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Haus
Güldensternhaus (Schilderstraße)
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Güldensternhaus (Schilderstraße)

Anschrift:
Schilderstraße
38640 Goslar

Kurzbeschreibung

Hier an der Ecke Schilderstraße/Rosentorstraße lebte Jacob Rosenkranz, genannt Oskar, mit seiner Frau Else Rosenkranz und seiner Tochter Erna Rosenkranz.

Hier lebte auch die Familie Lebach. Das Ehepaar Max und Helene Lebach hatte vier Kinder: die Tochter Lucie sowie die Söhne Alfred, Ernst und Kurt.
Rundgang: Schicksale jüdischer Familien in Goslar:

Station 2: Familie Rosenkranz

Hier im Güldensternhaus, an der Ecke Schilderstraße/Rosentorstraße, lebte die Familie Rosenkranz und Lebach. Der Name Rosenkranz ist in Goslar seit etwa 1870 bekannt. Nathan Rosenkranz betrieb in diesem Haus einen Tuch- und Manufakturenwarenhandel. Sein Sohn Jacob Rosenkranz, genannt Oskar, führte gemeinsam mit seiner aus Coppenbrügge stammenden Frau Else das Geschäft zunächst weiter und wurde später Handelsvertreter. 1902 kam die Tochter Erna zur Welt. Zeitzeugen beschrieben Oskar Rosenkranz als korrekten und zuvorkommenden Geschäftsmann, doch mit Hitlers Machtübernahme 1933 änderte sich das Leben der Familie Rosenkranz schlagartig.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen nicht mehr bei jüdischen Geschäften einzukaufen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die allgemeine Diskriminierung zwangen Oskar und seine Familie schließlich dazu, Goslar zu verlassen. Anfang 1939 zog die Familie nach Hamburg, denn sie hofften, in der Anonymität der Großstadt, weniger Anfeindungen ausgesetzt zu sein als hier in der Kleinstadt Goslar. Zudem hofften sie von dort aus mithilfe verwandtschaftlicher Beziehungen eher auswandern zu können. Von Hamburg aus versuchte Oskar Rosenkranz, sein Haus in Goslar zu verkaufen. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde ein Laubengang gefordert. Der Laubengang, so wie er heute zu sehen ist, musste von einem zukünftigen Käufer gebaut werden, was den Verkauf des Hauses deutlich erschwerte und in die Länge zog. Am 25.10.1941, als Oskar, seine Frau und seine Tochter in das Ghetto Litzmannstadt in der polnischen Stadt Lodz deportiert worden, wurde ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Im Originaldokument vom 26.11.1941 schrieb der Oberfinanzpräsident Hamburg an das Amtsgericht Goslar: "Der Jude Oskar Israel Rosenkranz ist am 25. Oktober 1941 evakuiert worden. Sein Vermögen ist beschlagnahmt und dem Deutschen Reich verfallen. Zu der Vermögensmasse gehört nach eigenen Angaben ein Grundstück in Goslar am Harz, Adolf-Hitler-Straße 31." Die Rosentorstraße hieß nämlich in der NS-Zeit Adolf-Hitler-Straße. Else, Erna und Oskar Rosenkranz wurden ab Hamburg gemeinsam mit 1031 weiteren Menschen in überfüllten Viehwaggons in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich. Die Menschen litten an Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Das Ghetto diente vor allem als Zwischenlager vor der Deportation in die Vernichtungslager. Else, Erna und Oskar Rosenkranz wurden schließlich am 12. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet.

Der in England lebende Neffe von Oskar Rosenkranz erbte nach dem Krieg das Haus. Er veranlasste 1956 im Zuge des Verkaufs, dass in Erinnerung an seine Bewohnerinnen und Bewohner, die in der NS-Zeit den gelben 'Judenstern' tragen mussten, das Haus den Namen Güldensternhaus erhalte. Die Stadt entsprach diesem Wunsch und brachte über der Arkade ein Schild an. Da die stark stilisierten Sterne des Schildes keine Davidsterne erkennen lassen, wissen jedoch heute leider die wenigsten, welche Bedeutung sich hinter dem Namen Güldensternhaus verbirgt.

