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Synagoge
Synagoge Norderney

Synagoge Norderney

Anschrift:
Schmiedestraße 6
26548 Norderney

Kurzbeschreibung

Die Synagoge in Norderney war 1878 dank Spenden wohlhabender jüdischer Badegäste errichtet worden. Sie wurde bis 1933 als solche genutzt. Jahre später wurde sie von einem Geschäftsmann gekauft, der hier einen Lagerraum einrichtete.
Baugeschichte:
erbaut: 1878 - 1878
Zur Geschichte der Synagoge

Seit Ende der 1850er-Jahre gab es in der Restauration von Abraham van der Wall einen Betraum. 1859 findet sich in seinen in jüdischen Periodika erscheinenden Werbeanzeigen erstmals die Bemerkung: "Auch ist ein passendes Betlokal, versehen mit einer Tora, hergerichtet."

In den 1870er-Jahre gab es unter den jüdischen Kurgästen Bestrebungen, eine Synagoge zu erstellen. 1874 gab es ein erstes Gesuch mehrerer Juden an das Finanzministerium in Berlin zur Förderung des Baues einer Synagoge auf Norderney für die das dortige Seebad besuchenden Juden. Man wollte dafür ein Grundstück zur Verfügung gestellt bekommen. Das Gesuch wurde jedoch abgelehnt. 1877 wurde ein Komitee zur Beförderung des Synagogenbaus gebildet, das unter dem Vorsitz von Kaufmann Moritz Bargebuhr aus Harburg sowie von Dr. David Rosin aus Breslau (Dozent am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau) stand.

Die Bemühungen des Komitees führten dieses Mal - jedoch erst nach Überwindung zahlreicher bürokratischer Hindernisse - zum Erfolg. Die Hauptschwierigkeit war, dass Norderney nicht den Status eines selbständigen jüdischen Gemeinde hatte. Im Laufe des Jahres 1878 konnte die Synagoge dann erbaut und am 9. August 1878 in Anwesenheit von Justizminister Dr. Adolf Leonhardt aus Berlin eingeweiht werden.

Einweihung der Synagoge (1878)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. August 1878: "Von der ostfriesischen Insel Norderney wird unterm 9. dieses Monats berichtet: Das alltäglich auf 'hübsche Wellen' und 'schönes Bad' konzentrierte Interesse der Badegäste war heute von einer hier nicht oft vorkommenden öffentlichen Feier in Anspruch genommen. Es wurde der durch ausdauerndes Bemühen der Herren Bargebour (sc.: Bargebuhr) in Harburg und Dr. Rosin in Breslau zur Vollendung gebrachte Tempel für israelitische Kurgäste festlich eingeweiht. Von dem kleinen, aus Ziegeln zierlich ausgeführten, mit grünem Laubgewinde geschmückten Gebäude erwartete eine zahlreiche Versammlung die Ehrengäste, nach deren Erscheinen Herr Bargebour die Feier mit einer kurzen Ansprache und Überreichung des Tempelschlüssels an den Landrat eröffnete. Letzterer reichte den auf einem Kissen ruhenden Schlüssel dem Landdrost, welcher mit den Worten: 'Im Namen des Staates und des Kaisers übergebe ich dieses Haus seiner Bestimmung zur Erhebung der Herzen' das Tempeltor erschloss und den Justizminister Dr. Leonhardt zum Eintritt einlud. die ihm zugedachte Funktion der Tempel-Erschließung hatte Herr Dr. Leonhardt mit der launigen Bemerkung: 'Ich bin von der Justiz' abgelehnt. Die zur Tempelweihe vorgebrachten Choralgesänge wurden von Mädchen gut ausgeführt und von dem hiesigen Küster lobenswert dirigiert. Die Festpredigt hielt der Seminardirektor Dr. Prager aus Hannover; das Schlussgebet für die Kaiserfamilie und Staatsbehörden sprach Dr. Rosin. Der Justizminister, der Landdrost, sowie die anderen Vertreter der Behörden waren mit ihren Orden geschmückt. Der hiesige Pastor Herr Rodenbeck allein verweigerte seine Teilnahme an dem Feste, welchem beizuwohnen - wie er erklärte - seinem evangelischen Gewissen widerstreitet.
(Wir maßen uns nicht an, besser als Pastor Rodenbeck zu wissen, was ein 'evangelisches Gewissen' sei. Da wir aber obiger Feier so viele gute evangelische Christen anwohnen sahen, so dürfen wir schließen, dass es mehrere 'evangelische Gewissen' gibt; z.B. ein verknöchertes und ein humanes, wohlwollendes, welches letztere mit Jesus das mosaische Gesetz: 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst' (3. Mose 19.18) als das höchste anerkennt. Redaktion)."

Gottesdienste fanden in der Synagoge nur während der Kurzeit (Mai bis September) statt. In den vorliegenden Berichten wird hervorgehoben, dass sogar zweimal täglich Gottesdienst abgehalten wurde und es mit dem Minjan (zehn jüdischer Männer beim Gottesdienst) keine Probleme gab.

Nach 1933 konnten mit dem erzwungenen Ausbleiben der jüdischen Kurgäste keine Gottesdienste mehr in der Synagoge abgehalten werden. Das Gebäude wurde am 11. Juli 1938 für 3.500 RM an einen nichtjüdischen Eisenwarenhändler verkauft und entging dadurch der Zerstörung beim Novemberpogrom 1938. Das Gebäude wurde daraufhin zu einem Lagerraum umgebaut.

Nach 1945 wurde das Synagogengebäude als Diskothek, argentinisches Steakhaus und später als italienisches Restaurant zweckentfremdet. Seit April 2000 ist im Gebäude ein Restaurant für regionale Spezialitäten untergebracht (Restaurant "de Leckerbeck", Website). Durch mehrere Umbauen ist nur die nördliche Mauer des Gebäudes im ursprünglichen Zustand erhalten.

Seit 1996 befindet sich - auf Grund einer Initiative der Evangelischen Jugend von Norderney - eine Gedenktafel an der Fassade mit der Inschrift: "Ehemalige Synagoge (1878-1933). Dieses Gebäude wurde als Bethaus für jüdische Bürger und Gäste errichtet. Im Juli 1938 verkauft, entging es der Zerstörung in der Pogromnacht vom 09. November des Jahres. Zur Erinnerung und zum Gedenken."

Auf der Website des gegenwärtigen Eigentümers des Restaurants in der ehemaligen Synagoge wird an die Geschichte des Hauses in angemessener Weise erinnert.

Quellennachweis:
Alemannia Judaica (zuletzt eingesehen am 15.05.2023)

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Literatur zur Einrichtung:
Alemannia Judaica (zuletzt eingesehen am 15.05.2023) http://www.alemannia-judaica.de/norderney_synagoge.htm#Zur%20Geschichte%20der%20Synagoge, http://www.alemannia-judaica.de/norderney_synagoge.htm#Zur%20Geschichte%20der%20Synagoge

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2023-05-15T11:16:09Z
Zuletzt geändert am:
2023-07-27T21:34:50Z
In Portal übernommen am:
2024-05-27T14:50:37+02:00

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