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Personen
Igor Levit

Igor Levit

Lebensdaten:
geboren: 1987 in Gorki (Nischni Nowgorod, Oblast)
Geburtsort:
Gorki (Nischni Nowgorod, Oblast)
Kulturelle Zugehörigkeit:
Judentum
Geschlecht:
männlich
Beruf:
Musiker*in (2000 - 2023), Schätzwert

Kurzinformation

Igor Levit ist ein deutscher Pianist und politischer Aktivist. Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Kurzbiografie

Leben und Wirken:

Igor Levit (geb. 10. März 1987 in Gorki, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein deutscher Pianist und politischer Aktivist. Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Leben
Jugend
Levits Mutter ist Jelena Lewit, eine Opern-Korrepetitorin und Enkelschülerin von Heinrich Neuhaus 1995 übersiedelte die Familie als jüdische Kontingentflüchtlinge von Russland nach Hannover, wo Levit das Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium besuchte.

Künstlerisches Wirken
Erste Unterweisung im Klavierspiel erhielt Levit im Alter von drei Jahren durch seine Mutter. Mit vier Jahren debütierte er als Solist mit einer Ecossaise von Ludwig van Beethoven, das erste Konzert gab er mit sechs mit dem Philharmonie-Orchester von Nischni Nowgorod, Händels F-Dur-Klavierkonzert.

Levit nahm ab 1999 für ein Jahr am Mozarteum in Salzburg Klavierunterricht bei Hans Leygraf und begann anschließend 13-jährig sein Studium am neugegründeten Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. An der Hochschule wurde er später von Karl-Heinz Kämmerling, Matti Raekallio und Bernd Goetzke unterrichtet. Großen Einfluss auf seinen musikalischen Werdegang weist Levit seinem Spiritus Rector, dem ungarischen Cembalisten und emeritierten Hochschulprofessor Lajos Rovatkay, zu, der ihn für die historische Aufführungspraxis begeisterte. Unterstützt durch die Studienstiftung des deutschen Volkes schloss Levit 2010 sein Studium ab.Für das Konzertexamen, u. a. mit den Diabelli-Variationen von Ludwig van Beethoven, bekam Levit die höchste Punktzahl in der Geschichte der Hochschule.

Seit 2000 konzertiert Levit in Europa, den USA und Israel. Klavierkonzerte spielte er mit dem English Chamber Orchestra, der NDR Radiophilharmonie Hannover, den Nürnberger Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra. Kammermusik machte er mit Mischa Maisky, Sergei Alexandrowitsch Krylow, Kim Kashkashian, Gavriel Lipkind und Daniel Müller-Schott. Mit Maxim Vengerov und Alisa Weilerstein spielte Levit im Klaviertrio.

Seit Oktober 2019 ist Levit Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Während der Corona-Pandemie 2020 gab Levit ab dem 12. März eine Reihe von 52 „Hauskonzerten“ über Twitter und Instagram. Diese wurden größtenteils live aus seiner Berliner Wohnung übertragen, eines fand auf Einladung von Frank-Walter Steinmeier im Berliner Schloss Bellevue statt, wo er Beethovens Waldstein-Sonate spielte. Im Anschluss an diese Serie gab er in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 2020 eine 15-stündige Live-Darbietung von Eric Saties Vexations, die auch über das Internet übertragen wurde. Im Juni 2021 war er der Solist beim weltweit übertragenen Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn, es dirigierte Daniel Harding. Am 31. Juli 2021 errang er bei den Salzburger Festspielen, bei welchen er seit 2017 Solistenkonzerte gibt, mit einem Beethoven-Schubert-Prokofiev-Programm standing ovations. Das Konzert fand im Großen Festspielhaus statt. Wenige Tage später sprang er – ebenfalls in Salzburg – für Martha Argerich ein und übernahm den Klavierpart im Solistenkonzert des Geigers Renaud Capuçon.
Politisches Engagement

Levit meldete sich mehrfach auf Twitter mit politischen Äußerungen zu Wort, in denen er sich unter anderem gegen Antisemitismus und Ausgrenzung Geflüchteter wendet.

Im Jahr 2014 wurde Levit mit einem Echo Klassik ausgezeichnet. Aus Protest gegen die Auszeichnung der Rapper Farid Bang und Kollegah bei der Echoverleihung 2018 gab Levit, der aus einer jüdischen Familie stammt, seinen Echo zurück und erklärte: „Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich.“

2015 bezeichnete er auf Twitter einen Politiker der Partei Alternative für Deutschland als „widerwärtigen Drecksack“ und sprach deren Mitgliedern das „Menschsein“ ab. Nach Kritik erklärte Levit dazu, er habe das Wort „Menschsein“ im Sinne des jiddischen Wortes „Mentsch“ gebraucht, welches einen „ehrenhaften, umsichtigen Menschen“ meint.

