Hinweis: Um die korrekte Darstellung der Seite zu erhalten, müssen Sie beim Drucken die Hintergrundgrafiken erlauben.
Zurück zur Übersicht
Friedhof
Jüdischer Friedhof Coppenbrügge (Dammstraße)
Slider Bild - Creative Commons Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Slider Bild - Creative Commons Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Slider Bild - Creative Commons Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Slider Bild - Creative Commons Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Slider Bild - Creative Commons Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
1/5

Jüdischer Friedhof Coppenbrügge (Dammstraße)

Anschrift:
Dammstraße (Bundesstraße 1) im Ortszentrum
31863 Coppenbrügge

Kurzbeschreibung

Dieser Friedhof wurde ab 1787 bis 1937 belegt. Heute sind nur noch drapierte Steinfragmente erhalten, da sie 1938 beseitigt wurden. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen stellte 1962 auf dem Gelände einen Gedenkstein auf. 1998 kehrten die beiden im Jahre 1942 aufgestellten Torpfosten des Friedhofs an den Ort zurück.

Allgemeine Hinweise zur Besichtigung jüdischer Friedhöfe:
Für den Besuch jüdischer Friedhöfe gelten einige Regeln, die alle Besucher*innen einhalten sollten. Männliche Besucher müssen eine Kopfbedeckung tragen; das Betreten von Gräbern soll vermieden werden; Essen und Trinken ist nicht gestattet. An jüdischen Feiertagen sowie am Schabbat (Freitagnachmittag bis Samstagabend) ist der Friedhofsbesuch untersagt. Manche Friedhöfe sind verschlossen, bitte wenden Sie sich für eine Besichtigung an die entsprechenden Ansprechpartner*innen. Vielerorts werden Führungen über den Friedhof angeboten. Informationen hierzu können Sie der Lokalpresse oder der Internetseite der politischen Gemeinde entnehmen.
Schändung und Zustand bis heute:

Der Friedhof wurde nicht erst in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 zerstört. Tatsächlich begann die Geschichte seiner Beseitigung und Zerstörung früher. 1935 bat der Bürgermeister von Coppenbrügge, Beckmann, den Landrat des Kreises Hameln-Pyrmont, Dr. Lambert, den Friedhof schließen zu lassen, "da derselbe inmitten der geschlossenen Ortschaft belegen ist und hart an das Siedlungsgelände anschließt". Der Landrat griff die Anregung des Ortsbürgermeisters sofort auf und bat den Regierungspräsidenten um Genehmigung. Er wies besonders darauf hin, dass der Friedhof in voller Breite an der Reichsstraße liegt, und forderte, den Friedhof "so schnell wie möglich" zu entfernen. Hitler nutzte diese Straße regelmäßig, wenn er mit dem PKW vom Reichserntedankfest am Bückeberg nach Goslar fuhr. Womöglich lag hier der Grund für den Eifer, den Bürgermeister und Landrat zeigten.

Die Regierung lehnte die Schließung jedoch ab: "Nie kann aus verkehrspolizeilichen Gründen ein Friedhof geschlossen werden!" Auf wiederholten Druck des Landrats hin entschloss sich der Regierungspräsident 1937 doch zur Schließung. "Weitere Bestattungen dürfen ... nicht mehr erfolgen." Das Schreiben des Regierungspräsidenten endet mit dem Satz: "Mit der Schließung des Friedhofes ist seine anderweitige Verwendung noch nicht verbunden." Der Friedhof sollte erhalten bleiben, bis die Ruhefristen aller Gräber abgelaufen waren.

Mit der jüdischen Gemeinde in Hameln wurde im Januar 1938 ein Vertrag abgeschlossen, wonach jüdische Tote aus Coppenbrügge in Zukunft in Hameln bestattet werden sollten. In dem vom Bürgermeister Beckmann unterschriebenen Vertrag verpflichtete sich die Gemeinde Coppenbrügge, "den jetzt geschlossenen jüdischen Friedhof ... auf ihre Kosten in einem würdigen Zustande dauernd zu erhalten."

