Kurzinformation
Kurzbiografie
Die Familie Jacob war eine bekannte und angesehene Kaufmannsfamilie in Goslar. Emil Jacob lebte mit seiner Frau Henriette von 1880 bis 1900 in Chicago und zog später nach Goslar. Ihre Ehe brachte sechs Kinder hervor: Lucie, Wally, Alfred, Max, Hans und Charley Jacob. Henriette und Emil Jacob starben 1920 bzw. 1921. Die drei Söhne Max, Alfred und Charley führten das Geschäft weiter.
Wie die anderen jüdischen Geschäfte, wurde auch das Geschäft der Jacobs ab dem 1. April 1933 boykottiert und konnte nur durch die Treue der Kundschaft stark verkleinert bis 1938 weitergeführt werden. Während der Reichspogrome wurde das Geschäft geplündert und demoliert.
Später lebte Charley Jacob mit seiner Familie in der Ludwig-Jahn-Straße 13. Charley Jacob hatte die, nach NS-Begriffen arische, Emma Schrader geheiratet. Die Ehe brachte zwei Kinder hervor: Manfred und Hans-Peter. Beide galten als sogenannte Halbjuden und durften gemäß einer Verordnung ab dem 14.11.1938 keine öffentliche Schule mehr besuchen.
Durch seine Ehe und durch seine amerikanische Staatsbürgerschaft war Charley Jacob zunächst geschützt. Ab 1939 musste er jedoch Zwangsarbeit leisten und wurde wie sein Bruder Max ins Arbeitslager Wendefurth eingewiesen. Trotz ihrer nach NS-Begriffen arischen Herkunft wurde Emma Jacob gemeinsam mit ihren Söhnen in das sogenannte Judenhaus eingewiesen.
Kurz vor Kriegsende, am 19. Februar 1945 wurde Charley Jacob gemeinsam mit seinen Söhnen und Louis Meyer in das KZ-Theresienstadt deportiert.
Über die Deportationsfahrt in den menschenüberfüllten Viehwaggons ohne Wasser, Essen, Tageslicht und sagte Hans-Peter Jacob später: "In sechs oder acht Tagen, genau weiß ich nicht mehr wie lange wir fuhren, habe ich, so klein ich noch war, immer wieder gedacht 'Das Menschen mit Menschen so umgehen, ist doch nicht zu fassen. Wir werden hier wie Tiere verladen und behandelt'".
Auf Bahnhöfen warfen die Eingeschlossenen frankierte Postkarten heraus, in der Hoffnung, dass sie jemand finden, und in einen Postkasten werfen würde. Die Karten von Charley Jacob und Louis Meyer sind tatsächlich angekommen. Natürlich geben die Karten nicht die Realität des grausamen Transportes wider, denn Charley Jacob wollte seine Frau trösten und nicht noch mehr verstören. So schreibt er beispielsweise auf einer Karte vom 21.2.1945: Liebste Mama, nun sind wir in Leipzig. Bis jetzt alles guter Dinge und wohlauf. Kinder bewundernswert artig und sehr beliebt, Müssen einengroßen Umweg machen. Bist du gesund? Wir sind es auch. Bleibe ja tapfer, es wird alles gut werden! Herzliche Grüße und Küsse für alle. Euer Papa und Kinder Manfred und Peter". Die Karte wurde von beiden Kindern selbst unterschrieben.
Charley, Manfred und Hans-Peter überlebten die unmenschlichen Lebensbedingungen, den Hunger, die Kälte und die Krankheiten im Konzentrationslager. Nach Kriegsende im Juni 1945 kehrten sie nach Goslar zurück. Zusammen mit seiner Schwester Lucie und ihrem Mann, Friedrich Robert Mahlmann, eröffnete Charley Jacob später eine Schuhwaren Großhandlung unter dem Namen "Geschwister Jacob".
Trotz dieser schweren Schicksalsschläge setzte sich Charley Jacob in Goslar für den Dialog zwischen nicht-jüdischer und jüdischer Bürgerschaft ein. Er starb 1970 im Alter von 80 Jahren. 1979 beschloss der Rat der Stadt Goslar die "Kurze Straße", die einst "Judenstraße" hieß, stellvertretend für die jüdischen Opfer des NS-Regimes in "Charley-Jacob-Straße" umzubenennen. Seine Frau Emma Jacob starb bereits 1969. Hans-Peter Jacob starb 1990, sein älterer Bruder Manfred Jacob verstarb im Dezember 2024 im Alter von 91 Jahren.
Quellennachweis:
Adolf-Grimme-Gesamtschule Audiowalk (zuletzt eingesehen am 20.01.2025)
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