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Personen
Hilde Wolff

Hilde Wolff

Geburtsname:
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
weiblich

Kurzinformation

Hilde Wolff, geborene Engländer, stammt aus dem ostfriesischen Aurich.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Hilde Engländer wird am 29.03.1906 in Aurich geboren. Sie ist das erste von zwei Kindern von Moritz Engländer (geboren 1877) und Hanni geb. Herzberg, geboren in Sachsenhagen im Kreis Schaumburg-Lippe (1878-1945). Für die Eltern sind Stolpersteine in der Norderstraße 22 verlegt. Hildes jüngerer Bruder Siegfried wird am 23.06.1907 in Aurich geboren. Er kann Ende der 30iger Jahre in die Dominikanische Republik auswandern. Auch für ihn ist ein Stolperstein in der Norderstraße 22 verlegt. Seinen Eltern Moritz und Hanni Engländer gelingt noch im September 1941 ebenfalls die Auswanderung nach Santo Domingo.
Eine Familie Engländer gab es schon lange in Aurich. Ich konnte sie bis zum Urgroßvater von Moritz verfolgen. Der hieß Abraham Hartogs Calmer Engländer und verstarb im Jahr 1803.Aus einem „Oral History“ Interview mit Julius und seiner Frau Hilde aus dem Jahr 1981, das beim United States Holocaust Memorial Museum (Link s. u.) zu hören ist, können wir viele Einzelheiten über ihr Leben in Aurich, die Flucht und den Neubeginn in Australien erfahren.Hilde lernt ihren späteren Mann Julius in der Nachbarschaft kennen. Er ist der Bruder von Levy David Wolff, der mit Hildes Vater Moritz Engländer zur Schule gegangen und eng befreundet ist.Julius Wolff (*22.03.1900) ist das vorletzte von 15 Kindern (lt. Julius Wolff 16 Kinder) von David Levy Wolff (1847-1911) und Marianne von Oss (1855-1931). Fünf (sechs?) von Julius‘ Geschwistern versterben schon im Kindesalter. Sieben seiner Geschwister werden Opfer des Völkermordes an den Juden. Nur drei der Kinder können noch rechtzeitig vor dem Naziterror in die USA (Wolff David Wolff), nach Australien (Julius Wolff) und nach Argentinien (Jakob Wolff) fliehen. (Details zu den Lebensdaten der Eltern und Kinder s. u. „Familiendatenbank der Juden im Deutschen Reich).
Als sein Vater stirbt, ist Julius erst 11 Jahre alt. Beim Tod des Vaters sind 7 Kinder noch nicht volljährig – eine schwere Aufgabe für die Mutter Marianne Wolff. Julius geht bis zu seinem 14. Lebensjahr in die jüdische Schule Aurich. Er arbeitet danach wie sein Vater und seine Brüder als Viehhändler und Schlachter. Schon 1918, als sein älterer Bruder Wolff David aus dem Krieg zurückkommt, fühlt er sich als „Chef“ des Betriebs.

Julius und Hilde verloben sich 1926, müssen aber mit der Hochzeit noch warten, bis die Aussteuer für zwei ältere Schwestern von Julius (Bella heiratet 1929) gesichert ist.

Am 17.10.1930 heiratet Julius die sechs Jahre jüngere Hilde Engländer (*29.03.1906). Die Ehe von Julius und Hilde Wolff bleibt kinderlos.

Das junge Paar zieht nach der Hochzeit im Jahr 1930 zunächst in die Georgstraße 35 (heute Oldersumer Straße). Im März 1933 ziehen sie in die Norderstraße 18. Hier wohnt auch die Familie Siegfried Wolff, für die dort ebenfalls Stolpersteine verlegt sind.

Julius berichtet, dass sie bis 1933 ein gutes Auskommen aus dem Viehhandel hatten und dass bis dahin ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mit jüdischen und christlichen Nachbarn bestand.

Der Handel für jüdische Viehhändler wird immer schwieriger, da Bauern mit Enteignung gedroht wird, wenn sie weiter mit Juden handeln. Julius muss daher den Viehhandel aufgeben und zieht mit seiner Frau im Dezember 1937 nach Werthe in Westfalen. Dort findet er Arbeit in einer Zigarrenfabrik, die noch in jüdischem Besitz ist.
Im September 1938 kommen Julius und Hilde Wolff (lt. Meldekarte) aus Krempe in Holstein zurück nach Aurich. Sie wohnen nun in der Wallstraße 16 bei Julius‘ Schwester Rahel, die dort als verheiratete Hoffmann mit ihrem Mann Friedrich Hoffmann und ihren beiden Kindern Menno und Mirjam lebt.

Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 müssen Julius und Hilde in Aurich erleben. Julius wird am 11.11.1938 in Sachsenhausen interniert – wie viele männliche Auricher Juden. Erst am 17.12.1938 kommt er wieder frei und arbeitet danach im Tiefbau in Wilhelmshaven.
Mit Hilfe aus England (Eric Hallstein) erhalten Julius und Hilde Wolff Ausreisepapiere für Australien. Am 11.05.1939 fahren sie mit der „Deutschland“ ab Cuxhaven nach Southampton und wohnen für einige Wochen bei sehr reichen englischen Juden in London, Holland Park.
Am 11.06.1939 verlassen sie England an Bord der „Largs Bay“ und kommen am 4.07.1939 in Sydney an.

Zunächst müssen Julius und Hilde Wolff einen 6-wöchigen Englischkurs absolvieren. Danach arbeiten sie auf mehreren Farmen als Hilfskräfte: Hilde kocht und wäscht, Julius arbeitet im Garten, im Stall und auf dem Feld. Sie fühlen sich oft als Flüchtlinge ausgenutzt.

Im Januar 1943 erwerben Julius und Hilde eine kleine Farm in „Old Toongabbie“, einem Vorort von Sydney, und betreiben bis 1960 einen Hühnerhof.

Am 16.03.1945 erreichen sie die Einbürgerung in Australien.

Von 1960 – 1970 wohnen sie auf einer anderen Farm und gehen schließlich 1970 in den Ruhestand. Sie wohnen in einem Seniorenheim in der Hamden Avenue in Sidney. Hilde hat ihren Humor nicht verloren, wenn sie im Ruhestand über Julius und den Viehhandel spricht: „The only one cow left, that’s me!“

Julius Wolff verstirbt im Jahr 1982, seine Frau Hilde im Jahr 1984.

Quellennachweis:
Stolpersteine Aurich (zuletzt eingesehen am 13.02.2024)

Autorenschaft:
H.-J. Westermayer

Familie und Netzwerk

hat biologischen Eltern:
hat Ehepartner:
hat biologisches Geschwister:

Lebensstationen

Wohnorte:
Aurich, Georgstraße 35
Werthe
Aurich, Wallstraße 16

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2024-02-09T10:24:46Z
Zuletzt geändert am:
2024-04-25T14:44:08Z
In Portal übernommen am:
2024-12-05T17:17:40+01:00

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