Schon während der Vertragsverhandlung dachten Bürgermeister und Landrat jedoch darüber nach, die älteren Gräber des Friedhofes einzuebnen. Ein Verbleib des Friedhofes für "ewige Zeiten", wie es jüdischen Vorstellungen entspricht, kam für sie ohnehin nicht in Frage. Bereits im Februar 1938 schrieb der Bürgermeister an den Landrat: "Die Unterhaltung des jüd. Friedhofs wird keine Kosten verursachen, da der Friedhof eingeebnet wird und die Grabsteine beseitigt werden." Im Mai 1938 meldete der Bürgermeister dem Landrat Vollzug: "Die ganze Fläche ist als Wiese angelegt, wobei die Grasnutzung verpachtet wird." Nur vier Grabstellen, deren Ruhensfrist damals noch nicht abgelaufen war, hatte die Gemeinde stehen lassen.

Von Zeitzeugen ist bekannt, dass nach der Einebnung die Grabsteine auf einem großen Haufen gelegen haben. "Jeder holte sich, was er brauchte." Bruchstücke dienten als Unterbau für die Straßen im neuen Siedlungsgebiet. Ein SA-Mann nutzte sie als Fundament für eine Mauer. Auf dem christlichen Friedhof an der Dörper Straße, der damals gerade von der Gemeinde nach Westen hin erweitert wurde, fanden Grabeinfassungen als Kantensteine eine neue Verwendung. Die schön gestalteten Pfosten des jüdischen Friedhofes dienten als Torpfosten des christlichen Friedhofes. Die Böschung des Burgwalles nahe der Peterlinde befestigten Kantsteine vom jüdischen Friedhof.

Nun wollte die Gemeinde den Friedhof auch kaufen. Im Oktober 1938 wurde mit Oskar Levy, dem einzigen männlichen Juden, der nach dem Weggang der übrigen jüdischen Familien damals noch in Coppenbrügge wohnte, ein Vertrag über den Verkauf des Grundstückes aufgesetzt. 450 RM war die Gemeinde bereit zu zahlen, ein angesichts der Größe des Grundstücks lächerlicher Preis.

Am 15. Dezember 1938 musste der Bürgermeister jedoch melden: ""Der Vertrag konnte nicht abgeschlossen werden, da der letzte hier wohnhafte Jude verhaftet worden ist." Oskar Levi war in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von der Gestapo verhaftet und über Hannover nach Buchenwald gebracht. Er verbrachte sechs schreckliche Wochen in Buchenwald. Nach seiner Entlassung zog Oskar Levy mit seiner Frau sofort nach Hannover, wo die Tochter Ruth wohnte. Alle drei wurden von dort am 15. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert.

Für den 21. Dezember 1938 berichtete Bürgermeister Beckmann, dass in Coppenbrügge nun keine jüdischen Familien mehr wohnen. Im selben Schreiben teilte er dem Landrat mit, dass der jüdische Friedhof "bei der Aktion gegen die Juden am 9./10. Nov. vollständig eingeebnet worden ist". In der "Reichskristallnacht" zerschlugen SA-Männer aus Coppenbrügge die letzten vier Steine des Friedhofes. Täter waren SA-Männer um den fanatischen Ortsgruppenleiter von Coppenbrügge, den "Viehverteiler" Walter Hasselwander.

Seit seiner Zerstörung im Jahre 1938 dauerte es sechzig Jahre, bis im Rahmen einer kleinen Feier anlässlich des 9. November 1998 der Friedhof durch die Gemeinde Coppenbrügge wieder in jüdische Hände zurückgegeben wurde. Von der ursprünglichen Fläche in der Größe von 1464 qm sind allerdings nur noch ca. 1000 qm erhalten. Im Zuge der Rückerstattung wurden auch die alten Torpfosten aus dem Jahre 1842 wieder auf das Grundstück zurück gestellt. Außerdem informiert nun eine Informationstafel über den Friedhof und seine Geschichte.

