Historische Einführung
Mittelalter
Schon im Mittelalter gab es in den Städten Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Schöningen und Wolfenbüttel jüdische Gemeinden. Sie gingen in den Pogromen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit unter. Erst im 17. Jahrhundert siedelten sich einzelne Jüd*innen und wieder an und wurden zu den Gründern der neuen jüdischen Gemeinden.
17./18. Jahrhundert
Einer dieser so genannten Schutzjuden war Alexander David (1687-1765), Bankier der Braunschweiger Herzöge. Seine Sammlung jüdischer Ritualobjekte machte er als eine der ersten der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Tradition führt das Braunschweigische Landesmuseum fort, in dessen Sammlung Ritualobjekte aus dem Besitz Alexander Davids erhalten sind. Das Hauptexponat, die Ausstattung der barocken Hornburger Synagoge von 1766, wurde in den 1920er Jahren in das Braunschweiger Museum gebracht.
Aufklärung
Vor allem in der Zeit der Aufklärung wurde in der Region deutsch-jüdische Geschichte geschrieben: In Wolfenbüttel trafen sich der Schriftsteller und Bibliothekar Gotthold Ephraim Lessing (1729-81) und sein Freund, der jüdische Philosoph Moses Mendelssohn (1729-86). Lessing setzte Mendelssohn im Drama „Nathan der Weise“ mit der Figur des Nathan ein literarisches Denkmal.
Die von Mendelssohn angeregte jüdische Aufklärung, die Haskala, hatte im 19. Jahrhundert eines ihrer Zentren in der Region zwischen Harz und Heide. Das Wirken des jüdischen Reformers Israel Jacobson (1768-1828) ist damit unmittelbar verknüpft. Von Seesen gingen mit Jacobson wichtige Signale des Aufbruchs der jüdischen Gemeinschaft in die Moderne aus. Bis heute berufen sich in der ganzen Welt zahllose jüdische Gemeinden auf die auch in unserer Region initiierte Reformbewegung.
19./frühes 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert strebten jüdische Frauen und Männer oft erfolgreich danach, als Teil des Bürgertums anerkannt zu werden. Industrielle wie der Braunschweiger Max Jüdel (1845-1910) leisteten Herausragendes für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und waren als Stifter*innen und Wohltäter*innen aktiv – nicht nur für die jüdische Gemeinschaft, sondern für alle Bürger*innen. Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert konnten die jüdischen Gemeinden der Städte Braunschweig, Wolfenbüttel und Peine neue, repräsentative Synagogen errichten, die den jüdischen Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft spiegelten. Sie wurden in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört. An die Stätten und Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und Ermordung wird in der Region auf vielfältige Weise erinnert.
Nach 1945 bis heute
Nach 1945 entfalteten jüdische Überlebende der Konzentrationslager in der Region ein neues religiöses und kulturelles Leben. Von ihnen wurde z.B. die Synagoge in Goslar für wenige Jahre noch einmal für Gottesdienste genutzt. Auch in Braunschweig, Celle, Göttingen, Hannover, Hildesheim und Wolfsburg bildeten sich neue Gemeinden. Ihre Synagogen sind heute Zentren eines vielfältigen jüdischen Gemeindelebens.