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Personen
Sonja Anders

Sonja Anders

Geschlecht:
weiblich
Beruf:
Intendant*in (unbekannt - 2023)

Kurzinformation

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Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick
Die Judenbank

Auf Initiative des Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Franz Rainer Enste, präsentierte das Staatstheater Hannover im November 2021 das in der Tat ungewöhnliche und beim Publikum sehr viel Nachdenken auslösende Theaterstück mit dem Titel „Die Judenbank“.

Der Einakter

Dominikus Schmeinta, die Hauptfigur des Stücks, versteht die Welt nicht mehr, als er eines Tages ein Schild an seiner Lieblingsbank mit der Aufschrift „Nur für Juden“ entdeckt. Das sei doch eine „reine Fehlbeschilderung“, folgert Schmeinta, denn: „In Ottersdorf gibt es gar keine Juden mehr.“ Er spricht zunächst mit den Nazi-Größen vor Ort, um ihnen klarzumachen, dass „eine Bank, auf die sich niemand setzen darf, ihren banklichen Zweck verfehlt hat“. Der irritierte Protagonist grübelt verzweifelt über die Folgen des braunen Regimes für das Dorfleben und fasst den Entschluss, Jude zu werden. Denn: „Wenn man ein Katholik werden kann und ein Protestant, dann kann man doch auch ein Jude werden. Innen drin bleib ich ja sowieso der Gleiche.“ Diese Konsequenz seines Denkens und Handelns setzt jedoch die bürokratische und letztlich tödliche Maschinerie in Gang, die alles daransetzt, „Abweichler“ zu disziplinieren und/oder zu bestrafen.

Sein Leben nimmt einen unvorhersehbaren Lauf, nachdem er den „Führer“ in Berlin über sein Vorhaben informiert. Schmeinta wird in die Nervenheilanstalt eingeliefert und zum Schluss „verlegt“.

Der Einakter „Die Judenbank“ erzählt also die Geschichte von dem einfachen, schwer versehrten Dorfbewohner Dominikus Schmeinta und beschreibt dabei das Leben in einem kleinen Dorf in der deutschen Provinz unter der Naziherrschaft. Eine nahezu unbedeutende Sache, das Anbringen eines Schildes auf einer Bank, wird zum Anlass genommen, das Leben von Dorfbewohnern und gespaltenen Familien in Hitlers Deutschland zu schildern. In kurzen, ungemein witzigen und pointierten Anekdoten wird beinahe beiläufig über die alltägliche Korruption, Machtanmaßung, Denunziation und tödliche Gewalt im „Dritten Reich“ berichtet. Leise, aber überzeugend setzt sich das Ein-Personen-Stück in monologischem Aufbau mit diesen Themen auseinander und zeichnet so ein groteskes Bild von einem verlogenen Idyll, einem Dorf, in dem sich eine Epoche des kritiklosen Mitläufertums und Nationalsozialismus widerspiegelt. „Die Judenbank“ ist ein anrührendes, im Jahr 1955 von Reinhold Massag geschriebenes Theaterstück, das mit intelligentem Humor, ganz ohne erhobenem moralischen Zeigefinger, das Leben von linientreuen Dorfbewohner*innen und zerrissenen Familien in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus schildert. Bänke mit der Aufschrift „Nicht für Juden“ waren einmal Realität in Deutschland und Ausdruck der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten. Mit Mitteln der Groteske beschreibt der Autor die Begebenheiten rund um eine „Judenbank“ mit umgekehrter Aufschrift. So entsteht ein Stück, das in seinem harmlosen Anliegen die Brutalität jener Zeit besonders gut wiedergibt. Mit seinerschlichten mehrdeutigen Offenheit stellt Schmeinta ein ganzes System an den Pranger.

In diesem Rahmen schlüpfte der Theaterschauspieler Lars Wild am 11. und 12. November 2021 in Hannover in die Rolle des Dominikus Schmeinta und spiegelte dem Publikum die Epoche der verlogenen Idylle, an die sich gerade in der aktuellen Zeit kritisch zurückerinnert werden muss, um eine Wiederholung geschichtlicher Ereignisse nachhaltig verhindern zu können, wider. Der Schauspieler Lars Wild verkörperte nicht nur Dominikus Schmeinta, sondern spielte auch die sieben weiteren Dorfbewohner.

Das Projekt

Bei der ersten Aufführung im Rahmen einer Abendveranstaltung war auch die Intendantin des Schauspiels Hannover, Sonja Anders, zugegen, die nach dem Einakter zusammen mit dem Landesbeauftragten sowie dem Schauspieler zu einem Gespräch zusammenkam und sich den Fragen des Publikums stellte.

Bei der zweiten Aufführung, einer Matinee, welche auf Wunsch des Landesbeauftragten hauptsächlich Schüler*innen vorbehalten war, stand Franz Rainer Enste dann zusammen mit dem Niedersächsischen Kultusminister Grant Henrik Tonne für ein Anschlussgespräch zur Verfügung. „Die Befassung mit dem höchst Leidvollen der jüngsten Geschichte dient stets als Grundlage für eine an den Menschenrechten orientierte Politik für die Zukunft. Daher ist es von ungeheurer Wichtigkeit, dass sich insbesondere junge Menschen das Theaterstück ansehen.“, so der Landesbeauftragte. „So wurde mit dem Zeigen des reflektierenden Stücks vor einem jungen Publikum zu mehr Courage und Engagement gegen Antisemitismus motiviert.“ Weiter statuiert er: „Die Jugend darf die Vergangenheit nicht vergessen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. In diesem Sinne fungiert unsere Erinnerungskultur als ein einzigartiges Immunsystem, welches gerade junge Menschen in der hyperkomplexen Welt vor antisemitischen und verschwörungsideologischen Thesen schützen kann.“ So war Enste dem Staatstheater Hannover sehr dankbar, dass es die Idee, das Stück aufzuführen, aufgegriffen habe, und ein in jeder Hinsicht einmaliges Lehrstück zum Erkennen von Stereotypenbildung und Ausgrenzungsmechanismen gezeigt habe.

Quellennachweis:
„… Jahresbericht ... Jüdisches Leben in Niedersachsen - lebendig, wertvoll und bereichernd“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz Jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV

Autorenschaft:
Niedersächsische*r Landesbeauftragte*r gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, N. Wimmers, M. Beschoten

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