GESCHICHTE, GEGENWART UND ZUKUNFT
Der Massenmord an den europäischen Juden gehört als Geschichte untrennbar zur Gegenwart und Zukunft der lokalen jüdischen Gemeinschaft. Die Nationalsozialisten haben die Juden nahezu vollständig aus Kassel vertrieben und die meisten von ihnen ermordet. Durch den Zuzug von Jüd*innen aus der ehemaligen Sowjetunion ist in Kassel Anfang der neunziger Jahre die jüdische Gemeinde deutlich gewachsen. Die Arbeit im Sara Nussbaum Zentrum widmet sich allen drei zeitlichen Aspekten der lokalen jüdischen Geschichte. Die Leistungen und Leidenswege der Kasseler Jüd*innen spielen ebenso eine Rolle wie das Lebensgefühl der heute in Kassel lebenden Jüd*innen. Die Zukunft, gleichermaßen der Ort von Sehnsüchten, Hoffnungen, aber auch Unsicherheiten und Ängsten, soll gestaltet werden.

JÜDISCHE WERTE UND PERSPEKTIVEN
Aus der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk erwächst heute keine einheitliche Identität mehr. Es gibt unzählbare jüdische Lebensentwürfe und mit ihnen verschiedene Ansichten zu Religion, Politik und Tradition, die sich miteinander im Wettstreit befinden. Diese Vielfalt ist fester Bestandteil des gegenwärtigen jüdischen Volkes. Das Sara Nussbaum Zentrum möchte diese Vielfalt zeigen. Es geht zudem davon aus, dass die Weisheit der Tora über den Kreis der Jüd*innen hinaus von Wert und Interesse sein kann. Die jüdischen Werte zugänglich zu machen und zu diskutieren ist deshalb eine wichtige Aufgabe und Herausforderung.

KULTUR, AUFKLÄRUNG UND BEGEGNUNG
Das Sara Nussbaum Zentrum möchte Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugung zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam daran arbeiten, die Gesellschaft menschlicher und lebenswerter zu machen. Die Tätigkeit des Zentrums erstreckt sich dabei auf die Bereiche Kultur, Aufklärung und Begegnung. Sie ist inspiriert vom jüdischen Konzept „tikkun olam“, dem „Reparieren der Welt“. „Tikkun olam“ ist ein Ausdruck messianischer Hoffnung und zugleich in der Gegenwart tätig und den in ihr lebenden Menschen verpflichtet.

STANDPUNKT: JÜDISCH UND DEMOKRATISCH
Die Aktivitäten des Sara Nussbaum Zentrums werden von einem eigenen Standpunkt aus entwickelt, der sich dem jüdischen Leben weltweit ebenso verbunden fühlt wie dem Staat Israel. Als jüdische Einrichtung ist das Zentrum im gleichen Maße auf den Wert eines jeden Menschen und auf ein demokratisches, rechtsstaatliches, gedeihliches Zusammenleben verpflichtet. Die Bemühung um Offenheit und Transparenz ist Teil der Arbeit. Jeder Gast und jede Bewohner*in der Stadt ist eingeladen, das Zentrum mit Lob, Kritik und einer helfenden Hand zu begleiten. Zugleich findet durch einen rabbinischen Berater eine konstruktive, verankerndende Begleitung der Arbeit statt. Gemeinsam sieht man mehr und kommt weiter voran.

Quellennachweis:
Sara Nussbaum Zentrum (zuletzt eingesehen am 31.08.2023)