Seit 1787 haben die Juden aus Coppenbrügge, Brünnighausen und Hohnsen auf ihrem Friedhof in Coppenbrügge ihre Toten bestattet. Sein Grundstück liegt - einen Morgen groß – längs der "Chaussee" auf Domänenland. Nach einer langen Zeit der Unsicherheit gelang es den Juden 1836 endlich, das Grundstück von der Domäne zu kaufen. Sechs Jahre später wurden die Torpfosten des Friedhofes aufgestellt mit der hebräischen Inschrift Bet Hachaim (Haus der Lebenden) und der Jahreszahl 1842. Der Eingang zum Friedhof befand sich an der Ostseite. Jüdische Friedhöfe werden gewöhnlich von Osten her betreten und belegt. Osten bezeichnet die Richtung nach Jerusalem, dort, wo der Messias dereinst wiederkommen wird. Nach Osten hin werden die Toten wieder auferstehen. Deswegen: "Haus der Lebenden".

Die jüdische Gemeinde des Ortes war im 18. und 19. Jahrhundert sehr bedeutend gewesen. Sie zählte zeitweise mehr als zehn Familien, 80 bis 100 Personen. Über mehrere Generationen waren jüdische Menschen hier ansässig; häufig besaßen sie Häuser. 1933 lebten noch drei jüdische Familien im Ort. Wer den Friedhof damals besuchte, sah eine große Zahl von z.T. prächtigen Grabsteinen. Eine Belegungsliste aus dem Jahre 1936 zählt mindestens 64 Grabsteine.

Quellennachweis:
Gelderblom Hameln (zuletzt eingesehen am 09.01.2025)

Touristische Informationen // Datensätze, die Sie ebenfalls interessieren könnten

Literatur zur Einrichtung:
Gelderblom Hameln (zuletzt eingesehen am 09.01.2025) http://www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/friedhoefe/judenfriedcoppenbruegge.php?name=coppenbruegge, http://www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/friedhoefe/judenfriedcoppenbruegge.php?name=coppenbruegge

Administrative Angaben

Datensatz erzeugt:
2024-03-11T09:29:44Z
Zuletzt geändert am:
2025-03-25T12:49:04Z
In Portal übernommen am:
2025-07-24T16:14:16+02:00
Fehlt etwas? Helfen Sie mit!

Das Onlineportal wächst stetig weiter.
Unterstützen Sie uns dabei, diese Leerstelle zu füllen oder Fehler zu korrigieren.

Ihre Daten werden sicher durch ein SSL-Zertifikat übertragen. Sollten Sie weitere Fragen zum Datenschutz haben, klicken sie bitte hier: Informationen zum Datenschutz

Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und Inhalte auf Ihre Interessen anzupassen. Mittels der eingesetzten Technologien können Informationen auf Ihrem Endgerät gespeichert, angereichert und gelesen werden.
Mit einem Klick auf „Alles erlauben“ stimmen Sie dem Zugriff auf Ihr Endgerät zu sowie der Verarbeitung Ihrer Daten, der webseiten- sowie partner- und geräteübergreifenden Erstellung und Verarbeitung von individuellen Nutzungsprofilen sowie der Weitergabe Ihrer Daten an Drittanbieter zu.
 

Notwendige Cookies

Diese Cookies sind notwendig, damit Sie durch die Seiten navigieren und wesentliche Funktionen nutzen können. Sie ermöglichen Grundfunktionen, wie z.B. Zugriff auf gesicherte Bereiche der Webseite. Zudem dienen sie der anonymen Auswertung des Nutzerverhaltens, die von uns verwendet werden, um unsere Seite stetig für Sie weiterzuentwickeln.

Statistik-Cookies

Diese Cookies helfen uns, das Nutzungsverhalten besser zu verstehen. Statistik-Cookies ermöglichen die Erhebung von Nutzungs- und Erkennungsmöglichkeiten durch Erst- oder Drittanbieter, in so genannten anonymisierten Nutzungsprofilen. Wir benutzen beispielsweise Analyse-Cookies, um die Zahl der individuellen Besucher einer Webseite oder eines Dienstes zu ermitteln oder um andere Statistiken im Hinblick auf den Betrieb unseres Portals zu erheben, als auch das Nutzerverhalten auf Basis anonymer Informationen zu analysieren, wie Besucher mit der Webseite interagieren. Ein unmittelbarer Rückschluss auf eine reale Person ist dabei nicht möglich.