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Friedhof
Jüdischer Friedhof Bad Pyrmont (Bombergallee)
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Jüdischer Friedhof Bad Pyrmont (Bombergallee)

Anschrift:
Bombergallee
31812 Bad Pyrmont
Anreise:
Am nördlichen Rand der Stadt an der Bombergallee (vor der Kreuzung mit der Bismarckstraße)

Kurzbeschreibung

Dieser Friedhof wurde ab 1788 bis 1934 durch die jüdische Gemeinde Bad Pyrmont belegt. Heute sind 79 Grabsteine erhalten. Weitere Informationen finden Sie im Denkmalatlas Niedersachsen des NLD.

Allgemeine Hinweise zur Besichtigung jüdischer Friedhöfe:
Für den Besuch jüdischer Friedhöfe gelten einige Regeln, die alle Besucher*innen einhalten sollten. Männliche Besucher müssen eine Kopfbedeckung tragen; das Betreten von Gräbern soll vermieden werden; Essen und Trinken ist nicht gestattet. An jüdischen Feiertagen sowie am Schabbat (Freitagnachmittag bis Samstagabend) ist der Friedhofsbesuch untersagt. Manche Friedhöfe sind verschlossen, bitte wenden Sie sich für eine Besichtigung an die entsprechenden Ansprechpartner*innen. Vielerorts werden Führungen über den Friedhof angeboten. Informationen hierzu können Sie der Lokalpresse oder der Internetseite der politischen Gemeinde entnehmen.
Jüdischer Friedhof - Dokumentation:

Der Friedhof wurde durch das Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hamburg mit einigen Fotos dokumentiert.
1989/1990 dokumentierte der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und das Zentralarchiv 22 Steine mit Fotos und Rohübersetzungen.
Bernhard Gelderblom dokumentierte mit Fotos und Abschriften.
1996 hat Arbeitskreis Bad Pyrmont mit einer Dokumentation begonnen.

Schändung und Zustand bis heute:

Während des Reichspogroms 1938 schändete die SA den alten Friedhof. Am 12. November 1938 erhielten Baurat Schätte und Dipl. Ing. Fink den Auftrag, den Friedhof einzuebnen. Etwa 100 Steine wurden zerschlagen und als Straßenschotter verwendet. Herr Fink ließ ca. 80 Steine auf ihren Grabstätten in 30 bis 50 cm tiefe Mulden legen und mit Erde bedecken. Am Helsen entfernte man die vier Steine von den Gräbern, zerschlug sie aber nicht, so dass sie nach 1945 wieder aufgestellt und der Friedhof völlig renoviert werden konnte.

1946 erhielten Herr Schätte und Herr Fink, später Baurat, den Auftrag, den alten Friedhof wieder herzurichten. Sie berichteten, die Steine seien so sehr beschädigt, dass das nicht möglich sei, und stellten somit die Weichen für die Entscheidung, auf dem Friedhof eine "Gedenk- und Weihestätte" zu errichten. Die Einweihung erfolgte am 7. 11. 1948. Ein Gedenkstein erhielt die Inschrift: "Dem Andenken ihrer jüdischen Mitbürger/ Die Stadt Bad Pyrmont". 23 bereits freigelegte Steine entfernte man von ihren Ruhestätten und stellte sie entlang der Friedhofsmauern auf "..., damit das Gelände besser gepflegt werden kann."

Durch einen Vergleich vom 26.11.1952 zwischen Stadt und der Jewish Trust Corporation erhielt der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen (Landesverband) das Eigentum am Friedhof Am Helsen zurück.

Bis 1996 gab es keine Veränderungen auf den Friedhöfen. Baurat Fink a.D. wurde 1989 Stadtarchivar bis zu seinem Tode 1991. Er entwickelte eine Legende: Der Friedhof sei schon 1929 aus Quellenschutzgründen und wegen Ablauf der Ruhefristen geschlossen worden. Er leugnete die Schändung während des Reichspogroms. Die Einebnung im November 1938 sei nur zufällig zu diesem Zeitpunkt erfolgt.

