


Station 10: Familie Levy
Hier in der Kornstraße 7 lebten Dagobert und Margarete Levy. Sie waren kinderlos und lebten eher zurückgezogen. Gemeinsam betrieben sie die Goslarer Hosenträger- & Gürtelfabrik. Die Firma war in einem circa 250qm großen Raum in der Schulstraße 9 untergebracht, der mit dem Haus in der Kornstraße verbunden war. Sie stellten Kurzwaren, Hosenträger usw. her. Das Unternehmen hatte etwa 20 Angestellte. Der Betrieb lief gut. Ab 1933 spürten die Familie Levy und die Mitarbeiter*innen der Firma die Verfolgung. Am 1. April 1933 standen SA-Männer vor dem Fabrikgebäude, es war der Tag des reichsweiten Boykotts jüdischer Geschäfte. Nach den bald danach erlassenen Rassegesetzt, galt Margarte Levy als 'Arierin'.
Am Morgen nach den Reichspogromen am 10./11. November 1938 wurde die komplette Fabrik der Levys verwüstet. Dazu berichtete ein Zeitzeuge: "Ich sehe noch deutlich die Zerstörungen, wie man alles aus dem Haus herauswarf, die Hosenträger hingen in den Bäumen. Als ich zur Brücke am Trollmönch kam, sah ich viele Menschen dort stehen. Wir alle beobachteten wie SA-Männer aus der Levy'schen Fabrik [unverständlich] Inlets und so weiter herausholten und aufschlitzten, wobei die Federn weit verstreut wurden. Ein unbeschreiblicher Anblick."
Aufgrund der anschließenden NS-Gesetze musste Dagobert Levy die Firma schließen. Alle verloren ihre Arbeit und Existenzgrundlage. Die Levys blieben zunächst im Geschäftshaus wohnen. Etwa zweieinhalb Jahre lang hatte Dagobert Levy anschließend als Koch in der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem in Hannover arbeiten können. Am 19. Februar 1945 wurde Dagobert mit dem letzten Transport nach Theresienstadt deportiert. Er saß im selben Zug wie Charley Jacob mit seinen beiden Söhnen und Louis Meyer, jedoch nicht im selben Waggon.
Dagobert Levy überlebte das Ghetto und zog nach der Befreiung zurück nach Goslar, wo er am 11. Juni 1945 im Einwohnermeldeamt registriert wurde. Auch die Abmeldung seiner Frau im Trollmönch 3, dem sogenannten Judenhaus, in dem sie zwischenzeitlich wohnen musste, ist noch vorhanden.
Die Levys bezogen ihre ehemalige Wohnung in der Kornstraße 7 und begannen sich eine neue Existenz aufzubauen. In ihrem ehemaligen Geschäftshaus betrieben die Levys einen Textilienhandel.
Sie wollten mit der Vergangenheit abschließen, konnten aber mit ihren damaligen Verfolger*innen nicht auf Dauer zusammenleben. Ein Zeitzeuge berichtete: "Als die Levys wieder in Goslar waren, trafen wir einen Mann aus der Nachbarschaft, der in der Pogromnacht gemeinsam mit anderen Levys Geschäft zerstört und lustig die gespannten Gummihosenträger in die umstehenden Bäume geschossen hatte. Als wir Levy dies erzählten schwieg er und sagte deutlich 'Ruhig, ruhig, ich will davon nichts mehr hören!'"
Wenige Jahre nach dem Krieg, wanderte das Ehepaar Levy nach Amerika aus, dort konnten sie sich jedoch nicht einleben und zogen einige Jahre später wieder zurück nach Deutschland. Bis zu ihrem Tod lebten Margarete und Dagobert Levy in München.
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