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Glossar

Im Glossar haben wir einige Begriffe der jüdischen Kultur in aller Kürze definiert. Das IJN-Team des Portals Jüdisches Niedersachsen online hat die Erläuterungen zusätzlich eingesprochen, um die gängige Aussprache der zumeist aus dem Hebräischen stammenden Fachbegriffe zu vermitteln.
Denn viele der in diesem Glossar aufgeführten Begriffe stammen aus dem Hebräischen. Hebräisch wird mit einem anderen Alphabet geschrieben. Die ins Deutsche in lateinische Lettern übertragenen Begriffe können unterschiedlich umgeschrieben werden. So erklären sich verschiedene Schreibweisen wie z.B. Jom oder Yom; Shoa bzw. Schoah, Schoa oder Shoah.  

Auf Rücksichtnahme auf die jüdische Tradition wird bei Jahreszahlen auf die Bezeichnung „vor Christus“ bzw. „nach Christus“ verzichtet. Anstelle dessen wird die Formulierung „v.u.Z.“ (vor unserer Zeitrechnung) und „u.Z.“ (unserer Zeitrechnung) verwendet. 

 

Antisemitismus gibt es schon sehr lange. Auch heute ist er noch ein Problem in unserer Gesellschaft. Jüdische Menschen erleben antisemitische Aussagen, Anfeindungen und Übergriffe in der Schule, am Arbeitsplatz, in Vereinen und im Freundeskreis. Die Feindschaft gegenüber Jüd*innen gibt es in verschiedenen Formen.

• Christlicher Antijudaismus (z. B. „Judentum als Gottesmörder“)

• Rassistischer Antisemitismus (Judentum wurde als „Rasse“ gesehen)

• Schuldabwehrantisemitismus oder sekundärer Antisemitismus (z. B. Schoaleugnung)

• Israelbezogener Antisemitismus (z. B. Infragestellung des Existenzrechts Israels)

• Verschwörungsmythen (z. B. „Protokolle der Weisen von Zion“)

Eine weitere Form der Judenfeindschaft ist das so genannte antisemitische Othering. Jüdische Menschen werden als nicht-dazugehörig oder fremd beschrieben. Othering kann auch bedeuten, dass nichtjüdische Menschen oder Institutionen in abwertender Absicht als „Jude“, „Jüdin“ bzw. „jüdisch“ bezeichnet werden.

  

Weitere Informationen zu Antisemitismus und an wen Sie sich wenden können, wenn Sie Antisemitismus erfahren oder beobachtet haben, erfahren Sie auf unserer Themenseite.

Der jüdische Friedhof
Der Erwerb eines Grundstücks, auf dem der Friedhof dauerhaft bestehen kann, hat für die jüdische Gemeinschaft größte Dringlichkeit. Denn ein jüdischer Friedhof gilt als Bet Olam. Auf hebräisch heißt das "Haus der Ewigkeit". Jüdische Friedhöfe faszinieren uns bis heute. Das allgemeine Erscheinungsbild, das aus halachischen, also religionsgesetzlichen, Bestimmungen resultiert, und sich von christlichen Traditionen maßgeblich unterscheidet, trägt zur Besonderheit jüdischer Friedhöfe bei. Häufig wird aus halachischen und praktisch/finanziellen Gründen der Natur freien Lauf gelassen. Gräber werden, weil sie Orte der Ewigkeit sind, nicht aufgelassen oder neu belegt. Grabsteine dürfen nicht entfernt werden, bis zu dem Tag, an dem der Messias kommt. Besucht man einen Verstorbenen oder eine Verstorbene, legt man anstatt Blumen einen kleinen Stein auf das Grabmal.

 

Allgemeine Hinweise zur Besichtigung jüdischer Friedhöfe:
Für den Besuch jüdischer Friedhöfe gelten einige Regeln, die alle Besucher*innen einhalten sollten. Männliche Besucher müssen eine Kopfbedeckung tragen; das Betreten von Gräbern soll vermieden werden; Essen und Trinken ist nicht gestattet. An jüdischen Feiertagen sowie am Schabbat (Freitagnachmittag bis Samstagabend) ist der Friedhofsbesuch untersagt. Manche Friedhöfe sind verschlossen, bitte wenden Sie sich für eine Besichtigung an die entsprechenden Ansprechpartner*innen. Vielerorts werden Führungen über den Friedhof angeboten. Informationen hierzu können Sie der Lokalpresse oder der Internetseite der politischen Gemeinde entnehmen.

