Lette Valeska Heynemann
Kurzinformation
Nach der Trennung von ihrem Mann zog Lette Valeska 1938 nach Los Angeles, wo sie ihren Künstlernamen Lette Valeska annahm. Dort erhielt sie den Auftrag, Kinder einer Grundschule zu fotografieren. Sie arbeitete dabei jedoch nicht im Studio, sondern fotografierte die Modelle in ihrer gewohnten Umgebung. Damit erregte sie großes Aufsehen bei den Filmschaffenden in Hollywood und bekam weitere Aufträge. Dies war der Beginn ihrer Karriere als Porträtfotografin.
Im Alter von 54 Jahren begann Lette Valeska, ermutigt von ihrer Freundin Galka Scheyer (1889–1945), der ebenfalls aus Braunschweig stammenden Malerin und Kunstsammlerin, mit der Malerei, später auch mit der Bildhauerei. Die Erfahrungen mit dem NS-Regime motivierten sie, ihre jüdischen Wurzeln wiederzuentdecken. Ihre expressionistischen Bilder zeigen daher vor allem Motive jüdischen Lebens.
Kurzbiografie
Freundin Lette Valeska
Emmys beste Freundin, Valeska Heynemann, besuchte am Petritorwall 2 ihre Eltern, wo sie u.a. 1920 ihre Hochzeit vorbereitete.
An dieser Stelle kann man an Auswirkungen des deutschen Nationalismus erinnern, unter denen Emmy Scheyer, ihre Freundin Valeska Heynemann und ihre Familien zu leiden hatten. Hier schlug Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg am 31. Juli 1809 ein Feldlager auf, tags darauf zog er mit seiner Schwarzen Schar in die Schlacht bei Ölper. Ihm zu Ehren wurde vierzig Jahre später an dieser Stelle eine Eiche gepflanzt und mit einer Umfriedung versehen, die Kanonenrohre und Kanonenkugeln imitiert.
Das damals hier stehende Haus Petritorwall 2 gehörte dem Hofbildhauer Wilhelm Sagebiel. Er hatte das Talent, jeden Auftrag in dem Stil zu erfüllen, den seine Auftraggeber wünschten. In seinem Haus wohnten 1919 und 1920 die Eltern von Emmy Scheyers Schulfreundin Valeska Heynemann, die an der Poststraße 5 (siehe 17) aufgewachsen war. Sie besuchte ihre Eltern, als Alexej von Jawlensky die Hoffnung äußerte, seine Bilder nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland verkaufen zu können. Emmy Scheyer schrieb ihm postwendend, Valeska werde demnächst nach Holland fahren, sie gebe ihr einige Bilder mit, um sie holländischen Kunsthändlern anzubieten.
Im Oktober 1920 heiratete Valeska Heynemann einen Chemiefabrikanten aus Frankfurt am Main. Bald darauf hielt sich Emmy Scheyer bei dem Paar auf und bereitete eine Jawlensky-Ausstellung vor. Als sie sie eröffnete, zerstritt sie sich mit Valeska. Sie schrieb Jawlensky, seit ihrer Heirat verhalte sich ihre Freundin, als ob sie gerade aus Mutters Küche käme, „banal, banal, banal.“
1930 starb Valeskas Vater, 1935 zog ihre Mutter vom Petritorwall an den Löwenwall. Zwei Jahre später emigrierte sie nach Palästina, bald darauf floh sie nach Holland. Dort kam sie bei einem Bombenangriff der Wehrmacht ums Leben. Valeska lebte damals schon bei Galka Scheyer in Los Angeles. Sie trennte sich von ihrem Ehemann und machte eine Karriere als Fotografin. Von Galka Scheyer dazu ermuntert, begann sie, Bilder zu malen und nahm den Künstlernamen Lette Valeska an.
Auch während des Zweiten Weltkrieges gehörte das Haus Petritorwall 2 Wilhelm Sagebiel. Einer seiner Söhne war NSDAP- und SA-Mitglied und machte als Architekt Karriere: Ernst Sagebiel plante in Berlin den Flughafen Tempelhof und das Reichsluftfahrtministerium. Es waren die Jahre, in denen Lette Valeska Galka Scheyer oft in Los Angeles besuchte. Beide waren jedem Nationalismus abhold.
In den Fünfziger Jahren wurde die Kriegsruine Petritorwall 2 in Braunschweig durch einen Neubau ersetzt. Und in Los Angeles begann Lette Valeska, den schriftlichen Nachlass Galka Scheyers und der Blauen Vier zu ordnen und über sie ein Buch zu schreiben. Sie tat dies im Auftrag des Pasadena Art Museum, aus dem das Norton Simon Museum hervorging. 1974 verlieh ihr der Botschafter in Los Angeles das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Sie hoffte, die Stadt Braunschweig werde sie zu einem Besuch einladen. Sie wurde enttäuscht und starb 1985 im Alter von hundert Jahren in Los Angeles. Heute erinnert hier eine Gedenktafel an sie.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
Vom September 2023 bis Januar 2024 wurde in ihrer Geburtsstadt Braunschweig eine Ausstellung mit ihren Fotografien gezeigt. Zur Ausstellung "Stars ohne Glamour - Lette Valeska. Eine Braunschweiger Fotografin in Hollywood" ist ein Begleitbuch erschienen.
Quellennachweis:
Städtisches Museum Braunschweig (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
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