Henny Heilbrunn
Kurzinformation
Kurzbiografie
Das Unternehmen Heilbrunn wurde als Geschäft für Tuchmanufaktur und Modewaren bereits 1883 gegründet und von Willi Heilbrunn in dritter Generation geführt. Das Modegeschäft der Heilbrunns war in Goslar sehr angesehen. Neben hochwertigen Stoffen, konnte man maßgeschneiderte Kleidung kaufen. Wie sein Vater und Großvater, gilt Willi als einfallsreicher und tüchtiger Geschäftsmann und rücksichtsvoller Chef. Die Kund*innen lobten seine fachmännische Beratung. Seine freundliche und lebhafte Frau Henny, führte im Geschäft die Kasse. Willi Heilbrunn hat im Ersten Weltkrieg als Offizier für Deutschland gekämpft. Eine Kriegsverletzung, ein Bauchschuss, belasteten ihn zeitlebens. Für seine Kriegsdienste wurde er mit dem eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. Ab 1933 änderte sich das Leben auch für Familie Heilbrunn. Am 1. April 1933, als in ganz Deutschland zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen wurde, standen auch SA-Posten vor dem Geschäft Heilbrunns. Mit großen Schwierigkeiten überlebte das Geschäft noch einige Jahre. Wer aus Angst nicht wagte den Laden zu betreten, bestellte telefonisch. Boten brachten auch nachts die Ware zu den Kund*innen, damit der Einkauf unbemerkt blieb. Besondere Spitzeldienste für die Nazis soll der Gemüseladenbesitzer gegenüber geleistet haben, indem er die Kunden, die das Geschäft betreten haben, fotografierte. Die Angst der Kundschaft wuchs und das Geschäft lief immer schlechter.
Richard Löwenthal war der Vater von Henny Heilbrunn. Der Kaufmann zog im Alter von Duisburg nach Goslar und half seiner Tochter und seinem Schwiegersohn mit 75 Jahren noch täglich im Modegeschäft. Er blieb seinem Enkel Kurt als ein lustiger Mann mit rheinischem Humor in Erinnerung. Bei den Reichspogromen am 9./10. November 1938, wurde das Modehaus der Heilbrunns völlig zerstört und verwüstet. Henny war mit ihrem Vater in dieser Nacht alleine im Haus, da Willi auf Geschäftsreise war. Sie hören dazu einen Augenzeugenbericht: "Als die Zerstör-Kommandos kamen, hat Frau Heilbrunn ihren Mann angerufen. Am Telefon hat Herr Heilbrunn den Krach im Haus mitanhören müssen. Es war tatsächlich schlimm. Die Männer kamen nach oben, wo sie den alten Herrn Löwenthal die Treppe herunterstießen. Dann warfen die SA-Männer das eingemachte Obst in den Waschkessel mit gewaschener Weißwäsche. Viele Schaufensterpuppen, Anzüge und Stoffe wurden einfach auf die Straße geworfen. SA-Leute fuhren mit Lastwagen vor, um Sachen aus dem oberen Stockwerk zu plündern." Nachdem Willi Heilbrunn von seiner Reise nach Goslar zurückkehrte, wurde er verhaftet. Am gleichen Tag wurde er jedoch wieder freigelassen.
Die drei lebten noch länger in dem Wohnhaus, mit dessen Vermietung oder Verkauf sie ihre Auswanderung finanzieren wollten, was ihnen jedoch nicht gelang. Vom 6. Juni 1942 bis zum März 1943, dem Datum ihrer Deportation, wurden das Ehepaar Heilbrunn und Richard Löwenthal gezwungen, im sogenannten Judenhaus am Trollmönch 3 zu wohnen. Der Umzug war eine weitere Demütigung. Am 16. März 1943 wurden das Ehepaar Heilbrunn, Richard Löwenthal und Helene Lebach, eine weitere Bewohnerin des sogenannten Judenhauses, deportiert. Von Braunschweig aus wurden die vier Goslarer*innen zusammen mit anderen älteren Jüd*innen in einen Güterzug nach Theresienstadt eingepfercht. Viele Menschen starben unterwegs, aufgrund der Strapazen der Fahrt, der Kälte, dem Hunger und Durst.
Der 81-jährige Richard Löwenthal überlebt im KZ Theresienstadt nur 27 Tage und kam bereits im April 1943 ums Leben. Im Ghetto Theresienstadt bereitete Willi Heilbrunn seine alte Kriegsverletzung starke Beschwerden, weil sie nicht ausreichend behandelt wurde. Er wählte den Freitod und sprang im Dezember 1943 aus dem dritten Stock eines Hauses. Henny Heilbrunn wurde am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort in den Gaskammern ermordet.
Quellennachweis:
Adolf-Grimme-Gesamtschule Audiowalk (zuletzt eingesehen am 19.01.2025)
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