfahren

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2022-11-08T11:09:54Z
Zuletzt geändert am:
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Personen
Paul Jonas Meier

Paul Jonas Meier

Lebensdaten:
geboren: 22.01.1857 in Magdeburg
gestorben: 11.02.1946 in
Geburtsort:
Geschlecht:
männlich
Nationalität:
deutsch
Beruf:
Museumsdirektor*in (1901 - 1924)

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Themenweg Galka Scheyer in Braunschweig:

Herzogliches Museum

Im heutigen Herzog Anton Ulrich Museum fand Emmy Scheyers erste Ausstellung ihrer eigenen Gemälde statt, die gleichzeitig einen wichtigen Grundstein für ihre spätere Arbeit als Kunstagentin legte.

Als Emmy Scheyer vorwiegend in Braunschweig lebte, zeigte das prächtige Haus an der Museumstraße, das 1887 eröffnet und bis 1918 Herzogliches Museum genannt wurde, seinem Publikum nicht nur seine Sammlungen von flämischen und deutschen, französischen und italienischen Gemälden, Skulpturen und Kupferstichen, sondern auch Werke von lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Drei- oder viermal im Jahr waren dann Ausstellungen zu sehen, die für Emmy Scheyers Entwicklung als Malerin wichtig waren: in den Jahren 1903 bis 1917 mehrmals solche von Charles J. Palmié, Anna Löhr und Gustav Lehmann.

Im Mai 1916 löste die Ausstellung „Expressionisten – Kubisten“ der Berliner Galerie Der Sturm, die in diesem Haus zu Gast war, einen Sturm der Entrüstung aus. Damals stand Emmy Scheyer wohl zum ersten Mal Werken von Gabriele Münter, Paul Klee und Franz Marc gegenüber. Vielleicht erlebte sie auch Herwarth Walden, den Leiter der Galerie, mit seiner sehr selbstbewussten Art der Kunstvermittlung.

1917 fragte sie den Direktor des Museums, Paul Jonas Meier, ob sie bei ihm die Ölbilder und Plastiken ausstellen dürfe, die sie selber geschaffen hatte. Das Vorhaben kam erst im Dezember 1919 zustande. Emmy Scheyer konnte etwa fünfundzwanzig ihrer Ölbilder zeigen, die sie zum Teil mit dem Pseudonym Renée signiert hatte. Ein Zeitungskritiker rühmte ihre farbenprächtigen Stillleben und nannte folgende Bildtitel: „Lehmanns Atelier mit Blick auf München“, „Leere Bühne“, „Cellospieler“, „Italienische Gasse“, „Arbeiter an der Drehbank“, „Wagen auf dem Felde“ und „Gelbes Haus“. Einige Bilder wurden verkauft. Zu erfahren, wo sie und andere Werke Emmy Scheyers sich heute befinden, wäre ein großer Gewinn für die Forschung. Warum die Malerin ihre Bilder nicht auch im Kunstsalon Dörbandt (siehe 3) oder im Städtischen Museum (siehe 22) präsentierte, ist eine offene Frage.

Der finanzielle Erfolg ihrer Ausstellung an der Museumstraße freute Emmy Scheyer so sehr, dass sie Alexej von Jawlensky vorschlug, zur Verbesserung seiner Lebensumstände Ausstellungen seiner Werke zu organisieren. In den folgenden Jahren veranstaltete sie etwa 30 davon in Deutschland und gründete mit Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee die Gruppe Die Blaue Vier. In der Ausstellung ihrer eigenen Werke im Jahr 1919 kann man die Keimzelle ihrer geradezu missionarischen Tätigkeit für diese Gruppe und andere Vertreter der europäischen Moderne erkennen.

Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV

Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang

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Paul Jonas Meier Wikidatamehr erfahren
Meier, Paul J. (1857 - 1946) GNDmehr erfahren

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Personen
Minette Wegmann

Minette Wegmann

Lebensdaten:
geboren: 18.03.1853 in Braunschweig
gestorben: 1927 in Braunschweig
Sterbeort:
Geburtsort:
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Konzertpianist*in (1895 - unbekannt), Schätzwert

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Themenweg Galka Scheyer in Braunschweig:

Klavierunterricht für höhere Töchter

Wie im gehobenen Bürgertum üblich, hatten die Töchter Klavierunterricht – so auch Emmy Scheyer. Das „Musik-Conservatorium“ am Hagenmarkt ist eine der Schulen, die sie dafür besucht haben könnte.

„Studied Piano in the Conservatory of Braunschweig for 10 years“, behauptete Galka Scheyer 1939 in einem Antrag für ein Stipendium der Solomon Guggenheim Foundation und fuhr fort: „Piano Studies at the Conservatory of Paris where I held a Scholarship.“ Mit Einträgen in Schülerlisten oder anderen Dokumenten können diese Behauptungen nicht belegt werden. Gut möglich, dass sie in finanzieller Not formuliert wurden und der Kategorie Antragslyrik zuzurechnen sind.

Emmy Scheyer spielte wohl in ihrer Jugend, wie es sich für eine „höhere Tochter“ gehörte, Klavier. Wenn ihre Leistungen an der Schule „Kleine Burg“ (siehe 9) es erlaubten, nahm sie Unterricht an einer privaten Musikschule, genannt Konservatorium. Eine herzogliche oder städtische Musikschule existierte damals noch nicht in Braunschweig.

Wahrscheinlich war Emmy Scheyer Schülerin von Minette Wegmann. Sie stammte aus der Instrumentenmacher-Familie Rautmann. Minette wurde Konzertpianistin und heiratete 1895 den „Tonkünstler“ und Musiklehrer Erich Wegmann. Die Beiden gründeten eine Schule. 1896 nannte sich Erich Wegmann „Director des Musik-Conservatoriums“ am Hagenmarkt 18. Von größerer Bedeutung und Bekanntheit war aber die pädagogische Fähigkeit seiner Frau Minette. Sie unterrichtete etwa 40 Jahre lang am Hagenmarkt und ging dabei ganz individuell auf die Neigungen und Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler ein. In vielen Städten hielt sie Vorträge über Musikerziehung und trat als Pianistin auf, erfolgreich.