1996/97 erfolgte die Wiederherstellung des alten Friedhofes nach Erforschung seiner Geschichte und auf Initiative des Landesverbandes und der Arbeitsgruppe "Jüdischer Friedhof". Auch russisch-jüdische Emigrant*innen halfen bei den Ausgrabungen. Die Stadt stellte Arbeitskräfte zur Verfügung und beteiligte sich bei der Finanzierung. Nun stehen wieder 79 Grabsteine auf dem Friedhof. Die nach Südosten ausgerichteten stehen an ihren ursprünglichen Standorten, alle anderen, die nach Süden zeigen, konnten nur symbolisch wieder aufgestellt werden. Im Dezember 1996 veranlasste Bürgermeister Demuth die Übereignung des jüdischen Friedhofes an den Landesverband (Vertragsabschluss am 6. 5. 1997). Die jüdischen Friedhöfe an der Bombergallee und Am Helsen sind die wichtigsten Zeugnisse, die uns an die ehemalige jüdische Gemeinde in Bad Pyrmont erinnern.

Autor: Bernhard Gelderblom

Dieser zentral gelegene große Friedhof des ehemaligen Fürstentums Waldeck bot den Pyrmonter, Holzhäuser und Oesdorfer Jüd*innen über mehrere Jahrhunderte eine Ruhestätte. Nach seiner widerrechtlichen Schließung in der NS-Zeit (1935) mussten die Pyrmonter Jüd*innen auf eine Ersatzfläche weit außerhalb der Stadt ausweichen.

Daten zur Geschichte:
• 1788 gegründet als Geschenk des Fürsten Friedrich zu Waldeck-Pyrmont; Eigentum der Synagogengemeinde Pyrmont im Fürstentum Waldeck-Pyrmont
• 1832 durch Ankauf auf 1252 qm erweitert
• 1934 unter dem Vorwand, die städtischen Heilquellen schützen zu müssen, durch den Pyrmonter NS-Bürgermeister Zuchold eigenmächtig geschlossen; Einrichtung einer Ersatzfläche weit außerhalb der Stadt
• 1938 durch SA zerstört
• anschließend auf Anordnung des Bürgermeisters eingeebnet; etwa 120 Steine zu Straßenschotter zerschlagen und in der Gustav-Beermann-Straße als Packlage verwendet; die restlichen 80 Steine umgestürzt, in Mulden gelegt und mit Erde bedeckt
• 1946 Einrichtung eines öffentlichen Parks
• 1948 dekorative Aufstellung von 22 Grabsteinen an der westlichen Friedhofsmauer und Einweihung einer „Gedenk- und Weihestätte“ mit Inschrift: „Dem Andenken ihrer jüdischen Mitbürger / Die Stadt Bad Pyrmont“
• 1996 Ausgrabungen auf Initiative des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen durch den Arbeitskreis Jüdischer Friedhof; Wiederaufstellung von 57 Grabsteinen
• 1997 Rückübereignung des Geländes an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen
• 1997 Aufstellung einer Erinnerungs- und Informationstafel (Text Heinrich Rostmann)


Erinnerungs- und Informationstafel der beiden jüdischen Friedhöfe in Bad Pyrmont (Autor: Heinrich Rostmann):

Der jüdische Friedhof an der Bombergallee mit etwa zweihundert Gräbern, nachweisbar seit 1788, wurde 1934 auf Anordnung des Bürgermeisters Hans Zuchhold geschlossen und der Stadt übereignet. Als Tauschobjekt für den 1.250 qm großen Friedhof erhielt die Gemeinde einen 400 qm großen Friedhof „Am Helsen“, weit außerhalb der Stadt, der 1936/37 mit vier Grabstätten belegt wurde. Bürgermeister Zuchhold beteiligte die jüdische Gemeinde an der Schließung und Einebnung, indem er seine Anordnungen in Vertragsform kleidete und sie dann vor einem Notar von dem Vorsitzenden der Gemeinde „genehmigen und unterschreiben“ ließ (Tauschvertrag vom 8.4.1934 und Übereignungsvertrag vom 17.11.1938). Die Übereignung des Friedhofs „Am Helsen“ durch Vertrag vom 17.11.1938 erfolgte nach der Schändung des Friedhofes am 9. November 1938 und der unmittelbar danach erfolgten „Einebnung“.

