Helene Lebach
Kurzinformation
Helene Lebach wurde im Alter von 76 Jahren in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Wahrscheinlich starb sie auf dem Transport am 16. März 1943 oder aber in Theresienstadt.
Kurzbiografie
Das Ehepaar Max und Helene Lebach hatte vier Kinder. Die Tochter Lucie sowie die Söhne Alfred, Ernst und Kurt. Max Lebach verstarb bereits 1929, sodass sein Sohn Ernst das Geschäft übernahm. Ein Zeitzeuge berichtete: "Er war wie sein Vater, ein besonnener, ruhiger Mensch in seinem Wesen. Er machte seine Geschäftsreisen sehr oft mit dem Fahrrad." In Folge der Weltwirtschaftskrise musste die Firma Lebach 1932 Konkurs anmelden. Von nun arbeitete Ernst als reisender Handelsvertreter. Seine Brüder zogen aus Goslar weg. Ab 1933 wurden die Lebensumstände für Ernst immer bedrohlicher. Die kinderlose Ehe mit seiner nicht-jüdischen Frau Emma Hedwig zerbrach an den Rassegesetzen und dem nationalsozialistischen Alltag. Seine Frau arbeitete bei Karstadt. Um seine Ehefrau vor weiteren Schwierigkeiten zu schützen, ließ er sich 1939 von ihr scheiden. Eine Zeitzeugin berichtete: "Etwa im Jahr 1938 kam Ernst tief traurig zu mir. Wir setzten uns in den Garten, wo er mir unter Tränen mitteilte, dass er sich von seiner Frau trennen müsse. Ich war bestürzt, denn Ernst führte seit zehn Jahren eine sehr harmonische Ehe. Er sagte mir wörtlich 'Ich will und kann nicht dulden, dass sie durch mich Schwierigkeiten bekommt.' Er ließ sich scheiden, weil er seine Frau so lieb hatte." Drei Tage später zog er nach Hannover, mit der Absicht, von dort nach England auszureisen. Doch sein Vorhaben misslang. Er wurde festgenommen und in ein Arbeitslager eingewiesen um Zwangsarbeit im Straßenbau zu leisten. Zeitzeugen berichteten, dass seine geschiedene Frau ihn weiterhin von Berlin aus unterstützte. 1941 wurde Ernst in das Ghetto Riga deportiert und dort sehr wahrscheinlich ermordet.
Sein Bruder Kurt Lebach war von Goslar nach Paderborn gezogen. Gemeinsam mit seiner Frau Hedwig wurde er 1942 ins Ghetto Theresienstadt und schließlich 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Sein Bruder Alfred Lebach war von Goslar nach Wadersloh und später nach Bielefeld verzogen. Er wurde 1943 gemeinsam mit seiner Frau Hilde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Lucie Lebach, eine damals bekannte Klavierpädagogin, gelang die Flucht nach England. Sie überlebte als einzige der Familie Lebach den Holocaust.
Die Mutter, Helene Lebach, wohnte bis 1942 in diesem Haus. In der immer feindlicher werdenden Umwelt, wurde die Beschaffung von Nahrung für die alte Frau Lebach immer schwieriger. So wurde die anfangs hilfsbereite Inhaberin eines Milchgeschäfts von Goslarern, die Spitzeldienste leisteten, mit der Schließung ihres Ladens bedroht, falls Sie die alte Frau Lebach weiterhin als Kundin akzeptiere. Die Einschüchterung gelang. Die Angst der nunmehr 75-jährigen wuchs. Eine Zeitzeugin berichtete: "Mit Kummer sah ich oft die alte Lebach. Sie litt schon bald unter Hunger. Häufig kam sie zu mir in den Laden, wo ich ihr etwas zu essen gab. Dass sie dies tun musste, hat sie sehr traurig gemacht. Als sie 1941 den Judenstern annähen musste, wurde sie noch zurückhaltender. Sie ahnte irgendwie, was auf die Juden zukommen würde. Sie warnte die Menschen, die sie anredet, nicht mit ihr zu sprechen, damit sie sich nicht selbst schadeten. Sie, aber auch alle anderen, hatten Angst von Spitzeln angezeigt zu werden."
Am 6. Juni 1942 musste sie mit anderen Juden bei der Ortspolizeibehörde erscheinen, um den Befehl zum Umzug ins sogenannte Judenhaus entgegenzunehmen. Helene Lebach lebte nur noch in der Hoffnung für ihre Kinder, wie eine Zeitzeugin berichtete: "Viel sprach sie vom Schicksal ihrer drei Söhne, von denen sie nichts mehr hörte. Glücklich war sie, dass wenigstens ihre Tochter Lucie im sicheren England war. Dies hat sie ungemein getröstet."
Am 16. März 1943 wurde die 77-jährige Helene Lebach gemeinsam mit dem Ehepaar Heilbrunn, sowie Richard Löwenthal in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie wurde dort am 14. Mai 1944 ermordet.
Quellennachweis:
Adolf-Grimme-Gesamtschule Audiowalk (zuletzt eingesehen am 19.01.2025)
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