Die Bima, das Lesepult für die Tora, steht in einer Reformsynagoge nahe dem Toraschank – in einer traditionell-orthodoxen Synagoge im Zentrum des Raumes. Während des Schabbatgottesdienstes in der Synagoge wird von hier der jeweilige Wochenabschnitt der Tora singend vorgetragen. Der gesamte Text der Tora ist auf einer langen Rolle aus Pergament von Hand geschrieben.

Chanukka (Hebräisch für Weihung, Einweihung) ist das jüdische Lichterfest. Das achttägige Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v.u.Z. Der Chanukkaleuchter (Hebräisch Chanukkia) hat neun Arme – eine Stammkerze und acht weitere Kerzen, von denen täglich eine neue entzündet wird, bis am Ende neun Kerzen brennen.

siehe Chanukka

siehe Bet Olam

Die Gemara (Aramäisch für Vollendung) bildet gemeinsam mit der Mischna den Talmud. Sie stellt eine inhaltliche Erläuterung und Ergänzung der Mischna dar. Gedankengänge sind oft als Frage und Antwort formuliert.

In der jüdischen Tradition wird der Name des Ewigen nicht ausgesprochen, um ihn nicht zu entheiligen und zu beschmutzen. In der Hebräischen Bibel wird er mit den vier hebräischen Buchstaben יהוה (transliteriert als JHWH) wiedergegeben. Seit den modernen Zeiten wird die Schreibweise G-tt oder auch G’tt angewandt. Üblicherweise wird es als Adonai, HaSchem oder der Ewige ausgesprochen und vorgelesen.

Die Halacha (von Hebräisch halach „gehen“) ist das jüdische Religionsgesetz, das aus Geboten und Verboten besteht. Sie basiert auf den mündlichen und schriftlichen Lehren der Tora und kann an die Erfordernisse der jeweiligen Zeit angepasst werden.

Haskala ist der hebräische Begriff für Aufklärung und bezeichnet insbesondere die jüdische Aufklärung. Anhänger*innen der Haskala nennt man Maskilim (Singular Maskil).
Die Haskala war Teil der allgemeinen europäischen Aufklärungsbewegung ab den 1770er Jahren. Ein wesentliches Verdienst der Haskala war es, die allgemeine und religiöse Bildung miteinander zu verbinden. Maskilim traten für die (rechtliche) Gleichberechtigung von Jüd*innen in einer christlich geprägten Gesellschaft ein.

siehe Schoa

Das Judentum erschafft sich immer wieder neu. Jüdische Religionsausübung verändert sich. Sie passt sich ein stückweit den Gepflogenheiten der Mehrheitsbevölkerung an und geht mit der Zeit mit. Im 19. Jahrhundert hat sich in Deutschland das Reformjudentum entwickelt, eine Richtung des Judentums, die wir heute als Liberales Judentum oder auch Progressives Judentum bezeichnen. Heute unterscheiden wir zwischen den zwei Hauptrichtungen traditionell (also Orthodoxes Judentum) und modern (also Liberales und Progressives Judentum).

Wer ist jüdisch? Das ist eine heiß diskutierte Frage mit verschiedenen Antworten, nicht erst im 21. Jahrhundert. In der jüdischen Tradition ist ein Mensch jüdisch, wenn die Mutter Jüdin ist. Auch die Konversion, der Übertritt, zum religiösen Judentum ist möglich. Im Liberalen Judentum sind auch Kinder von jüdischen Vätern jüdisch, vorausgesetzt, dass sie jüdisch erzogen werden.

Judentum ist aber mehr als nur Religion. Jüd*innen definieren ihr Jüdischsein als Religion, als Kultur, als Ethnie, als Zugehörigkeitsgefühl, als Lebenseinstellung.

Jom Kippur ist der höchste Feiertag im jüdischen Jahreslauf. Der Versöhnungstag ist ein strenger Fasten- und Gebetstag und wird im September/Oktober begangen.

Die hebräische Bezeichnung von Kantor*in lautet Chasan. Ein*e Kantor*in singt die Gebete (im Synagogengottesdienst) und wird auch als Vorbeter*in oder Vorleser*in bezeichnet.

Die Kippa (Plural Kippot, hebräisch für Käppchen) ist eine Kopfbedeckung von religiös-observanten Juden. In einigen religiösen Strömungen des Judentums tragen auch Frauen eine Kippa. Manche Jüd*innen tragen die Kippa immer, andere nur bei der Ausübung religiöser Handlungen, wie dem Gebet. Aus Rücksichtnahme auf die religiösen Traditionen werden männliche Besucher von Synagogen und jüdischen Friedhöfen gebeten, auch eine Kopfbedeckung zu tragen.