In der Pogromnacht schändete die SA den alten Friedhof. Am 12. November 1938 erhielt Stadtbaumeister Rudolf Schätte von Bürgermeister Hans Zuchhold den Auftrag, den Friedhof einzuebnen. Etwa 100 bis 120 Steine wurden zerschlagen und als Straßenschotter verwendet. Etwa 80 Steine wurden auf Anordnung von Walter Fink, seinerzeit Dipl.-Ing. im Bauamt, auf ihren Grabstätten in 30 bis 50 cm tiefe Mulden gelegt und mit Erde bedeckt. „Am Helsen“ entfernte man die 4 Steine von ihren Standorten, zerschlug sie aber nicht, so daß sie nach 1945 wieder aufgestellt und der Friedhof renoviert werden konnte.

1946 erhielten Stadtbaumeister Schätte (im gleichen Jahr pensioniert) und sein Nachfolger Walter Fink, nun Baurat, den Auftrag, den alten Friedhof wieder herzurichten. Sie berichteten, die Steine seien so sehr beschädigt, dass das nicht möglich sei, und stellten damit die Weichen für die Entscheidung des Rates, auf dem Friedhof eine „Gedenk- und Weihestätte“ zu errichten. Die Einweihung erfolgte am 7.11.1948. Ein Gedenkstein erhielt die Inschrift: „Dem Andenken ihrer jüdischen Mitbürger / Die Stadt Bad Pyrmont“. 23 bereits freigelegte Steine entfernte man von ihren Standorten und stellte sie entlang der Friedhofsmauer auf, „damit das Gelände besser gepflegt werden kann“.

Durch einen Vergleich vom 26.11.1952 zwischen Stadt und der Jewish Trust Corporation erhielt der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen das Eigentum am Friedhof „Am Helsen“ zurück.

Bis 1996 gab es keine Veränderungen auf den Friedhöfen. Baurat a.D. Walter Fink – von 1989 bis zu seinem Tode 1991 Stadtarchivar – entwickelte eine Legende: Der Friedhof an der Bombergallee sei schon 1929 aus Gründen des Quellenschutzes und wegen Ablauf der Ruhefristen geschlossen worden. Er leugnete die Schändung in der Pogromnacht. Die Einebnung im November 1938 sei nur zufällig zu diesem Zeitpunkt geschehen.

Nach Erforschung der Geschichte des alten Friedhofes erfolgte 1996/97 auf Initiative des Landesverbandes und der „Arbeitsgruppe Jüdischer Friedhof“ seine teilweise Wiederherstellung. Auch russisch-jüdische Emigranten halfen bei den Ausgrabungen. Die Stadt stellte Arbeitskräfte zur Verfügung und beteiligte sich an der Finanzierung. Nun stehen wieder 79 Grabsteine auf dem Friedhof. Die nach Südosten ausgerichteten stehen auf ihren ursprünglichen Standorten, alle anderen, deren ursprüngliche Standorte aufgrund fehlender Lagepläne nicht mehr festgestellt werden konnten, zeigen nach Süden.

Im Dezember 1996 veranlasste Bürgermeister Demuth die Übereignung des alten Friedhofes an den Landesverband (Vertragsabschluss am 6.5.1997). Die beiden jüdischen Friedhöfe sind die wichtigsten Zeugnisse, die an die ehemalige jüdische Gemeinde in Bad Pyrmont erinnern.

Quellennachweis:
Gelderblom Hameln (zuletzt eingesehen am 14.10.2025)

Touristische Informationen // Datensätze, die Sie ebenfalls interessieren könnten

Literatur zur Einrichtung:
Gelderblom Hameln (zuletzt eingesehen am 14.10.2025) http://www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/friedhoefe/judenfriedpyrmont.php?name=pyrmont, http://www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/friedhoefe/judenfriedpyrmont.php?name=pyrmont

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2024-02-29T14:37:56Z
Zuletzt geändert am:
2025-10-16T07:35:48Z
In Portal übernommen am:
2025-10-21T09:52:01+02:00
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