Eine andere Möglichkeit, Klavierstunden zu nehmen, hätte etwas später beim Musiklehrer Max Plock an der Fallersleber Straße 41 bestanden. Im Adressbuch des Jahres 1900 bot er zum ersten Mal eine „Ausbildung in sämtlichen Fächern der Tonkunst“ an, Prospekte seien gratis erhältlich, Anmeldungen täglich möglich.

In ihren Briefen kam Galka Scheyer später nie auf ihre Klavierstunden zurück, und ein Klavier ist auf keiner Fotografie ihres Hauses in Hollywood zu sehen. Valeska Heynemann ist die Einzige, die die musikalischen Fähigkeiten ihrer Freundin lobte. Ihre anderen Bekannten erwähnten sie nicht, wohl aber Emmy Scheyers eigenartige Sprechstimme. Auf ihre alles überragende Gesangskunst wies die Künstlerin oft hin, voller Selbstironie.

Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV

Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang

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Rautmann-Wegmann, Minette (1853 - 1927) GNDmehr erfahren

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Personen
Bernhard Meyersfeld

Bernhard Meyersfeld

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Beruf:
Bankier*in (1885 - 1920), Schätzwert

Kurzinformation

Die Eltern von Bernhard Meyersfeld, der Einbecker Kaufmann David Meyersfeld und seine Frau Julie, lebten schon kurz nach der Geburt des Sohnes getrennt voneinander. Bernhard, in Einbeck geboren, wuchs bei der Mutter auf, die ihm nach ihrem Tod 1869 ein ansehnliches Vermögen vererbte.
Der Vater betrieb in Einbeck eine Seifen- und Kerzenfabrik und seit 1861 auch ein kleines Bankhaus. Nach dem Tod seiner Ehefrau zog er mit seinem erwachsenen Sohn nach Braunschweig, wo beide das Bankhaus D. Meyersfeld gründeten, das anfangs im Stechinelli-Haus am Altstadtmarkt 8 ansässig war. Ab 1877 empfing es seine Kunden in der Villa Amsberg am Friedrich-Wilhelm-Platz 3. Nach dem Tode seines Vaters 1885 führte Bernhard Meyersfeld die Bankgeschäfte weiter.
1872 hatte Bernhard Meyersfeld Adele Stern geheiratet, mit der er die beiden Söhne Berthold und Paul bekam. In der jüdischen Gemeinde, deren Vorsteher er von 1898 bis zu seinem Tod war, gehörte er zu den wohlhabendsten Mitgliedern.
Am 2. Oktober 1920 starb Bernhard Meyersfeld in Braunschweig, sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof an der Helmstedter Straße.

Kurzbiografie

Themenweg Galka Scheyer in Braunschweig:

Malen im Grünen

Riddagshausen mit seinem Zisterzienserkloster war und ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel der Braunschweiger Bevölkerung, sondern bot auch pittoreske Motive für die Landschaftsmalerei.

Valeska Heynemann erzählt, Emmy Scheyer habe schon ganz früh von der Freiheit geschwärmt und gesagt, sie werde „Kunst studieren, malen und nach Italien gehen, wo alle großen Maler wohnen.“ Vorerst mussten die Freundinnen mit Radfahren Vorlieb nehmen. Ein beliebtes Ausflugsziel war die Buchhorst bei Riddagshausen.

Die Gemeinde mit dem Zisterzienserkloster und den Bauernhöfen wurde auch oft von Gustav Lehmann aufgesucht. Fotos sind erhalten, die zeigen, wie er dort junge Damen in der pleinair-Malerei unterrichtete und Bilder malte, im Sommer und im Winter.

Sein Lehrer Charles J. Palmié bezog im September 1908 Quartier im nahe gelegenen Gasthof Grüner Jäger und unterrichtete Wochen lang Malerinnen und Maler in Freilichtmalerei. Dass Albert Hamburger, Gustav Lehmanns Freund, an dem Kurs teilnahm, kann nachgewiesen werden. Gut möglich, dass auch Emmy Scheyer, Anna Löhr und ihre Schülerin Käthe Evers mitmachten. Einem Zeitungsbericht zufolge entstand unter den Blicken neugieriger Spaziergänger eine große Anzahl von Bildern. Palmié wurde daraufhin von Paul Jonas Meier zu einer Retrospektive im Museum an der Museumstraße (siehe 12) eingeladen. Eine Braunschweiger Zeitung warnte, Palmié habe im Lauf der Jahre eine große Wandlung vollzogen: „Der Künstler zählt zu den Modernsten der Modernen. Man darf dreist annehmen, daß neun Zehntel der Besucher bedauern werden, daß er sich auf die neue Bahn hat locken lassen.“ Die Retrospektive wurde trotzdem ein großer Erfolg. Ein Gymnasiast mit Namen Karl Höse sah sie und erinnerte sich viele Jahre später, als er Landgerichtsdirektor im Ruhestand war: „Ich hatte zum ersten Mal eine Weiterentwicklung der Malerei über die Änderung von Mode und Geschmack hinaus erlebt.“ Und er gelobte: „Ich werde niemals intolerant der Moderne gegenüber sein.“

Paul Jonas Meier hatte die Idee, bei stadtbekannten Kunstliebhabern eine Sammlung durchzuführen, damit ein Werk Palmiés mit einem Riddagshausen-Motiv erworben und dem gerade eröffneten Städtischen Museum geschenkt werden könne. Mit Spenden der Bankiers Bremer, Löbbecke und Meyersfeld, der Firmen Büssing, Grotrian, Natalis, Witting und vieler anderer Personen kam die benötigte Summe schnell zusammen. Palmiés Bild „Brücke bei Riddagshausen“ kann heute noch im Städtischen Museum am Steintorwall (siehe 22) betrachtet werden.

Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV

Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang

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Meyersfeld, Bernhard GNDmehr erfahren

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Personen
Käte Steinitz

Käte Steinitz

Uneindeutig:
Lebensdaten:
geboren: 02.08.1889 in Beuthen (Oberschlesien)
gestorben: 07.04.1975 in Los Angeles, Calif.
Sterbeort:
Wohnort:
Geburtsort:
Beuthen (Oberschlesien)
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Kunstsammler*in (unbekannt - 1970), Schätzwert
Künstler*in (unbekannt - 1970), Schätzwert
Fotograf*in (unbekannt - 1970), Schätzwert

Kurzinformation

Kate Steinitz war eine deutsche, später US-amerikanische Malerin, Kunstkritikerin, Bibliothekarin und Lehrerin. In Hannover veröffentlichte sie in den 1920er Jahren avantgardistische, typographische Schriften, unter anderem gemeinsam mit Kurt Schwitters, war in ihrem Salon Gastgeberin zahlreicher Persönlichkeiten der Kunstgeschichte. Die im Nationalsozialismus verfemte Künstlerin mit jüdischen Wurzeln machte sich nach ihrer Emigration in die USA wiederum einen Namen mit Werken über Leonardo da Vinci.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Am 2. August 1889 wurde Kate, zuerst Käte oder Käthe Traumann, im oberschlesischen Beuthen (heute Bytom, Polen) geboren. In Berlin, wohin die Familie umgezogen war, erhielt sie die für höhere Töchter der damaligen Zeit übliche Ausbildung und durfte außerdem Zeichenkurse bei Käthe Kollwitz und später Lovis Corinths „Malschule für Frauen“ besuchen. FrauenbildNach der Rückkehr von einem Studienaufenthalt in Paris heiratete sie 1913 Dr. Ernst Steinitz. Als Arzt wird er sofort bei Kriegsbeginn einberufen und 1917 nach Hannover versetzt.

In den nächsten Jahren malt Kate Steinitz vorwiegend Bilder ihrer drei Töchter für den „Hausgebrauch“. Schon bald aber werden ihre Gemälde und Fotografien in Hannover und anderen Städten, sogar in New York ausgestellt.

Mit Kurt Schwitters, dem hannoverschen Dadaisten, verfaßt und illustriert sie das Kinderbuch Die Märchen vom Paradies. Für die Veröffentlichung gründen die beiden kurzentschlossen einen eigenen Verlag. Kate Steinitz hatte ihr publizistisches Talent entdeckt. Nicht zuletzt um das Haushaltsbudget aufzubessern, beginnt sie für Zeitungen zu schreiben. Ihre Artikel im Hannoverschen Kurier und in verschiedenen Zeitschriften des Berliner Ullstein-Verlages signiert sie außer mit dem eigenen Namen auch mit Annette Nobody oder Mia Meyer. Ihre Themenpalette ist vielfältig, besonders gern beschäftigt sie sich als „Damenfahrerin“ mit dem Automobil.

Alle Aktivitäten finden 1933 ein jähes Ende. Das Ehepaar Steinitz bezeichnet sich zwar als Freidenker, fällt aber nach nationalsozialistischer Auffassung unter die Nürnberger Rassegesetze. Dr. Steinitz verliert 1933 seinen Posten als Krankenhausarzt und die kassenärztliche Zulassung. Damit ist der Familie die Existenzgrundlage genommen. Als Kate Steinitz 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und mit Publikationsverbot belegt wird, entschließt sich die Familie zur Auswanderung in die USA.

Nach dem Tod ihres Mannes 1942 muß Kate Steinitz für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Sie arbeitet zunächst als freie Journalistin und Grafikerin und organisiert Kunstausstellungen. 1944 erhält sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. So kann sie 1945 nach Los Angeles umziehen und eine Stelle in der Leonardo-da-Vinci-Bibliothek von Dr. Elmer Belt annehmen. Wie sie selbst von sich sagt ist sie „von keiner formalen Bildung verdorben” und kann sich so zur da-Vinci-Expertin entwickeln. In den nächsten Jahren gelingt es ihr, die Bibliothek zu einer weltweit einzigartigen Sammlung über Leonardo auszubauen und Kataloge zu veröffentlichen, die in Fachkreisen sehr geschätzt sind. Die größte Ehre, die einer Leonardo-Kennerin zuteil werden kann, erfährt Kate Steinitz im Jahre 1969. Sie wird ins italienische Vinci eingeladen, den jährlichen Festvortrag zu halten. Natürlich spricht sie Italienisch, eine der fünf Sprachen, die sie beherrscht.

Das Los Angeles County Museum feiert den 80. Geburtstag von Kate Steinitz am 2. August 1969 mit einer Ausstellung, die ihre eigenen Arbeiten und Werke aus ihrer Kunstsammlung zeigt. Am 7. April 1975 stirbt Kate Steinitz in Los Angeles.

Quellennachweis:
Fembio Kate Steinitz (zuletzt eingesehen am 25.04.2024)

Familie und Netzwerk

hat Ehepartner:

Lebensstationen

Wohnorte:
Berlin
Hannover
Los Angeles, USA

Lektüre

Verknüpfte Normdaten:
Kate Steinitz Wikidata (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)mehr erfahren
Steinitz, Kate Traumann (1889 - 1975) GNDmehr erfahren

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2024-04-23T10:00:24Z
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Personen
Ruth Weinberger

Ruth Weinberger

Geburtsname:
Wohnort:
Würzburg
Lüneburg
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich

Kurzinformation

Ruth Weinberger (geb. Jacobsohn) war 1920 die erste Abiturientin am Johanneum in Lüneburg.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Ruth Weinberger entstammte einer angesehenen Lüneburger Familie. Ihre Eltern Moritz Jacobsohn (1845-1932) und Betty geb. Heinemann (1859-1934) hatten außer ihr noch fünf weitere Kinder, die vor ihr geboren wurden: Hermann (1879-1933), Martha verh. Meijer (1878-1943), Elisabeth verh. Levinger (1882-1972), Albert (1881-1912) und Adolf (1886-1918), der im 1. Weltkrieg gefallen ist. 1920 hatte Ruth Jacobsohn in Lüneburg als erstes Mädchen ihr Abitur am Johanneum gemacht und danach - allerdings wohl ohne das Ziel einer akademischen oder beruflichen Karriere - an den Universitäten Hamburg (die damals gerade erst aus dem 'Kolonialinstitut' entstanden war), München und Marburg studiert; einen akademischen Abschluss erwarb sie nicht. Ruth Weinberger war musikalisch sehr begabt, eine hervorragende Pianistin und Violinistin, die aber auch das Singen liebte. Sie hielt zeitlebens einen engen Kontakt mit ihren Eltern und Geschwistern sowie mit deren Kindern.
1923 heiratete Ruth den in Bayreuth geborenen Karl Weinberger (1889-1941), der zu dem Zeitpunkt in Berlin als Jurist im Staatsdienst tätig war. Karl Weinberger wurde von Berlin zunächst nach Hof versetzt. Dort kam die älteste Tochter Hannah (1928-2005) zur Welt. Als Ruths Mann dann 1929 als Erster Staatsanwalt an die Staatsanwaltschaft Würzburg kam, wohnte die Familie zunächst in der Wittelsbacher Straße 7. 1931 kam der Sohn Michael (1931-1943) auf die Welt. Nach der Geburt des dritten Kindes Elisabeth Maria, genannt Lies (1936-1943) war diese Wohnung zu klein geworden und Weinbergers zogen in eine größere Wohnung in der Keesburgstraße 20. Die Familie gehörte zum gehobenen Bürgertum der Stadt und hatte viele Freunde und Bekannte auch außerhalb der jüdischen Gemeinschaft.
Die Weinbergers waren - wie bei einem Ersten Staatsanwalt kaum anders zu erwarten - eine ganz und gar assimilierte Familie, die ihr deutsches Vaterland und besonders die deutsche Kultur sehr liebte. So feierte man zwar auch Chanukka, aber viel mehr Weihnachten mit Weihnachtsbaum, -gebäck, -geschenken und -liedern. Man fuhr im Urlaub an die Ostsee, in die bayerischen Alpen, besonders gern aber in die Rhön – aus Wüstensachsen stammten die Vorfahren ihres Mannes. Man machte Wanderungen und Ausflüge in die nähere Umgebung, und noch 1942, als Ruth Weinberger ältere und behinderte jüdische Bürger vor ihrer Deportation aus ihren Wohnorten in Unterfranken zur temporären Unterbringung in den Würzburger 'Judenhäusern' abholen musste, lassen ihre Briefe an eine Freundin erkennen, wie sehr sie an bestimmten Orten und Landschaften hing, weil sich mit ihnen Erinnerungen an Ausflüge mit ihrem Mann oder mit der ganzen Familie verbanden.
Am 9. November 1938 hatte Karl Weinberger in Familienangelegenheiten eine Reise nach Lüneburg gemacht. Als in der Pogromnacht eine Horde Nazis in Weinbergers Wohnung eindrang, war Ruth mit den Kindern allein. Die Familie Bauer, der das Haus gehörte und zu der die Familie Weinberger ein freundschaftliches Verhältnis hatte, versuchte vergeblich - woraus sich sogar für den Hausherrn später Komplikationen mit der Partei ergaben - Schaden zu verhindern. Zwar geschah Ruth und ihren Kindern nichts, aber zwei Zimmereinrichtungen wurden völlig zerschlagen. Dies war der Anlass, dass sich die Eltern dazu durchrangen, die Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Durch Vermittlung von Bekannten der Familie waren für alle die Älteste und die beiden Kleinen rasch zwei Pflegefamilien gefunden und die Kinder sollten mit einem Kindertransport nach England gelangen. Als es dann soweit war, konnten es Ruth und ihr Mann nicht übers Herz bringen, die 3-jährige Lies und den 7-jährigen Michael allein in die Fremde zu schicken. Lediglich Hannah gelangte dorthin. Hannah erzählte später, dass die Eltern sie noch ein kurzes Stück auf der Zugfahrt begleitet hatten. Sie hat sie und ihre beiden Geschwister nie wiedergesehen. Die Tochter wurde liebevoll aufgenommen und führte solange es ging einen regen Briefwechsel mit Eltern und Verwandten in Deutschland. Nach Ausbruch des Krieges wurde dies immer schwieriger und gelang nur noch über Verwandte und Freunde über die Schweiz, die Niederlande oder sogar über die Vereinigten Staaten.
Karl Weinberger war 1937 aus dem Staatsdienst entlassen worden, was ihn psychisch sehr belastete. Vor diesem Ereignis hatte er aufgrund seines Berufs keine Chance gesehen, sich im Ausland eine neue Existenz aufzubauen, obwohl seine Brüder Max und Leo von Kalifornien aus ihn dazu ermunterten. Spätere Bemühungen auf Emigration der Familie zunächst nach England scheiterten am Kriegsausbruch und Pläne für eine Emigration nach Kuba oder die USA ließen sich nicht mehr realisieren. Er übernahm 1939/40, obwohl er bis dahin nicht sehr religiös gewesen war, sich aber ein Leben in Untätigkeit nicht vorstellen konnte, die Leitung der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg. Diese Arbeit verschaffte ihm große Befriedigung und hohen Respekt. Er starb im Dezember 1941 nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt an einer Blutvergiftung, möglicherweise verursacht durch eine alte Kriegsverletzung. Im Oktober 1939 musste die Familie ihre Wohnung unter Zurücklassung aller Möbel verlassen und eine kleinere Wohnung in der Hofmeierstraße beziehen.
Ruth arbeitete seit 1940 als Krankenschwester in der Gemeinde und übernahm dann die oben beschriebene Aufgabe, wohl wissend, dass die Deportation für die alten Menschen, die sie aus ihren Heimatorten abholte, ein baldiges Ende bedeuten würde. Ruth Weinberger und ihre Kinder lebten da im Heim in der Dürerstraße 20, wo sie eine leitende Position innehatte.
Am 17. Juni 1943 wurde Ruth Weinberger mit ihren beiden jüngsten Kindern Michele und Lies von ihrer letzten Station in der Bibrastraße 6 aus mit dem letzten Würzburger Transport nach Auschwitz deportiert. Sie schrieb über das Rote Kreuz noch eine letzte Nachricht an ihre Tochter Hannah in England:“… Verlegen morgen unseren Wohnsitz nach Osten. Sind guten Mutes. Alle gesund…. Innige Grüße, Mutter.“ Unter ihr unterschreibt auch der Bruder Michael. Da dort keine Registrierung vorliegt, muss angenommen werden, dass sie sofort nach der Ankunft ins Gas geschickt wurden.
Von der Familie Karl Weinbergers überlebte als einzige die älteste Tochter Hannah Gertrud, die sich in England unter dem Namen Hanna Hickman als Germanistin einen Namen machte. Ihren Erinnerungen, die 2003 als Buch erschienen sind, konnten Einzelheiten über die Familie Weinberger entnommen werden.
Ruth Weinbergers Bruder Hermann hat seinem Leben im April 1933 selbst ein Ende gesetzt. Ihre Schwester Martha wurde nach ihrer Flucht in die Niederlande von Westerbork 1943 nach Auschwitz deportiert – ein halbes Jahr nach Ruth. Nur die Schwester Elisabeth konnte zusammen mit ihrem Mann 1936 von München aus nach Palästina emigrieren. Deren Sohn Peretz/Fritz hat die Gedenkblätter für Ruth Weinberger und ihre beiden Kinder angelegt.