Klezmer (gesprochen Klesmer) ist eine instrumentale Festmusik. In Ost(mittel)europa wurde sie zur Begleitung von jüdischen Hochzeiten oder fröhlichen religiösen Festen gespielt. In den 1970er Jahren wurde diese Musikrichtung vor allem in Nordamerika ‚wiederentdeckt‘. Verstärkt ab den 1990er Jahren wurde Klezmer auch im deutschsprachigen Raum – häufig gepaart mit jiddischen Liedern und Musik – populär. Heute gilt es in Deutschland gemeinhin als der Inbegriff jüdischer Musik und fehlt auf fast keinem Fest der jüdischen Kultur.

LeChaim ist Hebräisch und heißt „Auf das Leben“. Es dient als Trinkspruch im religiösen und säkularen Kontext.

Madrich (Plural Madrichim) bzw. Madricha (weibliche Form) ist die hebräische Bezeichnung für Kinder- und Jugendbetreuer*in innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.

Die Mikwe, das rituelle Tauchbad, wird von Jüd*innen zu verschiedenen Anlässen genutzt. Der häufig verwendete Begriff „Frauenbad“ ist also irreführend. Frauen besuchen sie beispielsweise nach der Menstruation. Männer unter anderem nach der Genesung von bestimmten Krankheiten. Auch Geschirr, das vorher gut abgewaschen wurde, kann hier gekaschert, also rituell reingemacht werden.  Neu gekaufte bzw. unrein gewordene Töpfe, Pfannen, Teller usw. werden zu diesem Zweck in der Mikwe untergetaucht.

In der jüdischen Geschichte richtete die jüdische Gemeinschaft ein Tauchbad an vielen Orten ein. Stellenweise waren es von der örtlichen jüdischen Gemeinde betriebene Mikwen, stellenweise Privatmikwen in Wohnhäusern.

Die Mischna (Hebräisch für Wiederholung) bildet gemeinsam mit der Gemara den Talmud. Sie ist die erste große Verschriftlichung der mündlichen Tora und eine der wichtigen Sammlungen jüdisch-religiöser Überlieferung. Die Mischna enthält vorwiegend Bestimmungen zum jüdischen Religionsgesetz, der Halacha. Es gibt in der Mischna nur wenige erzählerische oder erbauliche Betrachtungen.

Pessach ist ein jüdischer Feiertag, der an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Das Fest des ungesäuerten Brotes wird sieben Tage lang gefeiert. Das zentrale Element ist die Sederfeier (Seder auf Hebräisch Ordnung). Der Seder ist eine Mahlzeit mit einem genauen symbolträchtigen Ablauf und einer festgelegten Speiseabfolge, den die Familie am häuslichen Esstisch zelebriert.

Purim ist das Fest der „Lose“. Das fastnachtsähnliche fröhliche Fest wird im Februar/März eines Jahres gefeiert. Purim erinnert an die Rettung der jüdischen Bevölkerung im persischen Reich. Die zentralen Figuren sind der Bösewicht Haman und der Gute Mordechai. An Purim wird die Estergeschichte aus der Megillat Ester (Hebräisch für Esterrolle) vorgelesen. Es ist ein üblicher Brauch, dass, wenn bei der Lesung der Name Haman fällt, gestampft, getutet oder gerasselt wird – der Name wird also übertönt. Eine übliche Süßspeise sind die Hamantaschen, ein mit Pflaumen oder Mohn gefüllter Mürbeteig.

Rabbiner*in bedeutet Lehrer*in. Seine bzw. ihre wichtigste Aufgabe ist das Vermitteln von Kenntnissen der Tora. Rabbiner*innen beraten in Fragen das jüdische Religionsgesetz betreffend ebenso sind sie seelsorgerisch tätig. Rabbiner*innen sind das religiöse Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde. Häufig leitet er oder sie auch die Gottesdienste. 

Rosch HaSchana (Hebräisch für Haupt des Jahres) ist der erste Tag im jüdischen Jahreslauf. Für das jüdische Neujahr ist das Blasen des Schofars charakteristisch.