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Station 3: Familie Lebach

Hier im Güldensternhaus an der Ecke Schilderstraße/Rosentorstraße lebten die jüdischen Familien Rosenkranz und Lebach. Das Ehepaar Max und Helene Lebach hatte vier Kinder. Die Tochter Lucie sowie die Söhne Alfred, Ernst und Kurt. Max Lebach verstarb bereits 1929, sodass sein Sohn Ernst das Geschäft übernahm. Ein Zeitzeuge berichtete: "Er war wie sein Vater, ein besonnener, ruhiger Mensch in seinem Wesen. Er machte seine Geschäftsreisen sehr oft mit dem Fahrrad." In Folge der Weltwirtschaftskrise musste die Firma Lebach 1932 Konkurs anmelden. Von nun arbeitete Ernst als reisender Handelsvertreter. Seine Brüder zogen aus Goslar weg. Ab 1933 wurden die Lebensumstände für Ernst immer bedrohlicher. Die kinderlose Ehe mit seiner nicht-jüdischen Frau Emma Hedwig zerbrach an den Rassegesetzen und dem nationalsozialistischen Alltag. Seine Frau arbeitete bei Karstadt. Um seine Ehefrau vor weiteren Schwierigkeiten zu schützen, ließ er sich 1939 von ihr scheiden. Eine Zeitzeugin berichtete: "Etwa im Jahr 1938 kam Ernst tief traurig zu mir. Wir setzten uns in den Garten, wo er mir unter Tränen mitteilte, dass er sich von seiner Frau trennen müsse. Ich war bestürzt, denn Ernst führte seit zehn Jahren eine sehr harmonische Ehe. Er sagte mir wörtlich 'Ich will und kann nicht dulden, dass sie durch mich Schwierigkeiten bekommt.' Er ließ sich scheiden, weil er seine Frau so lieb hatte." Drei Tage später zog er nach Hannover, mit der Absicht, von dort nach England auszureisen. Doch sein Vorhaben misslang. Er wurde festgenommen und in ein Arbeitslager eingewiesen um Zwangsarbeit im Straßenbau zu leisten. Zeitzeugen berichteten, dass seine geschiedene Frau ihn weiterhin von Berlin aus unterstützte. 1941 wurde Ernst in das Ghetto Riga deportiert und dort sehr wahrscheinlich ermordet.

Sein Bruder Kurt Lebach war von Goslar nach Paderborn gezogen. Gemeinsam mit seiner Frau Hedwig wurde er 1942 ins Ghetto Theresienstadt und schließlich 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Sein Bruder Alfred Lebach war von Goslar nach Wadersloh und später nach Bielefeld verzogen. Er wurde 1943 gemeinsam mit seiner Frau Hilde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Lucie Lebach, eine damals bekannte Klavierpädagogin, gelang die Flucht nach England. Sie überlebte als einzige der Familie Lebach den Holocaust.

Die Mutter, Helene Lebach, wohnte bis 1942 in diesem Haus. In der immer feindlicher werdenden Umwelt, wurde die Beschaffung von Nahrung für die alte Frau Lebach immer schwieriger. So wurde die anfangs hilfsbereite Inhaberin eines Milchgeschäfts von Goslarern, die Spitzeldienste leisteten, mit der Schließung ihres Ladens bedroht, falls Sie die alte Frau Lebach weiterhin als Kundin akzeptiere. Die Einschüchterung gelang. Die Angst der nunmehr 75-jährigen wuchs. Eine Zeitzeugin berichtete: "Mit Kummer sah ich oft die alte Lebach. Sie litt schon bald unter Hunger. Häufig kam sie zu mir in den Laden, wo ich ihr etwas zu essen gab. Dass sie dies tun musste, hat sie sehr traurig gemacht. Als sie 1941 den Judenstern annähen musste, wurde sie noch zurückhaltender. Sie ahnte irgendwie, was auf die Juden zukommen würde. Sie warnte die Menschen, die sie anredet, nicht mit ihr zu sprechen, damit sie sich nicht selbst schadeten. Sie, aber auch alle anderen, hatten Angst von Spitzeln angezeigt zu werden."

Am 6. Juni 1942 musste sie mit anderen Juden bei der Ortspolizeibehörde erscheinen, um den Befehl zum Umzug ins sogenannte Judenhaus entgegenzunehmen. Helene Lebach lebte nur noch in der Hoffnung für ihre Kinder, wie eine Zeitzeugin berichtete: "Viel sprach sie vom Schicksal ihrer drei Söhne, von denen sie nichts mehr hörte. Glücklich war sie, dass wenigstens ihre Tochter Lucie im sicheren England war. Dies hat sie ungemein getröstet."
Am 16. März 1943 wurde die 77-jährige Helene Lebach gemeinsam mit dem Ehepaar Heilbrunn, sowie Richard Löwenthal in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie wurde dort am 14. Mai 1944 ermordet.

Wir arbeiten daran! Bald finden Sie hier Infos.

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2024-05-27T09:36:07Z
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