Quellennachweis:
Stolpersteine Würzburg (zuletzt eingesehen am 27.09.2022)

Autorenschaft:
H.-P- Baum, I. Sontag

Familie und Netzwerk

hat biologisches Geschwister:
hat biologisches Kind:

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Abitur - Johanneum Lüneburg (Lüneburg) (1920)
Wohnorte:
Lüneburg, Haagestraße 2
Würzburg, Keesburgstraße 20 (1943)

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2022-09-27T16:32:17Z
Zuletzt geändert am:
2024-04-30T12:26:05Z
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Personen
Gertrud Plaut

Gertrud Plaut

Wohnort:
Uelzen
Kiel
Heidelberg
Großbritannien
Freiburg
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Nationalität:
deutsch
Beruf:
Hämatolog*in (unbekannt - 1962), Schätzwert

Kurzinformation

Gertrud Plaut war Hämatologin. Sie wurde in Uelzen geboren.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Gertrud Plaut wurde am 5.6.1908 als drittes der vier Kinder von Therese und Hugo Plaut in Uelzen geboren. Nach dem Abitur, das sie 1928 am Oberlyzeum in Lüneburg (Wilhelm-Raabe-Schule) ablegte, studierte sie Medizin in Freiburg und Kiel. 1934 schloss sie das Studium mit dem Staatsexamen und der Promotion ab. Ihre Doktorarbeit legte sie an der Universität Heidelberg vor. Die Zulassung zum Examen und zum Promotionsverfahren blieb lange Zeit ungewiss, da die NS-Gesetze den Ausschluss jüdischer Studierender von zahlreichen Studiengängen vorsahen. Gertrud hatte Glück, sie schloss ihre Promotion mit Erfolg ab.

Sie emigrierte 1934 oder 1935 nach England und wiederholte in den nächsten zwei Jahren ihr Studium an einer englischen Universität. Der berufliche Start dort wurde ihr nicht leicht gemacht, so dass sie immer wieder versucht war, nach anderen Aufnahmeländern Ausschau zu halten – wie z. B. nach Argentinien, wohin ihr Bruder Fritz emigrierte.
Doch schließlich blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1962 in Großbritannien. Sie arbeitete als Hämatologin und war Mitglied der Royal Society of Medicine. Ihre Einstellung gegenüber Deutschland änderte sich im Verlauf der Jahre, ihre Nichte Paula erinnert sich heute, „dass sie alles, was mit Deutschland und den Deutschen zu tun hatte, gehasst hat“.

Quellennachweis:
Jüdisches Leben in Uelzen (zuletzt eingesehen am 25.04.2024)

Familie und Netzwerk

hat biologischen Eltern:
hat Nichte oder Neffe:

Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Medizin - Universität Heidelberg (Heidelberg) (1934)
Wohnorte:
Uelzen (05.06.1908)
Freiburg
Kiel
Heidelberg
Großbritannien (1934)

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2022-10-18T10:59:35Z
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Personen
Hermann Feingersch

Hermann Feingersch

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Nationalität:
russisch

Kurzinformation

Die bis zu dieser Zeit in Deutschland verbliebenen Mitglieder der Familie Feingersch zogen 1937 nach Celle. Sie wohnten zuletzt im Haus Im Kreise 23, das im Besitz der Jüdischen Gemeinde war.

Kurzbiografie

Digitaler Spaziergang Celle: Vor 1933:

Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Familie aufgrund ihrer russischen Staatsbürgerschaft in das Gefangenenlager Holzminden II interniert. Um dem Lager entkommen, meldete sich Isaak freiwillig zur Arbeit im Kaliwerk Hambühren-Ovelgönne, nahe Celle. Dort bekam das Ehepaar noch sechs weitere Söhne und zwei Töchter. Isaak arbeitete zu Hause zusätzlich als Zahnarzt, Schuhmacher und Friseur.
Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Seit 1945:

2004 besuchte Eli Eyal (Feingersch) anlässlich der Verlegung des Stolpersteins vor der letzten Wohnung, Im Kreise 23.

(Text verfasst von Sophie, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Lebensstationen

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Personen
Hedwig Herzfeld

Hedwig Herzfeld

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich

Kurzinformation

Hedwig und ihr Ehemann Manfred Herzfeld bekamen 1919 ihre Tochter Eva.
In der NS-Zeit flohen Hedwig und Tochter Eva 1934 nach Palästina, das spätere Israel. Ihr Mann Manfred folgte ein Jahr später. In der Nachkriegszeit folgte Hedwig ihrem Mann nach Deutschland, der dort beruflich tätig war.
(Text verfasst von Tom und Amy, Schüler*innen Hölty-Gymnaisum Celle)

Kurzbiografie

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hat Ehepartner:
hat Kind:

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Marie Klijnkrämer

Marie Klijnkrämer

Geburtsname:
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Nationalität:
russisch

Kurzinformation

Die bis zu dieser Zeit in Deutschland verbliebenen Mitglieder der Familie Feingersch zogen 1937 nach Celle. Sie wohnten zuletzt im Haus Im Kreise 23, das im Besitz der Jüdischen Gemeinde war.