Der Schabbat ist der jüdische Ruhetag. Der nach jüdischer Zählung siebten und letzter Wochentag wird von Freitagabend bis Samstagabend begangen. Der jüdische Tag beginnt und endet mit dem Erscheinen des ersten Abendsterns, so auch der Schabbat. Der Schabbat trennt Alltag von der Zeit der Ruhe und Besinnung. Der Tag wird oftmals im Kreis der Familie bzw. Freund*innen verbracht. Häufig besuchen Jüd*innen am Freitagabend und/oder Samstag den Gottesdienst in der Synagoge.

Schawuot wird auch als Wochenfest bezeichnet. Denn zwischen dem zweiten Tag von Pessach und dem Beginn von Schawuot sollen genau sieben Wochen liegen. Das Fest erinnert an die Übergabe der Tora am Berg Sinai. Traditionell werden an Schawuot Milchspeisen verzehrt, wie Eierkuchen mit Quark oder Käsekuchen.

Schoa ist die hebräische Bezeichnung für die industrielle Massenvernichtung der europäischen Judenheit in der Zeit des Nationalsozialismus. Schoa bedeutet Katastrophe und ersetzt den im deutschsprachigen Raum verbreiteten Begriff Holocaust, der sich wiederum vom griechischen Begriff für Ganzopfer ableitet. Während der Schoa wurden 6 Millionen europäische Jüd*innen ermordet.

Das Schofar ist das Widderhorn, ein traditionell-jüdisches Instrument, das an bestimmten Festtagen geblasen wird, wie beispielsweise an Rosch HaSchana oder Jom Kippur. Wenn der Feiertag auf einen Schabbat fällt, dann wird auf das Blasen des Schofars verzichtet, da die Benutzung von Instrumenten am Schabbat aufgrund des Arbeitsverbots nicht gestattet ist.

Am 14. Mai 1949 verlas David Ben Gurion die israelische Unabhängigkeitserklärung. Der Staat Israel war gegründet. Die Idee der zionistischen Bewegung und ihres Begründers Theodor Herzl war somit in Erfüllung gegangen.

Die Israeliten lebten in der Zeit des Auszugs aus Ägypten in provisorischen Behausungen. Die Sukka erinnert daran. Die provisorische Laubhütte ist nicht mit Ziegeln oder Dachpappe gedeckt, sondern mit Ästen, Zweigen oder Matten. Das Dach spendet zwar Schatten, schützt aber nicht vor Regen. Denn das jüdische Religionsgesetz verlangt, dass man die Sterne durch das Dach sehen kann. 

Neben dem Merkmal des Provisorischen zeichnet sich eine Sukka dadurch aus, dass sie bunt geschmückt wird. Die Wände werden verziert, in die Dachmatten wird Obst gehängt, der Esstisch wird schön dekoriert. 

Denn sieben Tage lang wird in der Sukka gegessen und nicht etwa am häuslichen Esstisch. Häufig werden Gäste eingeladen – die Familie, Nachbar*innen oder Freund*innen. 

Heutzutage werden überall, wo Jüd*innen Sukkot feiern, auf Freiflächen Laubhütten aufgebaut: in den Gärten von jüdischen Gemeinden, auf Balkonen von Privatwohnungen, in Höfen oder auf Dachterrassen. 

Das jüdische Laubhüttenfest (Sukkot) ist ein fröhliches und farbiges Fest. Gefeiert wird es sieben Tage lang. Sukkot ist ein Dank- und Freudenfest über die Früchte des Feldes und des Gartens. Erinnert wird an ein biblisches Ereignis – an den Auszug der Israeliten aus Ägypten

Synagogen (von synagoga, Griechisch für „Zusammenkunft“) sind Orte des Gebets, des religiösen Lernens und vielem mehr – es sind also wirkliche Orte der Zusammenkunft. Auf Hebräisch, der traditionellen Sprache von Jüd*innen, sagt man Beit Knesset (Deutsch: Haus der Versammlung) oder Beit Tfila (Deutsch: Haus des Gebets).

Die jüdische Religion ist jahrtausendealt. In fast allen Ländern der Erde gibt es Jüd*innen, dementsprechend bunt ist das Judentum als gelebte Vielfalt.

Es gibt keine Regeln, wie eine Synagoge gebaut werden muss. Bis in das 19. Jahrhundert war es Juden (ebenso wie Frauen, egal welcher Religion) in Deutschland verboten, als Architekten zu arbeiten. Die Entwürfe für die Synagogen haben Nichtjuden gemacht. Der Baustil orientierte sich am Geschmack der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Landes.

