Susanna Abraham
Kurzinformation
aus: Landesfrauenrat Niedersachsen e.V.: frauenOrte Niedersachsen. Auf den Spuren bedeutender Frauen mit 47 frauenORTEN. Dezember 2021.
Kurzbiografie
Susanna Abraham, geborene Heine, entstammte einer alteingesessenen Nienburger Familie von Händlerinnen und Händlern. Bereits ihre Großeltern Franchen und Salomon Alexander hatten sich in Nienburg angesiedelt, ein Schutzbrief für den Großvater von 1717 ist überliefert. Ein solches Dokument mussten Menschen jüdischen Glaubens bei der jeweiligen Obrigkeit beantragen, um das Recht auf Niederlassung und Nahrungserwerb in eingeschränktem Maße zu erhalten.
Sisge – so vermutlich Susanna Abrahams tatsächlicher Name – wurde zwischen 1744 und 1746 als zweitältestes von fünf Kindern der Eheleute Röschen und Joseph Heine in Nienburg geboren. Um 1765 heiratete sie den aus Drakenburg stammenden Marcus Abraham, die Ehe blieb kinderlos. Nach dessen Tod 1792 führte sie mit Ende Vierzig den Ellenwarenhandel allein weiter und wurde im Wirtschaftsleben der Stadt Nienburg eine äußerst erfolgreiche Kauffrau. Susanna Abraham war eine Ausnahmehändlerin. Im Gegensatz zu den vielen jüdischen Frauen, die aus Gründen der existenziellen Sicherung das Geschäft ihres Mannes als Witwen bis zur Geschäftsfähigkeit des ältesten Sohnes weiterführten und sich dann wieder zurückzogen, baute die Witwe Marcus Abraham ihren Warenhandel zu einem der „ersten Handelshäuser“ in Nienburg aus. Schriftliche Dokumente belegen, dass sie ihr Geschäft gegenüber dem Magistrat der Stadt, der Kramergilde und den Handelspartnern selbstbewusst vertrat. Unterstützt wurde sie von Handelsgehilfen, zumeist ihren Neffen.
Das Geheimnis ihres wirtschaftlichen Erfolges lag darin, dass ihr Handel auf einem verwandtschaftlich strukturierten Netzwerk basierte, weitreichende Geschäftsbeziehungen geknüpft waren und sie über langjährige Handelserfahrung verfügte. Noch wenige Jahre vor ihrem Tod, gelang es ihr 1815, die wichtige Konzession zum Handel mit wollenen Waren zu erhalten. Damit war sie mit ihrem Warenangebot den christlichen Händlern gleichgestellt, ein erheblicher Vorteil gegenüber der örtlichen jüdischen Konkurrenz. Dieses „Privileg“ musste sie mit einer jährlichen Abfindungszahlung in die Lade des Krameramtes ausgleichen, ohne jedoch Mitglied der Gilde werden oder sich bei deren Versammlungen vertreten lassen zu dürfen. Ihr geschäftlicher Erfolg rief Neid, Missgunst und auch Ängste hervor. Immer wieder musste sie sich des Vorwurfs des verbotenen Hausierhandels erwehren. Eingaben der christlichen und der jüdischen Händler führten dazu, dass Susanna Abraham ihr Handelshaus nicht, wie sie es geplant hatte, an ihren Neffen übergeben konnte. Mit ihrem Tode im Juni 1821 erlosch ihr Handelshaus. Susanna Abraham wurde etwa 75 Jahre alt. Ihr Leben vermittelt Einsichten in weibliche jüdische Existenz des 18./19. Jahrhunderts. Dabei haben ihre tatkräftige, couragierte Art, ihr taktisches Geschick, ihr ökonomischer Erfolg, ihre Individualität schon etwas Modernes.
Quellennachweis:
Susanna Abraham um 1746-1821 Kauffrau Stifterin der Synagoge
Autorenschaft:
Patricia Berger
Nach dem Tode von Susanna Abraham 1821 wurde in ihrem Wohnhause (Lange Str. 79, Nienburg) die jüdische Schule eingerichtet. 1938 wurde das Gebäude enteignet und arisiert. Es steht heute noch, mittlerweile umgebaut, und ist das einzige erhaltene Gebäude mit ehemals jüdisch-gemeindlicher Funktion in Nienburg.
Autorenschaft:
Patricia Berger
Familie und Netzwerk
Lebensstationen
Lektüre
Administrative Angaben
Karte
Fehlt etwas? Helfen Sie mit!
Das Onlineportal wächst stetig weiter.
Unterstützen Sie uns dabei, diese Leerstelle zu füllen oder Fehler zu korrigieren.
Ihre Daten werden sicher durch ein SSL-Zertifikat übertragen. Sollten Sie weitere Fragen zum Datenschutz haben, klicken sie bitte hier: Informationen zum Datenschutz