Kurzbiografie

Digitaler Spaziergang Celle: Vor 1933:

Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Familie aufgrund ihrer russischen Staatsbürgerschaft in das Gefangenenlager Holzminden II interniert. Um dem Lager entkommen, meldete sich Isaak freiwillig zur Arbeit im Kaliwerk Hambühren-Ovelgönne, nahe Celle. Dort bekam das Ehepaar noch sechs weitere Söhne und zwei Töchter. Isaak arbeitete zu Hause zusätzlich als Zahnarzt, Schuhmacher und Friseur.
Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Seit 1945:

2004 besuchte Eli Eyal (Feingersch) anlässlich der Verlegung des Stolpersteins vor der letzten Wohnung, Im Kreise 23.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

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Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

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Die bis zu dieser Zeit in Deutschland verbliebenen Mitglieder der Familie Feingersch zogen 1937 nach Celle. Sie wohnten zuletzt im Haus Im Kreise 23, das im Besitz der Jüdischen Gemeinde war.

Kurzbiografie

Digitaler Spaziergang Celle: Vor 1933:

Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Familie aufgrund ihrer russischen Staatsbürgerschaft in das Gefangenenlager Holzminden II interniert. Um dem Lager entkommen, meldete sich Isaak freiwillig zur Arbeit im Kaliwerk Hambühren-Ovelgönne, nahe Celle. Dort bekam das Ehepaar noch sechs weitere Söhne und zwei Töchter. Isaak arbeitete zu Hause zusätzlich als Zahnarzt, Schuhmacher und Friseur.
Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

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Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

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2004 besuchte Eli Eyal (Feingersch) anlässlich der Verlegung des Stolpersteins vor der letzten Wohnung, Im Kreise 23.

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Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Familie aufgrund ihrer russischen Staatsbürgerschaft in das Gefangenenlager Holzminden II interniert. Um dem Lager entkommen, meldete sich Isaak freiwillig zur Arbeit im Kaliwerk Hambühren-Ovelgönne, nahe Celle. Dort bekam das Ehepaar noch sechs weitere Söhne und zwei Töchter. Isaak arbeitete zu Hause zusätzlich als Zahnarzt, Schuhmacher und Friseur.
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Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
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Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
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Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

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Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

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Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
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Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

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Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

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Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Seit 1945:

2004 besuchte Eli Eyal (Feingersch) anlässlich der Verlegung des Stolpersteins vor der letzten Wohnung, Im Kreise 23.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Lebensstationen

Lektüre

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Personen
Rosa Feingersch

Rosa Feingersch

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich
Nationalität:
russisch

Kurzinformation

Die bis zu dieser Zeit in Deutschland verbliebenen Mitglieder der Familie Feingersch zogen 1937 nach Celle. Sie wohnten zuletzt im Haus Im Kreise 23, das im Besitz der Jüdischen Gemeinde war.

Kurzbiografie

Digitaler Spaziergang Celle: Vor 1933:

Isaak Feingersch wurde 1885 geboren, seine Frau Rebekka im Jahr 1887. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie emigrierten sie 1912 aus Odessa in Russland nach Frankfurt am Main, wo sie von ihrer Tante aufgenommen wurden. Isaak arbeitete dort als Schlosser und Rebekka als Schneiderin. Das Ehepaar bekam den ersten Sohn David.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Familie aufgrund ihrer russischen Staatsbürgerschaft in das Gefangenenlager Holzminden II interniert. Um dem Lager entkommen, meldete sich Isaak freiwillig zur Arbeit im Kaliwerk Hambühren-Ovelgönne, nahe Celle. Dort bekam das Ehepaar noch sechs weitere Söhne und zwei Töchter. Isaak arbeitete zu Hause zusätzlich als Zahnarzt, Schuhmacher und Friseur.
Die Kinder besuchten die Volksschule in Ovelgönne und wurde durch Rabbiner Simon Lotheim in Religion unterrichtet. Die Familie lebte ihre Religion aktiv aus. Die Jungen feierten ihre Bar Mitzwa in der Celler Synagoge und als Familie zelebrierten sie die jüdischen Feiertage. Sie waren die einzigen Jüdinnen und Juden in Ovelgönne. Die Familie Feingersch pflegte einen guten Kontakt zu ihrer christlichen Nachbarschaft. Ihr Haus wurde sogar zum Treffpunkt der Dorfjugend aufgrund des selbstgemachten Malzbiers von Isaak.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Von 1933 bis 1945:

Die älteren Söhne David, Moses, Rafael, Sally und Elias wanderten bereits 1934 nach Palästina (ab 1948 Israel) aus. Die drei Töchter Maie, Fanny und Rosa flohen in die Niederlande. Die anderen Familienmitglieder hätten 1936 auf eine Farm nach Argentinien auswandern können, die Eltern lehnten dies jedoch mit Begründung ab, ausschließlich nach Palästina auswandern zu wollen. Sie hofften darauf, dass ihr ältester Sohn ihnen ein Einreisezertifikat verschaffen könnte. Da dies nicht gelang, musste die Familie am 8. Juni 1937 unfreiwillig in das jüdische Gemeindehaus in Celle (Im Kreise 23) umziehen.
Am 2. Dezember 1941 wurden die Eltern und ihr Sohn Hermann von ihrem Wohnort Celle in das Konzentrationslager Kaiserwald in der Nähe von Riga deportiert. Ihr Sohn Benjamin erhielt überraschend das Sonderrecht, seine Eltern und seinen Bruder Hermann am Celler Bahnhof zu verabschieden. Dort sah er sie zum letzten Mal. Die Mutter Rebekka wurde in einem Vernichtungslager ermordet. Der Vater Isaak und der Sohn Hermann waren in einer Arbeitsgruppe im Lager Kaiserwald, dort starb Hermann wahrscheinlich schon. Isaak wurde am 1. Oktober 1944 als „arbeitsfähig“ im KZ Stutthof bei Danzig registriert - danach verliert sich seine Spur. Die drei Töchter wurden in Auschwitz ermordet: zuerst Rosa (1942), dann Fanny zusammen mit ihrem Mann und Kind (1944), zuletzt Marie und ihr Mann (1945). Benjamin besuchte zunächst einen Vorbereitungslehrgang für die Auswanderung nach Palästina. Er wurde dann in das Arbeitslager in Neuendorf-Fürstenwalde an der Spree und später nach Auschwitz deportiert und 1945 als „Schindler-Jude“ befreit und emigrierte nach Palästina.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Digitaler Spaziergang Celle: Seit 1945:

2004 besuchte Eli Eyal (Feingersch) anlässlich der Verlegung des Stolpersteins vor der letzten Wohnung, Im Kreise 23.