Auch innen sind Synagogen ganz verschieden eingerichtet. Doch die wesentlichen Bestandteile der Innenausstattung fehlen nie. Diese sind:

-             Tora (5 Bücher Moses)

-             Lesepult für die Tora (Bima)

-             Toraschrank (Aron ha-Kodesch)

-             Immerwährendes Licht (Ner Tamid)

-             Sitzgelegenheiten für die Betenden

-             Gebetbücher.

In manchen Synagogen findet man auch noch die Mechiza, das ist eine Trennung zwischen Männer- und Frauenbereich.

Der Tallit ist ein Gebetsmantel. Es handelt sich dabei um ein viereckiges Tuch, das beim Beten über Kopf und Schulter gelegt wird. Im traditionellen Judentum ist das Tragen eines Tallits für Männer Pflicht. In einigen anderen religiösen Strömungen tragen auch Frauen einen Tallit.

Der Talmud ist das Hauptwerk der jüdischen mündliche Tora. Er besteht aus zwei Teilen, der Mischna als innerem Kernteil und der Gemara als weiterem Bestandteil. Es gibt zwei Traditionen, den Babylonischen Talmud und den Jerusalemer Talmud.

Die Tora (auch: Thora oder Torah) ist das heiligste Buch des Judentums, auf Hebräisch steht das Wort Tora für „Weisung“ oder „Lehre“. Die Tora ist der erste und wichtigste Teil des Tanach, auch Hebräische Bibel genannt. Sie enthält das jüdische Religionsgesetz, die direkte Offenbarung des Ewigen an Mose für das Volk Israel. Orthodoxe Jüd*innen glauben, dass die Worte der Tora die Worte des Ewigen sind, die er Mose vor ca. 3.000 Jahren auf dem Berg Sinai verkündet hat. Für das Liberale Judentum ist die Tora ein von Menschen verfasster Text.  Den Autoren der Texte hat sich der Ewige geöffnet.

Die Tora enthält neben Erzählungen auch Gebote und Gesetze, die religiöse Jüd*innen  dazu anleiten, ein gutes, das heißt ein moralisches und heiliges Leben zu führen.

Es ist nicht bekannt, wer die Tora wirklich verfasst hat. Sie entstand vor ca. 2.500 Jahren, als man dazu überging, bislang mündlich überlieferte Geschichten aufzuschreiben. Da diese Geschichten auf unterschiedlichen Quellen beruhen, sind sie nicht immer einheitlich oder widersprechen sich in Teilen sogar.

Einige Geschichten finden sich daher auch mehrfach. Später traten neben die Tora die Texte von Propheten (Nevi’im), also von Menschen, die glauben, dass sie die Worte direkt vom Ewigen empfangen haben, sowie weitere religiöse Schriften (Ketuvim). Tora, Nevi’im und Ketuvim bilden zusammen drei Teile des Tanach, welcher auch als Hebräische Bibel oder TNK bezeichnet wird. Die Schriften, welche die Tora erläutern und aktualisieren, werden als mündliche Tora bezeichnet. Die schriftliche und mündliche Tora bilden die Grundlage der jüdischen Religion.

In der christlichen Bibel entspricht die Tora den fünf Büchern Mose. In der Tora sind ihre Bezeichnungen: Bereschit (Am Anfang); Schemot (Die Namen); Waijkra (Und Er rief); Bemidbar (In die Wüste) und Dewarim (Wörter). Diese Bezeichnungen leiten sich dabei aus dem ersten (bedeutungsvollen) Wort in jedem der Bücher ab.

Die Tora, die Fünf Bücher Moses, ist der zentrale Text des religiösen Judentums. Eine Synagoge wird durch das Aufbewahren und Verlesen der Tora überhaupt erst zu einem Gotteshaus. Der Aron haKodesch, der Toraschrank, hat somit eine besonders wichtige Bedeutung. Er befindet sich an der Wand, die nach Osten Richtung Jerusalem gerichtet ist. In Jerusalem stand in der Antike der Tempel als das zentrale Heiligtum des Judentums.

Zionismus leitet sich von Zion ab, dem Tempelberg in Jerusalem. Er bezeichnet die jüdische Nationalstaatsbewegung, das Streben von Jüd*innen nach einem unabhängigen jüdischen Staat. Im 19. Jahrhundert entwickelten viele europäische Ethnien eine jeweils eigene Nationalstaatsidee – so auch die jüdische. Der Anfangspunkt der modernen zionistischen Bewegung wird häufig auf den Ersten Zionistischen Kongress 1898 in Basel datiert.