Mitte November 2019 erhielt er eine E-Mail mit einer Morddrohung. Daraufhin veröffentlichte er am 29. Dezember 2019 im Tagesspiegel einen Gastbeitrag unter dem Titel Habe ich Angst? Ja, aber nicht um mich. Diesen nahm anschließend Bundestagspräsident Schäuble zum Anlass, alle Bürger aufzufordern, „dem Antisemitismus in Deutschland Einhalt zu gebieten“. Auch der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck zollte Levit für seinen Beitrag Respekt.

Unter dem Motto „Flügel statt Flügel“ protestierte Levit im Oktober 2020 mit anderen Musiker*innen vor dem Potsdamer Landtag musikalisch gegen die rechtsextreme Strömung Der Flügel innerhalb der AfD.

Levit ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. 2019 unterstützte er Fridays for Future mit seinem Klavierspiel auf der Straße. Am 4. Dezember 2020 unterstützte er die Demonstrationen im Dannenröder Forst mit einem Auftritt am Klavier im Wald.

Levit verkaufte Anfang März 2021 die 840 Notenblätter seiner Live-Darbietung von Erik Saties Vexations, um Musiker in der Pandemie zu unterstützen.


Rezeption

  • Eleonore Büning bescheinigte ihm 2010 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schon vor dem Examen „einer der großen Pianisten dieses Jahrhunderts“ zu sein. Wilhelm Sinkovicz nannte ihn wenig später in der Presse einen „Künstler, der mit Bravour alle technischen Kniffligkeiten löst. Bei aller Virtuosität macht Levit jedoch immer voll Poesie Musik.“ Im Oktober 2011 strahlte 3sat den 45-minütigen Dokumentarfilm Igor Levit – mein Liszt über den Pianisten und seine Vorliebe für die Musik Franz Liszts aus. Kai Luehrs-Kaiser erklärte 2013, was Levits Talent wirklich sei, könne man erst in zehn Jahren wissen.

  • 2020 löste der Musikkritiker Helmut Mauró von der Süddeutschen Zeitung eine Kontroverse aus. Mauró kritisierte im Artikel Igor Levit ist müde vom 16. Oktober 2020, Levit habe jenseits seiner Aktivitäten auf Twitter keine Leistungen erbracht, die das ihm zuvor verliehene Bundesverdienstkreuz rechtfertigen würden. Nutzern von Twittern warf er vor, eine „Opferanspruchsideologie“ zu vertreten und ein „opfermoralisch begründbares Recht auf Hass und Verleumdung“ auszuüben. Neben diesen Vorwürfen bewertete er Levits Einspielung der Klaviersonaten Beethovens als „unerheblich“ und bezeichnete den russischen Pianisten Daniil Trifonow als Levit überlegen. Bereits 2019 hatte Mauró ihm in einer Konzertrezension vorgeworfen, dass seine Musikalität nur „erarbeitet“, „aufgesagt“ und „vorgespielt“ sei. Christiane Peitz vom Tagesspiegel sah in dieser Argumentation die antisemitischen Stereotype der Angriffe Richard Wagners gegen Felix Mendelssohn Bartholdy.

  • Levit bezeichnete Maurós Text als „unzweideutig antisemitisch konnotiert“. Laut Levit hatte SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach zunächst betont, hinter Maurós Beitrag zu stehen. Dieser erregte jedoch öffentlich starken Widerspruch: So bezeichnete es Bernhard Neuhoff, Klassik-Redaktionsleiter beim Bayerischen Rundfunk, als klassische „Opfer-Täter-Umkehr“, dass es als „ideologisch und verleumderisch bezeichnet wird, wenn sich ein Jude darüber aufregt, dass Juden in Deutschland mit dem Tod bedroht werden“. Johannes Schneider wies in diesem Kontext in der Zeit darauf hin, dass die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bereits zuvor öffentlich beschuldigt hatte, mit der Auszeichnung Levits „die Spaltung in unserem Land zu vertiefen“. Am 20. Oktober veröffentlichte Krach zusammen mit Co-Chefredakteurin Judith Wittwer einen Text, in dem sie sich bei Levit und den Lesern der SZ dafür entschuldigten, dass manche den Text als antisemitisch empfänden und etliche Levit durch diesen SZ-Beitrag als Künstler und Menschen herabgewürdigt sähen. Der jüdische Schriftsteller Maxim Biller widersprach Levit und bezeichnete Maurós Artikel in einer Zeit-Kolumne ironisch als „so antisemitisch […] wie die dunkelrote Nachmittagssonne“.


Quellennachweis:
Igor Levit Wikpedia (zuletzt eingesehen am 21.03.2023)

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Lebensstationen

Beruflicher Werdegang:
Klavier - Hochschule für Musik, Theater und Medien (Hannover) (2010)
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