(Text verfasst von Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnasium Celle)

Autorenschaft:
Alina, Sophie und Max, Schüler*in Hölty-Gymnaisum Celle

Lebensstationen

Lektüre

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Personen
Victor Plaut

Victor Plaut

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Victor Plaut wird 1864 in Neustadt (Hessen) geboren. Er heiratet Johanne Hamm. Victor Plaut ist Religionslehrer und wird in Seesen ab 1886 der Inspektor des Jacobson´schen Waisenhauses, zunächst in der Poststraße/Bolle rgasse und nach dem Neubau des Waisenhauses an der Lautenthaler Straße/Ecke Waisenhausstraße. Nach der Schließung des Waisenhauses wohnt die Familie Lautenthaler Str. 49. In den Dreißiger Jahren zieht das Ehepaar nach Berlin, wo Victor 1937 stirbt. Johanne wird am 21. 9. 1942 nach Theresienstadt deportiert. Als Todesdatum gilt der 13. 11. 1943.

Autorenschaft:
S. Bungert, T. Droste, J. Frassl, D. Stroschein

Familie und Netzwerk

hat Ehepartner:

Lebensstationen

Verbundene Institutionen:

Lektüre

Literatur zur Person:
Ballin, Gerhard Geschichte der Juden in Seesen, 1979, GVK
Gegen das Vergessen, Stolpersteine für Seesen und Rhüden und Memorbuch der Jacobson-Schule, 2022, GVK

Administrative Angaben

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2023-12-19T11:18:54Z
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Personen
Hein Joseph

Hein Joseph

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich

Kurzinformation

Der jüdische Anwohner Hein Joseph versuchte Anfang des 19. Jahrhunderts, ein Bleiberecht in Ottersberg im Königreich Hannover zu erhalten.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Erste Recherchen zu Person und/oder Geschichte
Zur jüdischen Geschichte im Amt Ottersberg/Königreich Hannover

Kurztext verfasst von Thomas Schindler:
Die dauerhafte Ansiedlung einer jüdischen Familie im Flecken Ottersberg erfolgte erstmals Mitte der 1770er Jahre. In den folgenden Jahrzenten erhielten weitere Juden zeitlich befristete Schutzbriefe sowie das damit verbundene Wohn- und Handelsrecht. Die kleine jüdische Gemeinschaft umfaßte neben den Juden in Ottersberg auch Familien in Lilienthal, Otterstedt und Sottrum. Sie unterhielt seit 1818 einen Friedhof, um 1830 wurde eine Synagoge errichtet. In dem von den beiden Briefen umspannten Zeitraum wird die Zahl der 1817 um Ottersberg lebenden Juden mit sechs Familien und die Gesamtstärke der Gemeinde im Jahr 1842 mit 83 Personen angegeben. Die Zahl der Gemeindeangehörigen ging ab den 1870er Jahren stark zurück, so daß zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Synagogengebäude verkauft wurde.

Angaben zur Gemeinde nach Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Gütersloh 2008, Sp. 3258.

Autorenschaft:
T. Schindler

Inhalt bzw. Text bzw. Abschrift des Briefes oder Umschlags

Abschrift angefertigt von Thomas Schindler:
Der Briefinhalt lautet:
"Nachdem der Jude Hein Joseph zu / Fischerhude nach dem in Urschrift anliegen- / den Gesuche sammt Anlage um fernere / Verleihung des Schutzes und um die Er- / laubniß nachgesucht hat, seinen Wohnsitz / zu Fischerhude zu behalten und nachdem Sie / den von Uns unter dem 29 Jan[uar] d[iesen] J[ahres] nach dem 10ten Stücke des hiesigen Intelligenz-/blatts erforderten Bericht, über die sich / dort aufhaltenden Juden, noch nicht abge- / stattet haben (Verweis 3 siehe unten), so sehen Wir Ihrem gut- /achtlichen Berichte über das Gesuch des Hein / Joseph unter Remittirung desselben for- /dersamst entgegen.
2
Stade, den 15ten Juni 1814
Bremen- u[nd] Verdensche Regierungs-Commission
[gez.] Marschalck[?]"

Auf den beiden Seiten der ehemals inneren Bogenhälfte befindet sich die folgende Korrespondenz:
"No. 582 429 Pr[äsentatum] d[en] 11/12.45
An/Königliches Amt Lilienthal.
Da wir mit der Judenschaft wegen des / jüdischen Synagogen- und Armenwesens / zu verhandeln haben, und dann Termin / auf Montag den 29. d[iesen] M[onats] Morgens / präcise 10 Uhr auf hiesiger Amtsstube / anberaumt ist, so ersuchen Königliches / Amt wir gehorsamst, den im dasigen / Königlichen Amte befindlichen Juden / eventuell auch deren Lehrern und Knech- / ten gefälligst aufgeben zu lassen, / daß sie sich zu jenem Termine allhier/einfinden. Auch ersuchen wir um ein / desfalsiges Document.
Amt Ottersberg den 9. December 1845.
[gez.] Richter[?]
Der H[err] Hausvoigt Rechten hie- [Seitenwechsel]
hieselbst wird beauftragt/ die im hiesigen Amtsbe- / zirke wohnhaften Juden, / deren Lehrer & Knechte mit / Ausschluß in requirir-/ter Maaßen zu verabladen.
Amt Lilienthal, d[en] 13 Dec[ember] 1845.
[gez.] [....?]
Die sämmtlichen hier wohn- / haften und aufhaltenden Juden / vorstehende Ladung ins[inuirt] d[en] 20t[en] / Dec[ember] 1845.
[gez.] J. P. Rechten Hausvoigt
Br[evi] m[anu] an Königliches Amt / Ottersberg Amt Lilienthal, d[en] 21. Dec[ember] 45. [gez.] [....?]"

