Glikl bas Judah Leib
Kurzinformation
Wie es in jüdischen Familien üblich war, heiratete sie sehr jung: Als Zwölfjährige wurde Glikl in Hameln mit Chaijm von Hameln oder Goldschmidt, einem Verwandten des reichen Hamburger Kaufmanns Chajim Fürst, verlobt und zwei Jahre später noch vor ihrem 14. Geburtstag verheiratet. Ihr Mann, der nur wenige Jahre älter war, stammte aus „einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Familien in Norddeutschland“. Die Schwiegereltern lebten später in Hildesheim, wo Glikl sie auch besuchte.
Kurzbiografie
Glikl bas Judah Leib, auch als Glikl oder Glückel von Hameln bekannt, wurde im Jahr 1646/47 als Tochter des wohlhabenden Diamantenhändlers Juda Leib in Hamburg geboren. Ihr jüdischer Name lautete entsprechend Glikl bas Juda Leib (übersetzt: Glikl, Tochter des Juda Leib). Im Alter von 14 Jahren heiratete sie den erfolgreichen Gold- und Juwelenhändler Chaim von Hameln (auch bekannt als Hein Goldschmidt) und brachte in dieser Ehe zwölf Kinder zur Welt.
Als ihr Mann 1689 starb, führte Glikl sein Unternehmen mit großem Erfolg weiter. Sie trieb Handel in verschiedenen europäischen Städten und lebte als erfolgreiche Geschäftsfrau in Hamburg, Altona, Hameln und Metz. So vergrößerte sie den Reichtum der Familie, und es gelang ihr, alle ihre Kinder gut zu verheiraten. Ihre Heiratspolitik war dabei von starken wirtschaftlichen Interessen geprägt, nutzte sie die Verheiratung ihrer Kinder doch dazu, Geschäftskontakte in ganz Europa auszubauen und zu festigen.
Als Glikl im Jahr 1700 erneut heiratete, entschied sie sich für den erfolgreichen Geschäftsmann Hirz Levy und gab ihr eigenes Geschäft auf. Nicht nur mithilfe ihres Ehemannes, sondern wegen der eigenen Ersparnisse versprach sich Glikl einen sorgenfreien Lebensabend. Doch Hirz Levy verkalkulierte sich, sein Geschäft ging bankrott, das gesamte Familienvermögen verloren. So erlebte Glikl das Alter in Armut, ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie im Hause ihrer Tochter Ester in Metz, wo sie schließlich im Jahr 1724 starb.
1691 begann Glikl, noch immer schwer erschüttert über den Tod ihres ersten Ehemannes, ein Tagebuch zu schreiben, das sie bis 1719 fortführte. Glikls Lebensbericht ist in jiddischer Sprache verfasst und trägt im Original den Titel Sichronot (Memoiren). Glikl legte das Tagebuch als Familienchronik an und wollte es an ihre Kinder weitergeben.
Da Glikl in einer Zeit lebte, in der Jüd*innen unter der Mehrheit der Christ*innen kaum Rechte genossen, gibt ihr Lebensbericht auch eindrucksvolle Einblicke in die gesellschaftlichen Umstände jener Zeit. Ihre Memoiren befassen sich unter anderem mit dem Ausbruch der Pest, mit Krankheiten, Flucht und Tod. Gleichzeitig gibt ihr schriftliches Werk Auskunft über ihre intensive Auseinandersetzung mit dem jüdischen Glauben.
Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
Erst 1910 wurden Glikls Memoiren erstmals veröffentlicht. Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, die auch eine entfernte Verwandte Glikls war, entdeckte deren Schriften und ihren historischen Wert. Durch Bertha Pappenheims Übersetzung ins Deutsche wurden die Memoiren nun einem breiteren Lesepublikum zugänglich gemacht.
Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
Familie und Netzwerk
Lebensstationen
Lektüre
Administrative Angaben
Karte
Fehlt etwas? Helfen Sie mit!
Das Onlineportal wächst stetig weiter.
Unterstützen Sie uns dabei, diese Leerstelle zu füllen oder Fehler zu korrigieren.
Ihre Daten werden sicher durch ein SSL-Zertifikat übertragen. Sollten Sie weitere Fragen zum Datenschutz haben, klicken sie bitte hier: Informationen zum Datenschutz