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Rundgang religiöse Orte

Streifzüge durch das jüdische Seesen

Rechteinhaber: C. Schuberth, CC BY-SA 4.0

Jüdischer Friedhof in Seesen

Jüdische Orte
Seesens

Der Ursprung und ein zentraler Bereich der jüdischen Kultur ist die Religion. Jüdische Lokalgeschichte bedeutet neben der Beschäftigung mit den Biografien von jüdischen Frauen, Männern und Kindern, das "in den Blick nehmen" der baulichen Spuren einstiger Orte jüdischer Religionsausübung.
Wir laden Sie ein, sich auf die Spuren des einstigen jüdisch-religiösen Lebens in Seesen zu begeben! 

Auf den 5 Stationen des Rundgangs Religiöse Orte erfahren Sie mehr über die wesentlichen baulichen Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde wie z.B. den Jüdischen Friedhof, die Synagoge bzw. Betraum und die einstige Mikwe (das rituelle Tauchbad).

1. Jüdischer Friedhof Seesen

2. Synagoge Seesen

3. Gemeindehaus und Betraum nach 1945

4. St.-Andreas-Kirche

5. einstige Mikwe

 

Der Jacobstempel, die ehemalige Synagoge


Für seine Schule ließ Israel Jacobson ab 1805 eine Synagoge bauen. Sein 1810 eingeweihter Jacobstempel wurde zum Prototypen für einen modernisierten jüdischen Gottesdienst durch jugendgemäße Verkürzung, Einführung von deutscher Predigt, parallelem Chorgesang und Gebet, Orgelbegleitung, Einbeziehung der Frauensynagoge in den Raum und Ausrichtung der Sitzbänke hin zum Toraschrein. Die Architektur und die Inneneinrichtung zeigten deutlich ein „modellhaftes“ Erinnern an den einstigen Tempel Salomons in Jerusalem. Der Jacobstempel präsentierte sich selbstbewusst mit Inschriften, Türmchen, Turmglocken und Uhr neben der christlichen Religion: „Haben wir nicht alle einen Vater, hat uns nicht ein Gott geschaffen?“

Text: Dr. Joachim Frassl
Rechteinhaber: Dr. Joachim Frassl, CC BY-SA 4.0

Die 1810 eingeweihte Synagoge der Jacobson-Schule war in vielfacher Hinsicht Prototyp eines jüdischen Gotteshauses, das sich selbstbewusst inmitten der protestantischen Umgebung als gleichrangig präsentierte. Zwar war es - wie für eine Fremdreligion vorgeschrieben - nur eine Fachwerkarchitektur, aber die Inschriften über den Portalen, die Dachaufbauten mit Turm und Turmglocke, die Kirchenuhr über der Nordfassade zeigten ein gleichrangiges Gotteshaus. Mehr noch: Über viele Baudetails - sowohl außen als auch innen - wurde auf den alttestamentarischen jüdischen Tempel Salomos verwiesen. Damit war der neue Seesener Tempel nicht ein Abbild der nahen St. Andreas-Kirche, sondern umgekehrt: Der jüdische Tempel ist das Vorbild!

Dr. Joachim Frassl, Historiker, ehemaliger Gymnasiallehrer des Jacobson Gymnasiums

Was ist eine Mikwe?


Die Mikwe, das rituelle Tauchbad, wird von Jüd*innen zu verschiedenen Anlässen genutzt. Der häufig verwendete Begriff „Frauenbad“ ist also irreführend. Frauen besuchen sie beispielsweise nach der Menstruation. Männer unter anderem nach der Genesung von bestimmten Krankheiten. Auch Geschirr, das vorher gut abgewaschen wurde, kann hier gekaschert, also rituell reingemacht werden.  Neu gekaufte bzw. unrein gewordene Töpfe, Pfannen, Teller usw. werden zu diesem Zweck in der Mikwe untergetaucht.

In der jüdischen Geschichte richtete die jüdische Gemeinschaft ein Tauchbad an vielen Orten ein. Stellenweise waren es von der örtlichen jüdischen Gemeinde betriebene Mikwen, stellenweise Privatmikwen in Wohnhäusern.

 

Quelle:  Glossar

 

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Die Rundgänge durch das jüdische Seesen sind ein Projekt von:
Gefördert durch: Das Land Niedersachsen/Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig
Entwicklung und Umsetzung: Israel Jacobson Netzwerk e.V. & Stadt Seesen
Konzeption und Text: Israel Jacobson Netzwerk e.V. (Rebekka Denz, Tilmann Gempp-Friedrich auf Basis der Forschung von Dr. Joachim Frassl)

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