Verweis 3: "über die sich / dort aufhaltenden Juden, noch nicht abge- / stattet haben," Unterstreichung mit Bleistift.

Autorenschaft:
T. Schindler

Zum Brief oder Umschlag
Interpretation/Deutung/Analyse
Die Juden im Amt Ottersberg/Königreich Hannover

Kurztext verfasst von Thomas Schindler:
Der Briefbogen aus leicht grünlichem Papier (Verweis 1, siehe unten) ist adressiert An / das Amt / Ottersberg und trägt auf der Adressenseite jeweils die Einzeiler-Stempel,,STADE" (links oben) und ,,B.&V.R.C" (latein. Kursivschrift, links unten). Der zusammengefaltete Bogen war durch ein papiergedecktes Siegel verschlossen, das im liegenden Oval ein Wappen (wohl das des Königreichs Großbritannien) zeigt; beim Öffnen wurde das Papier des Siegels in zwei Hälften geteilt.
Laut Präsentationsvermerk am oberen rechten Rand des Schreibens traf der Brief am 18. Juni 1814 beim Amt Ottersberg ein.

Ein weiterer Briefbogen aus hellem Papier (Verweis 2, siehe unten) wurde vom 9. bis zum 25. Dezember 1845 mehrmals zwischen den Ämtern Ottersberg und Lilienthal hin- und hergeschickt. Die erste Adressenseite trägt die Aufschrift An/ Königl[iches] Amt / Lilienthal., die Absenderangabe Amt Ottersb[e]rg, den zweizeiligen Vermerk frei/herrschaftl[ich] sowie rechts oben den Einzeiler-Stempel,,OTTERSBERG". Auf der früheren Briefrückseite ist zudem der Abschlag eines kleinen Einkreisstempels ,,[BRE]MEN 10/12" zu erkennen. Auf der Rückseite derselben Bogenhälfte steht die Aufschrift An/ Königliches Amt / Ottersberg sowie links unten die Absenderangabe Amt Lilienthal. In der rechten oberen Ecke der Adressenseite ist der Zweizeiler-Stempel,,BREMEN / 25 DEC" abgeschlagen. Verchlossen war der Brief diesmal durch ein Lacksiegel, das in der Mitte ein Wappen und die Umschrift,,KÖNIGL: [HANNJOV: [AMT LILIEN]THAL" trug und das beim Öffnen des Briefes erheblich beschädigt wurde.

Verweis 1: Wasserzeichen: links allegor. Figur und Löwe[?] mit Inschrift,,PRO PATRIA", rechts bekrönte Buchstaben ,,GR" [wohl Abk. für Georgius Rex, also Georg III. von Großbritannien] zwischen Palmenzweigen im Kreis, darunter Buchstaben,,BS".
Verweis 2: Wasserzeichen: links Tanne, rechts,,J G L[?]".

Autorenschaft:
T. Schindler

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

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Administrative Angaben

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2024-07-04T08:43:55Z
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2024-11-28T12:16:14Z
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2024-12-05T17:22:39+01:00

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Personen
Jacob Jordan

Jacob Jordan

Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich

Kurzinformation

Jacob Jordan stammt wahrscheinlich aus der Einbecker Familie Jordan, die eine Cigarettenfabrik über mehrere Generationen hatte. Dies ist aber nicht gesichert.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Erste Recherchen zu Person und/oder Geschichte

Kurztext verfasst von Thomas Schindler:
Aus den für die Jahre 1844 bis 1875 erhaltenen Geburts- (CAHJP, G5/735 = A) und Sterbelisten (CAHJP, G5/137 = B) für die Synagogengemeinde Einbeck ließen sich über seine Familie folgende Daten ermitteln:
Jacob Jordan war verheiratet mit Charlotte, geb. Wollberg, die am 23. Juli 1867 im Alter von 65 Jahren starb (B: fol. 3, Nr. 18; ihr jüdischer Vorname war Sara). Jacob, der seine Frau überlebte, ist demnach erst nach 1875 gestorben. Belegt sind die gemeinsamen Kinder Fischel[?] Max, geb. 29.09.1846 (A: fol. 1, Nr. 7), Carl Koppel, 29.08.1848 - 07.11.1848 (A: fol. 1, Nr. 10. B: fol. 1, Nr. 3; Todesursache: Brustkrankheit[?]), und Anna, die am 11. August 1849 im Alter von 5 Jahren und 7 Monaten an einem Halsübel verstarb (B: fol. 1, Nr. 5). Bei dem Cigarrenfabrikant Otto Jordan, von dessen Ehefrau Pauline, geb. Cahn, am 26. September 1874 ein Sohn namens Max geboren wurde (A: fol. 5, Nr. 65), dürfte es sich wohl um einen weiteren Sohn von Jacob und Charlotte Jordan gehandelt haben, der die väterliche Firma weiterführte.

Autorenschaft:
T. Schindler

Inhalt bzw. Text bzw. Abschrift des Briefes oder Umschlags
Der Inhalt des Briefumschlags ist nicht mehr vorhanden. Adressiert ist der Brief an Herm / J. Jordan / Einbeck.

Autorenschaft:
T. Schindler

Zum Brief oder Umschlag
Interpretation/Deutung/Analyse

Kurztext verfasst von Thomas Schindler:
Das Ganzsachenkuvert der Deutschen Reichspost der Ausgabe von 1873 (roter 1-Groschen-Wertstempel ohne Überdruck), trägt über dem Wertstempel den Zweikreis-Poststempel „SALZWEDEL 9 4 74 7-8N[?]" und rückseitig links unten den Zweikreis-Eingangsstempel „EINBECK 10/4 4-5".

Autorenschaft:
T. Schindler

Familie und Netzwerk

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Lebensstationen

Wirkungsorte:
Einbeck

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2024-07-16T09:38:30Z
Zuletzt geändert am:
2024-11-28T12:18:52Z
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2024-12-05T17:22:39+01:00

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Personen
Edith Goldschmidt